Inhaltsbereich

Feuerwehr-Chef: „Es besteht kein Anlass zur Panik“

Veröffentlicht am: 05.04.2020

Seit 2018 ist Andreas Klos Chef der Krefelder Feuerwehr. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Seit 2018 ist Andreas Klos Chef der Krefelder Feuerwehr.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Herr Klos, wie geht die Feuerwehr Krefeld mit dem Thema Corona um?

Andreas Klos: Die Stadt Krefeld ist Träger des Brandschutzes und des Rettungsdienstes. Im Rettungsdienst spielt der direkte Umgang mit Kranken naturgemäß eine große Rolle. Beim Notruf wissen die Kolleginnen und Kollegen natürlich in den allermeisten Fällen nicht, ob sie gerade zu einem Corona- Patienten gerufen werden

Welche Vorkehrungen haben Sie diesbezüglich getroffen?

Klos: Alle Rettungsdienst Mitarbeiter sind zusätzlich zu den Infektionsschutzsets der Fahrzeuge mit FFP2-Masken ausgestattet. Sollte sich im Gespräch vor Ort, oder bereits über Telefon, ein Verdachtsfall ergeben, greifen alle Beteiligten zu FFP2-Mundschutz, Einmal- Schutzkitteln, Handschuhen und Schutzbrillen. Zusätzlich erhält der Patient einen Mund-Nase- Schutz. Es geht dabei darum, dass Ansteckungsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren

Wie gelingt das innerhalb Ihres Teams?

Klos: Unter anderem, in dem alle nicht zwingend notwendigen größeren Besprechungen wegfallen, ebenso interne und externe Fort- und Ausbildungsveranstaltungen. Zusätzlich ist auf den Wachen nahezu das gesamte soziale Miteinander zum Erliegen gekommen. Der dienstliche Tagesablauf ist auf den Erhalt der Einsatzbereitschaft ausgerichtet.

Was meinen Sie damit?

Klos: Im Rahmen eines 24-Stunden- Dienstes verbringen die Kolleginnen und Kollegen normalerweise sehr viel Zeit auf engstem Raum miteinander. In den Werkstätten wird gearbeitet, der Ausbildungs- und Übungsdienst wird absolviert, es wird zusammen gegessen, Sport gemacht und in der Bereitschaftszeit auch einmal gemeinsam Fernsehen geschaut. Das alles ist nun nicht mehr in gewohnter Form möglich. Alle halten aufgrund der festgelegten Verhaltensmaßnahmen ganz bewusst Abstand voneinander.

Aber essen müssen die Feuerwehrleute doch...

Klos: Natürlich, aber nur in kleinen Teams und zu verschiedenen Zeiten. Die Speiseaufnahme ist so geregelt, dass jede Besatzung separat für sich isst. Sollte es zu einem Verdachtsfall kommen, betrifft es „nur" das eine Team, zum Beispiel eine RTW-Besatzung oder die Besatzung eines Löschfahrzeuges. Die restlichen Kolleginnen und Kollegen sind weiter einsatzbereit. Auch die morgendliche Übergabe haben wir anders gestaltet: Normalerweise tauschen wir uns nach bzw. vor einem Schichtwechsel intensiv aus: Was ist in den letzten Stunden passiert, worauf ist zu achten etc.? Daraus haben wir nun einen „fliegenden Übergang" gemacht. Wir kommunizieren das Wichtigste, im notwendigen Abstand und dies in kürzester Zeit.

Hat sich an der Zahl der gefahrenen Rettungsdiensteinsätze in der Pandemie etwas verändert?

Klos: Ja, die Zahl ist gesunken. In normalen Zeiten fahren wir 100 bis 120 Einsätze pro Tag im Rettungsdienst. Derzeit sind es um die 65 bis 70. Wir haben also etwa 35 bis 40 Prozent weniger Einsätze. Das erklärt sich aber leicht: schließlich herrscht beispielsweise viel weniger Verkehr, es gibt also weniger Unfälle auf den Straßen. Auch Arbeitsunfälle sind seltener, sowie Verletzungen beim Sport.

