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Die Amtskette des Oberbürgermeisters

Die heutige Amtskette

Im Herbst 1964 wurde im Verwaltungsvorstand und zwischen den Fraktionen - offenbar auf Veranlassung von Oberbürgermeister Herbert van Hüllen - die Frage einer Amtskette für den Krefelder Oberbürgermeister erörtert. Nachdem feststand, dass die alte Amtskette von 1854 nicht mehr existierte, wurde Kulturdezernent Kurt Honnen vom Oberbürgermeister im Auftrag des Hauptausschusses gebeten, Überlegungen im Hinblick auf die Gestaltung des Anhängers der Kette anzustellen. Das Ergebnis der im Sommer 1965 im wesentlichen vom Leiter des Stadtarchivs, Dr. Guido Rotthoff, beteiligt waren ferner der Leiter des Kaiser Wilhelm Museums, Dr. Paul Wember, und der Leiter des Presseamtes, Ernst Köppen, getroffenen Feststellungen war "ein zeitloses Emblem" zu wählen, am besten "das Stadtwappen (ohne Mauerkrone) in einer guten künstlerischen Gestaltung". Oberbürgermeister van Hüllen erörterte daraufhin die Angelegenheit mit dem Leiter der Metallabteilung der Krefelder Werkkunstschule, Professor Hein Wimmer, der auch den Auftrag der Gestaltung des Stadtwappens über dem Rathauseingang erhalten hatte. Wimmer legte Ende Juli 1966 mehrere Entwürfe vor, die dann vom Oberbürgermeister mit den Fraktionsvorsitzenden und dem Oberstadtdirektor besprochen wurden. Der Hauptausschuss zog zwei Entwürfe in die engere Auswahl, überließ aber letztlich dem Oberbürgermeister die letzte Entscheidung.

Die aktuelle Amtskette

Der von Oberbürgermeister van Hüllen ausgewählte Entwurf I (die heutige Amtskette) besteht aus Silber. Die Kettenglieder und die Rückseite des Wappens zeigen eine Oberflächenstruktur. Das Stadtwappen ist erhaben und besteht aus Gold, und zwar aus unterschiedlichen Legierungen von Weißgold, Gelbgold und Rotgold, so dass sich alle Einzelheiten gut abheben. Im einzelnen besteht die Amtskette aus einer Reihung von mehreren einfachen Kettengliedern, die lediglich durch die wechselnde Struktur ihrer Oberfläche, entstanden durch die Bearbeitung, vom Material her ihre Wirkung haben. Im Gegensatz dazu sind die die Kettenglieder verbindenden Spangen von glatter, polierter Oberfläche.

Ein quadratisches Brustschild trägt das Wappen der Stadt. Der Wappenschild ist, den heraldischen Farben gemäß, in Weißgold, persischem Lapislazuli und indischem Karneol gearbeitet. Die Wappenbilder sind vollplastisch und aus Gold, auch hier den heraldischen Farben entsprechend rot-, gelb- und weißgold abgetönt. Der schwarze Querbalken (im alten Moerser Wappen zu Füßen des Heiligen Dionysius) und die Kreuze in den kleinen Schilden (kurkölnisches Wappen) sind aus Onyx.

Die Amtskette wurde erstmals im Januar 1968 getragen. Die Befugnis zum Tragen der Amtskette "bei feierlichen Anlässen" ergibt sich aus der Hauptsatzung der Stadt Krefeld (zur Zeit § 5 Absatz 2).

 

 

Die Amtskette von 1854

Den Reinentwurf für die Kette fertigte der Generaldirektor der Königlichen Museen von Olfers auf der Grundlage eines von Oberbürgermeister Heinrich Ondereyck eingesandten Entwurfs. Die Kette selbst stellte vermutlich der königliche Hofgoldschmied Hossauer in Berlin her.

Amtskette

Die goldene (nicht vergoldete) Kette trug vorn zwei goldene Schaumünzen: die obere zeigte das Porträt des Stifters mit der Umschrift "Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen" und war überhöht von der preußischen Königskrone. Das Bild des Königs entspricht dessen Abbildungen auf den Talern seit 1853, die Königskrone der auf den Talern von 1842. Die untere Schaumünze zeigt den Krefelder Stadtpatron, den heiligen Dionysius, das erhobene Haupt mit einer Mitra bedeckt und von einem Heiligenschein umgeben, in der linken Hand - als Andeutung des Enthauptungswunders - eine weitere von einem Heiligenschein umgebene Mitra, in der rechten Hand den Krummstab, an der Fußstelle das Wappen der Grafschaft Moers (jedoch heraldisch falsch gedeutet, da es statt eines schwarzen Querbalkens im goldenen Feld einen roten Querbalken im silbernen Feld darstellt). Dieses Bild ist umgeben mit einem Ring, der oben die Inschrift "Stadt Crefeld" und unten eine Rosette enthält, die Münze überhöht von der fünftürmigen, eine Stadt symbolisierende Mauerkrone.

