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Die Preußische Uraufnahme
Am 1. März 1818 gab das königlich preußische Kriegsministerium das erste "Musterblatt für die topographischen Arbeiten des königlich preußischen Generalstabes" heraus, was als Ursprung und Grundlage der "Preußischen Messtischblätter" angesehen werden kann. Der "Messtisch" ist nichts anderes als eine mit einem Zeichenbogen bespannte Tischplatte, die im Gelände horizontal und nach Norden orientiert aufgestellt wird. Von diesem Standpunkt aus werden in einem bestimmten Umkreis alle topografisch bedeutenden Objekte ihrer Lage und Höhe nach bestimmt und sofort in der Örtlichkeit auf dem Zeichenbogen kartiert. In den Freiheitskriegen hatte man in Preußen das Fehlen von einheitlichen flächendeckenden topografischen Karten erkannt. Aus diesem Grunde wurden schon im Jahre 1816 alle Vermessungen, die der Herstellung topografischer Karten dienten, militärischen Dienststellen übertragen, eine Entwicklung, die in fast allen Ländern ähnlich verlief. Im Jahre 1821 wurden alle Arbeiten der Landesaufnahme unter dem Chef des Generalstabes der Armee zusammengefasst. Erster Leiter dieser Dienststelle wurde der Offizier Friedrich Karl Ferdinand von Müffling. Die "Königlich Preußische Landesaufnahme" wurde 1875 als selbständiger Teil des großen Generalstabes gebildet und erst 1921 in eine zivile Dienststelle, das Reichsamt für Landesaufnahme umgewandelt.
Unmittelbar nach der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch französische Revolutionsheere 1794 wurde eine topografische Aufnahme dieser Gebiete unter der Leitung des Ingenieurgeografen Oberst Jean Joseph Tranchot in Angriff genommen. Nach den Entscheidungen des Wiener Kongresses 1815 mussten die Originale dieser Aufnahme an Preußen, dem diese Gebiete zugefallen waren, abgegeben werden. Unter der Leitung von Müfflings wurden die angefangenen Blätter abgeschlossen und die fehlenden Gebiete links des Rheins und anschließend teilweise auch rechts des Rheins aufgenommen. Ursprünglich im Maßstab 1 : 10.000, ab 1805 im Maßstab 1 : 20.000 angelegt, umfasste das Blattformat eine Fläche von 10 Kilometer mal 10 Kilometer, in den östlichen Landesteilen bei einem Maßstab von 1 : 25.000 eine Fläche von einer preußischen Meile (7,53 km) im Quadrat. Für den Bereich des damaligen Herzogtums Westfalen existierten bereits Karten, entstanden von 1795 bis 1805 unter der Leitung des preußischen Generalmajors Karl Ludwig von Lecoq.
Im Jahre 1838 war das gesamte preußische Gebiet vermessen und kartiert, jedoch nicht in einheitlicher Form. Große Teile waren nicht im Maßstab 1 : 25.000 aufgenommen, zum Beispiel Westfalen, für andere Gebiete waren ältere Karten zusammengesetzt und ergänzt worden. Die dieser ersten Aufnahme anhaftenden Mängel veranlassten den Generalstab zur Überprüfung, Verbesserung und Neuaufnahme einzelner Blätter oder auch ganzer Gebiete, aber auch zur Verbesserung der Aufnahmeverfahren und der Darstellungsmethoden. Daher erfolgte von 1836 bis 1842 eine neue systematische Aufnahme von Westfalen, ihr folgte eine neue Aufnahme der Rheinlande von 1843 bis 1850. In dieser sogenannten Uraufnahme wurden ab 1846 die Geländehöhen durch Höhenschichtlinien und nicht mehr durch Schraffen dargestellt. Die Schraffen hatten durch unterschiedliche Dichte und Höhe die Geländeneigung nach einem festen Regelwerk angegeben.
Die Messtischaufnahmen waren ursprünglich nicht für eine Veröffentlichung, sondern nur für die Herstellung der Generalstabskarte bestimmt. Im Westen hatte dieses Kartenwerk den Maßstab von 1 : 86.400, später 1 : 80.000 und nach 1875, wie im gesamten Reichsgebiet 1 : 100.000. Vom Jahre 1868 an erschienen die ersten Messtischblätter im Maßstab 1 : 25.000 in einfarbiger Ausgabe, nachdem die Forderung ziviler Stellen nach Heraus- und Freigabe immer dringlicher wurde.
Text
Georg Opdenberg
Quelle: Georg Krauss: 150 Jahre preußische Meßtischblätter, in: Zeitschrift für Vermessungswesen des DVW, 94. Jahrgang 1969, Heft 4, Seite 125ff, Konrad Wittwer, Stuttgart
Abbildung
Preußische Kartenaufnahme 1 : 25.000 - Uraufnahme, Band 4, Blatt 2 Crefeld (später 4605 Krefeld), 1842 bis 1844, Deutsche Staatsbibliothek in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Nachdruck 1991, herausgegeben vom Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen, Bonn (heute Bezirksregierung Köln, Abteilung Geobasis NRW)