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Auf dem Weg zum Welterbe

Das Welterbe „Die Grenzen des Römischen Reiches" umfasst die Grenzlinie und Militäreinrichtungen zur Zeit der Blüte des Römischen Reiches, etwa von 100 bis 200 n. Chr. Bislang wurden bereits die Teilabschnitte „Hadrian's Wall" (1987), „Antonine's Wall" (2008) in Großbritannien und der Obergermanisch-Raetische Limes (2005) in Deutschland als Unesco-Welterbe anerkannt. Der Niedergermanische Limes sollte auch Teil der internationalen Unseco-Welterbestätte „Grenzen des Römischen Imperiums" werden. Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und die Niederlande hatten 2010 dazu eine entsprechende Vereinbarung für die Anmeldung bei der Unesco im Landesmuseum Bonn unterzeichnet. Die Niederlande planten als „Iead partner" den Antrag innerhalb der nächsten Jahre bei der Unesco einzureichen. Der Niedergermanische Limes bestand zwischen 15 vor und circa 450 nach Christus und gehört damit zu den frühesten Grenzsystemen des Römischen Reiches und gleichzeitig zu den am längsten gehaltenen Grenzabschnitten. Und das römische Kastellareal in Krefeld gehört dazu. Es zählt zu den Lagern am Rhein, die als Bodendenkmal noch besonders gut erhalten sind.

Die Initiative für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ging vom Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) aus. Wegen der Anerkennung der anderen Abschnitte erhofften sich die Unterzeichner einen Erfolg ihrer Bemühungen. Zu den anstehenden Aufgaben bis zur Einreichung des Antrages bei der Unesco gehörten nun weitere Forschungen zur Ausdehnung und zum Erhaltungszustand der Plätze sowie die exakte Bestimmung der einzelnen Welterbe-Flächen.

 

 

Bonn Unterzeichnung
Gemeinsam wollen sie (2010) den Limes als Weltkulturerbe bei der Unesco anmelden (von links): Walter Schumacher, Kulturstaatssekretär und Regierungsbeauftragter für das Unesco-Welterbe des Landes Rheinland-Pfalz, Mariette Pennarts, Kulturdezernentin der Provinz Utrecht, Susan Lammers, Direktorin der Niederländischen Agentur für das Kulturelle Erbe, Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Unesco-Bewerbung vor Ort

Zur Erarbeitung der relevanten und darstellbaren Themen, aber auch in der Funktion als beratendes Fachgremium und Ansprechpartner für den Landschaftsverband Rheinland (LVR), städtische Ausschüsse sowie die Projektpartner in anderen Kommunen, wurde in Krefeld Anfang 2016 der „Arbeitskreis Welterbe" eingerichtet. Durch Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und Bildungsprojekte sollen Menschen jeden Alters mit dem Thema Welterbe und Römer in Krefeld vertraut gemacht. Ein Schwerpunkt soll auf der Arbeit mit Schulen, Kindern und Jugendlichen liegen, denn Unesco-Welterbestätten sind wichtige Bildungsstätten, an denen Kinder und Jugendliche den interkulturellen Zugang zu ihrer regionalen, nationalen und zur gemeinsamen europäischen Geschichte erleben können.

Im Archäologischen Museum Krefeld, ein Teil des Museums Burg Linn, wurde 2017 der erste Info-Point am Niederrhein zum Thema „Welterbe - Niedergermanischer Limes" eingerichtet. Die Gestaltung und Umsetzung übernahm der „Arbeitskreis Welterbe in Krefeld", der sich aus verschiedenen Beteiligten der Stadt zusammensetzte. Die Präsentation im Foyer des Archäologischen Museums umfasste unter anderem eine gut fünfminütige Animation, die verschiedene Kastelltypen in Krefeld, Grabungen und Fundstücke vorstellt. Zudem wurden allgemeine Informationen zum Thema Welterbe vermittelt. Neben den Informationen über das Welterbe gab es am Info-Point auch ein Unterstützerbuch, in das Besucher ihre Ideen, Wünsche und ihre Sympathie für das Vorhaben festhielten. Ferner wurde dort in regelmäßigen Abständen ein Objekt aus dem Kastellbereich gesondert aus- und vorgestellt.

 

 

 

Unesco-Projekt-Schule aus Krefeld-Uerdingen
Die Unesco-Projekt-Schule aus Krefeld-Uerdingen bei der Eröffnung des Info Points im Archäologischen Museum.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Die Unesco-Projekt-Schule aus Krefeld-Uerdingen kam zur Eröffnung des Info-Points

Anlässlich der Vorstellung des Info-Points besuchten deshalb zwei Klassen der Krefelder Unesco-Projektschule, der Paul-Gerhardt-Grundschule, das Museum. Dort erlebten sie einen Römertag: Die 54 Schüler fertigten mit zwei „Römern" Lederbeutel an, lernten ein römisches Spiel kennen, sie buken römisches Militärbrot und stellten römische Dips her. Die beiden Römer erklären ihnen vieles über deren Leben und Alltag. Außerdem wurden sie durch das Archäologische Museum geführt. Das Interesse in Krefeld am Thema Welterbe zeigte sich 2017 unter anderem an einem zweitägigen „Castell- und Grabungsfest" mit mehr als 3800 Besuchern.

 

 

 

Grabungsfest
Beim Kastellfest 2017 war das öffentliche Interesse groß. Gezeigt wurden Funde der aktuellen Großgrabung. Hier ist der Rest eines typischen römischen Streifenhauses einer römischen Siedlung zu sehen.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Anerkennung als Welterbe 2021

Die Niederlande reichten als „Iead partner" am Donnertag, 9. Januar 2020, den Antrag zusammen mit Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, bei der Unesco in Paris ein. Der Niedergermanische Limes wurde am 27. Juli 2021 von der Unesco als Welterbe anerkannt. Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer erhielt im Landesmuseum Bonn von Dr. Birgitta Ringbeck vom Auswärtigen Amt und der NRW-Ministerin Ina Scharrenbach ein Faksimile der Unesco-Urkunde.

 

 

 

Krefels als Teil des Welterbes, Foto Oberbürgermeister
Dr. Birgitta Ringbeck vom Auswärtigen Amt (links) und NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (recht) überreichen im LVR-Landesmuseum Bonn Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer die Unesco-Urkunde.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Oberbürgermeister Frank Meyer: "Wir sind mächtig stolz"

„Wir sind mächtig stolz, dass Krefeld jetzt Teil des Welterbes ist. Ein Teil des Welterbes zu sein, ein Teil der Dinge, auf die die Menschheit mit Stolz und großem Interesse schaut, ist etwas ganz Besonderes", freute sich Frank Meyer. In der Feierstunde überreichten Ringbeck und Scharrenbach auch den Vertretern aller weiteren beteiligten NRW-Kommunen eine Reproduktion der Unesco-Urkunde. „Der Niedergermanische Limes mit seinen Städten und Gemeinden und seinen 24 Fundstätten in Nordrhein-Westfalen gehört nun zum Who-is-Who der Weltkultur", betonte Scharrenbach. Das „Erbe der Welt", dieser Titel würdigt und adelt, so die Ministerin. Er sei aber auch ein Auftrag zum Schutz und Bewahren für die Völkergemeinschaft.

 

 

 

Kooperationsvereinbarung zum zukünftigen Umgang mit dem Welterbe
Im Rahmen eines Vertrages haben die beteiligten Kommunen am Niederrheinischen Limes ihre Zusammenarbeit vereinbart.
Bild: LVR

Kooperationsvertrag wurde geschlossen

Die Kommunen und Kreise aus Nordrhein-Westfalen sowie der Landschaftsverband Rheinland (LVR) und die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege unterzeichneten in Bonn auch eine Kooperationsvereinbarung zum zukünftigen Umgang mit dem Welterbe.

 

 

Der Weg zum Welterbe im Videobeitrag:

Die Stadt Krefeld ist nun auch offiziell Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches - Niedergermanischer Limes". Oberbürgermeister Frank Meyer erhielt im Landesmuseum Bonn von Dr. Birgitta Ringbeck vom Auswärtigen Amt und der NRW-Ministerin Ina Scharrenbach ein Faksimile der Unesco-Urkunde. Das Original verbleibt in Bonn.

Eingebettetes Youtube-Video

 

 

 

 

 

 

Neuigkeiten rund um das Welterbe:

Rätsel um geheimnisvollen römischen Graben in Krefeld gelöst
Am Kastellareal in Gellep wurde nun von Archäologen ein weiterer Abschnitt entdeckt.
Dr. Christoph Reichmann, ehemaliger Leiter des Museums Burg Linn, und Stadtarchäologe Dr. Hans-Peter Schletter (r.) vor einem freigelegten Bereich des Grabens. Die roten Markierung wurde nachträglich für eine bessere Wahrnehmung in das Foto montiert. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Neue Forschungsergebnisse über die Römer in Krefeld
„Gelduba – das Kastell in der spätantiken Zeit“ heißt die jüngste Publikation von Dr. Christoph Reichmann. Der Archäologe hat darin nun neue Forschungsergebnisse und Erkenntnisse über die letzten Jahre der Römer und das folgende frühe Mittelalter in Krefeld-Gellep veröffentlicht.
Dr. Christoph Reichmann stellt sein neues Buch "Gelduba - das Kastell in spätrömischer Zeit" vor. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann
Lüttinger Knabe durfte für 20 Pfennige nackt betrachtet werden
Wie die Statue in den Rhein gelangte, ist offen: vielleicht ein Beutestück, das auf der Flucht verloren ging. Oder ein römisches Schiff hat seine Ladung bei einem Untergang verloren. Im Februar 1858 machten sechs Lachsfischer aus Lüttingen und Bislich am Niederrhein diese erstaunliche Entdeckung
Sonderausstellung im Museum Burg Linn "Fischerei am Niederrhein" . Lüttinger Knabe in der Ausstellung. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Becher-Schüler Volker Döhne und der Niedergermanische Limes
Der Krefelder Fotograf und Becher-Schüler Volker Döhne folgte dem Welterbe „Niedergermanischen Limes“ entlang der einstigen Römerstraße von der Bundeshauptstadt bis nach Xanten.
Der Fotograf Volker Döhne in der neuen Ausstellung des Museums Burg Linn in Krefeld. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Ein sarmatischer Spiegel aus Krefeld-Gellep
„Die Geschichte steckt im Boden“, sagen Archäologen oft. Wenn man mal als Besucher bei einer Grabung dabei ist und nichts erkennt außer Lehm, Sand und Stein, dann lesen die Archäologen in den Bodenverfärbungen nicht selten schon eine erste Geschichte.
Die Verbreitung des Sarmatischen Spiegels . Foto: Stadt Krefeld, Archäologisches Museum Krefeld