Die so gestaltete Amtskette wurde mit einer königlichen Kabinettsordre vom 15. September 1855 wenige Tage später durch Erlaß des Oberpräsidenten in Koblenz dem Krefelder Oberbürgermeister zugestellt, wobei der Oberpräsident ausdrücklich darauf hinwies, das Recht zum Tragen der Kette gelte nur für Ondereyck persönlich.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt Anfang 1872 nahm Ondereyck die Amtskette mit sich; sie verblieb nach seinem Tod 1876 im Besitz der Familie. Sein Amtsnachfolger Christian Roos war anscheinend ohne Amtskette zufrieden, erst dessen Amtsnachfolger Oberbürgermeister Ernst Küper erwirkte wieder das Recht, "bei geeigneten Gelegenheiten die goldene Amtskette zu tragen", das ihm König Wilhelm I. am 28. Oktober 1886 "in Gnaden" verlieh. Küper gelang es auch, im folgenden Jahr von den Erben Ondereycks die Amtskette für 1.500 Mark für die Stadt Krefeld zu erwerben. Dem Kaufpreis lag eine Schätzung des Krefelder Juweliers J. Schumacher zugrunde, der ein Gewicht der Amtskette von 319 Gramm (davon 79 Gramm Feingold und 240 Gramm 16karätiges Gold) mit einem Materialwert von 720 Mark ermittelte. Die Kosten für eine Neuanfertigung der Kette hätten bei 1.200 Mark gelegen. Hiermit war die Amtskette in den Besitz der Stadt Krefeld gelangt, deren Oberbürgermeister sie fortan trugen (bis 1918 allerdings mit der jeweils im Zuge der Bestätigung durch den König erteilten Berechtigung zum Tragen der Amtskette). Nach 1918 sprach das Preußische Staatsministerium keine Neuverleihungen mehr aus, es wurde vielmehr in das eigene Ermessen der Städte gestellt, inwieweit sie ihre leitenden Beamten mit Amtsketten ausstatten wollten. 1935 ermächtigte die Deutsche Gemeindeordnung die Städte, per Hauptsatzung zu regeln, ob Beigeordnete und Ratsherren mit Amtsketten versehen werden sollten. In Krefeld wurde diese Regelung 1936 eingeführt: es wurden sechs silberne Amtsketten für die Beigeordneten und 36 bronzene Amtsketten für die Ratsherren (jeweils mit dem aktuellen Stadtwappen) beschafft. Ferner erhielt der Bürgermeister des Stadtteils Uerdingen 1936 eine eigene "Uerdinger" Amtskette.

Über den Verbleib der Amtskette des Oberbürgermeisters von 1854 herrschte nach 1945 zunächst Unklarheit, vor allem, nachdem der letzte Träger der Kette, Oberbürgermeister Dr. Alois Heuyng, 1964 zu Protokoll gegeben hatte, die Kette sei in der Bombennacht 1943 im Rathaustresor verglüht. Neuere Aktenfunde lassen indes an dieser Darstellung Zweifel aufkommen. In einem vor der Verlagerung von Materialien der Stadtverwaltung nach Minden am 15. Dezember 1944 erstellten Verzeichnis des Inhalts der "Amtskiste" von Verwaltungsdirektor Meyer ist an erster Stelle die Amtskette des Oberbürgermeisters aufgeführt. In einer weiteren Kiste waren die Amtsketten des Bürgermeisters von Uerdingen und die sechs Amtsketten der Beigeordneten enthalten. Aus dem Inhalt beider Kisten sind nach 1945 wieder Gegenstände aufgetaucht. Verschwunden blieben indes die Amtsketten des Oberbürgermeisters, des Bürgermeisters von Uerdingen und der Beigeordneten. Da nur Gegenstände abhanden kamen, die materiellen Wert hatten, die man also "versilbern" konnte, ist die Annahme wahrscheinlich, dass die Amtsketten damals Plünderern in die Hände gefallen sind. Die Stadt Krefeld hat deshalb (und wegen einiger weiterer vermisster Gegenstände) noch die Kriminalpolizei in Minden und den Oberstaatsanwalt in Bielefeld eingeschaltet - ohne Erfolg.