Wie viele Kolleginnen und Kollegen stehen Tag und Nacht bereit?

Klos: Wir sprechen von insgesamt 43 Personen, „Funktionen" bei der Feuerwehr, in den Bereichen Brandschutz und Rettungsdienst. Sie fahren unter anderem den Notarzt und den Rettungswagen, besetzen den Brandschutz und nehmen in der Leitstelle den Notruf entgegen.

Sie befassen sich ja beruflich mit Ausnahmesituationen, ja mit Katastrophen. Wie blicken Sie als erfahrener Feuerwehrmann auf die Corona-Krise?

Klos: Natürlich hatten wir Pläne in der Schublade, die unter anderem regeln, wie wir bei einer krankheitsbedingten Unterbesetzung vorzugehen haben. Auf ein Szenario wie Corona war aber niemand vorbereitet - und das dürfte wohl weltweit so sein. Es besteht aus meiner Sicht kein Anlass zur Panik, ich würde mein Gefühl als professionelle Besorgnis beschreiben. Unsere Prämisse ist es, mit dem Team auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Auch auf Worst- Case-Szenarien, die hoffentlich bei uns gar nicht erst eintreffen werden.

 

Zur Person

Andreas Klos ist seit 2018 Leiter des städtischen Fachbereichs Feuerwehr und Zivilschutz. Bei der Krefelder Feuerwehr ist der 50-Jährige bereits seit 1997. Ihm unterstehen damit die Wachen der Berufsfeuerwehr mit der Adresse „Zur Feuerwache 4" (Hauptwache) und an der Hafenstraße in Linn. Hinzu kommen die Standorte der Freiwilligen Feuerwehr in Oppum, Traar, Fischeln, Hüls, Uerdingen und Gellep-Stratum. Zusammen mit den Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst und die Johanniter Unfallhilfe, stellt die Feuerwehr elf Rettungswagen (RTW) im Stadtgebiet. Drei Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) sind an verschiedenen Krankenhäusern stationiert. Im Krankentransport unterstützen dabei zusätzlich vier Krankentransportwagen.

 

 

Alle Beiträge aus der Sonderveröffentlichung rund um das Thema "Krefeld in Zeiten der Pandemie":
Das Gebot der Stunde lautet: Helfen, wo man helfen kann
Ehrenamtliche Initiativen nähen Schutzmasken für Pflegedienste und Hilfsorganisationen: Mit dabei sind unter anderem die Wiege, die Seebrücke und das Theater.
Überall in Krefeld werden derzeit Masken genäht und verteilt: Auch Petra Rögels von der Wiege näht fleißig. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Das Gebot der Stunde lautet: Helfen, wo man helfen kann
Ehrenamtliche Initiativen nähen Schutzmasken für Pflegedienste und Hilfsorganisationen: Mit dabei sind unter anderem die Wiege, die Seebrücke und das Theater.
Überall in Krefeld werden derzeit Masken genäht und verteilt: Auch Petra Rögels von der Wiege näht fleißig. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Das Gebot der Stunde lautet: Helfen, wo man helfen kann
Ehrenamtliche Initiativen nähen Schutzmasken für Pflegedienste und Hilfsorganisationen: Mit dabei sind unter anderem die Wiege, die Seebrücke und das Theater.
Überall in Krefeld werden derzeit Masken genäht und verteilt: Auch Petra Rögels von der Wiege näht fleißig. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Ruhig und besonnen gegen eine einmalige Infektionswelle
Das Personal im Gesundheitsamt wurde deutlich aufgestockt. Dirk Hagenräke gibt Einblick in die Arbeit des Gesundheitsamts,
Dirk Hagenräke ist als Gesundheitsingenieur derzeit im Dauereinsatz. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Im Dauereinsatz gegen die Epidemie
Andre Wiegratz, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, arbeitet in Corona-Zeiten am Limit. Hier erzählt er von den Herausforderungen.
Der promovierte Mediziner Andre Wiegratz hat beruflich schon viele Extremsituationen erlebt, aber Corona stellt ihn vor neue Herausforderungen.Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Alle Sonderveröffentlichungen: