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Im Dauereinsatz gegen die Epidemie

Veröffentlicht am: 05.04.2020

Der promovierte Mediziner Andre Wiegratz hat beruflich schon viele Extremsituationen erlebt, aber Corona stellt ihn vor neue Herausforderungen. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Der promovierte Mediziner Andre Wiegratz hat beruflich schon viele Extremsituationen erlebt, aber Corona stellt ihn vor neue Herausforderungen.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Andre Wiegratz, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, arbeitet in Corona-Zeiten am Limit

Andre Wiegratz hat in seinem Berufsleben schon unzählige Extremsituationen erlebt. Der promovierte Mediziner, Facharzt für Innere Medizin und für Anästhesie, ist jahrelang Rettungsdienst gefahren und flog mit „Christoph 26" zu Einsätzen an der gesamten ost-friesischen Nordseeküste.

Wenn auf Wangerooge ein Herzinfarkt gemeldet wurde, oder auf Norderney ein schwerer Unfall passiert war, war er per Rettungshubschrauber schnellstmöglich an Ort und Stelle. Mittlerweile ist der 47-Jährige Dortmunder in Traar zuhause. Im Sommer 2015 wurde er Ärztlicher Leiter des Krefelder Rettungsdienstes. Damit gehört der 47-Jährige fest zum städtischen Kernteam, das sich intensiv mit der Corona-Krise befasst und jede neue Entwicklung auf dem Schirm haben muss. Sein Arbeitstag in Zeiten der Pandemie hat mindesten zehn Stunden, nicht selten werden es sogar zwölf. So sieht der Familienvater, dessen Frau ebenfalls Ärztin ist, seine drei Kindern höchstens spät am Abend. Doch er beklagt sich nicht, sondern verweist auf die vielen, vielen anderen Menschen, die momentan ebenfalls am Limit arbeiten.

Informationsweitergabe und Logistik

Seine Aufgaben sind vielfältig. Unter anderem gilt es, die Flut an Informationen und Weisungen der Behörden, wie Land NRW und Bezirksregierung Düsseldorf, zu bewältigen und selbst immer wieder wichtige Rückmeldungen über den Status quo weiterzugeben. Ein großes Thema in diesen Wochen ist das Schutzmaterial, zum Beispiel Handschuhe und die Schlagzeilen machenden Schutzmasken, wie sie professionelle Helfer benötigen. „Normalerweise haben wir für den Rettungsdienst immer einen Material-Vorrat für drei Monate auf Lager", erklärt Andre Wiegratz. Und normalweise könne man sogar zeitnah und „Tag-genau" bestellen. Soll heißen: heute angefordert, morgen geliefert.

Symptome können bei Covid-19 sehr unbestimmt sein

Entsprechende Verträge mit Lieferanten garantieren diese Leistungen - zumindest auf dem Papier. Denn Corona warf alles über den Haufen. Plötzlich fehlten den Lieferanten selbst Lieferungen. Inzwischen läuft es wieder besser, es kommen Angebote rein. „Dafür muss ich aber nun genau prüfen, ob diese Angebote auch seriös sind und die Qualität des Materials stimmt", sagt der Mediziner.

Jeder Tag wird neugedacht

Bei aller wichtigen Planung denkt er in vielen Bereichen nur noch von Tag zu Tag. Anders geht es nicht bei einer derart dynamischen Entwicklung. Beispiel Dienstanweisungen: „Einmal geschrieben, hat sie meist eine Aktualität von bis zu zwei Jahren. Jetzt müssen wir sie fast jeden Tag auf den neuesten Stand bringen." Empfahl das Robert- Koch-Institut zur Risikoeinschätzung von Patienten anfangs die Frage nach einem zeitnahen Aufenthalt in einem Risikogebiet (China, Italien, Ischgl, Kreis Heinsberg etc.), spielt das heute keine Rolle mehr. „Wir fragen eher die Symptome ab." Und da diese bei Covid-19 bekanntlich sehr unbestimmt sein können, bleibt nur die Körpertemperatur, um zumindest einen Anhaltspunkt zu haben. „Ab 37,5 Grad gilt man als Verdachtsfall, obwohl natürlich in den allermeisten dieser Fälle keine Ansteckung mit Corona vorliegt", sagt der Ärztliche Leiter. Wenn also, um ein fiktives Beispiel zu wählen, Frau Meyer bei ihrer Nachbarin Frau Müller einen Krankenwagen vorfahren, und Sanitäter und voller Schutzkleidung ins Haus gehen sieht, bedeutet das nicht, das Frau Müller „doch ganz bestimmt Corona hat". Es bedeutet lediglich, dass Fieber oder andere verdächtige Symptome gemeldet wurden - und die Profis auf Nummer sicher gehen.

Spezielle Kapazitäten für Covid-19-Patienten

In Sachen aktuelle Bettenkapazitäten in den örtlichen Krankenhäusern sowie in Einrichtung in Nachbarkommunen, etwa in Düsseldorf und im Kreis Viersen, waren Dr. Wiegratz und sein Team durch ein System schon vor Corona immer gut informiert. „Neu ist aber, dass wir nun auch die speziellen Kapazitäten für Covid-19- Patienten abrufen können", erklärt der Fachmann. Also auch Intensivbetten und Beatmungsplätze, natürlich isoliert von anderen Abteilungen.

Der Mediziner hat gelernt, sich immer wieder auf völlig neue Gegebenheiten einzustel-len: Jeder Einsatz ist anders. Was die Corona- Krise von allen bisherigen Erfahrungen allerdings stark unterscheide, sei der lange Zeitraum. Doch der Arzt sieht Krefeld medizinisch gut aufgestellt. Und das natürlich nicht nur bei Corona-Fällen. „Die Herzinfarkte oder Schlaganfälle hören ja durch die Pandemie nicht auf. Diese Patienten müssen genauso gut versorgt werden wie sonst auch."

 

 

Alle Beiträge aus der Sonderveröffentlichung rund um das Thema "Krefeld in Zeiten der Pandemie":
Das Gebot der Stunde lautet: Helfen, wo man helfen kann
Ehrenamtliche Initiativen nähen Schutzmasken für Pflegedienste und Hilfsorganisationen: Mit dabei sind unter anderem die Wiege, die Seebrücke und das Theater.
Überall in Krefeld werden derzeit Masken genäht und verteilt: Auch Petra Rögels von der Wiege näht fleißig. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
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Überall in Krefeld werden derzeit Masken genäht und verteilt: Auch Petra Rögels von der Wiege näht fleißig. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Das Gebot der Stunde lautet: Helfen, wo man helfen kann
Ehrenamtliche Initiativen nähen Schutzmasken für Pflegedienste und Hilfsorganisationen: Mit dabei sind unter anderem die Wiege, die Seebrücke und das Theater.
Überall in Krefeld werden derzeit Masken genäht und verteilt: Auch Petra Rögels von der Wiege näht fleißig. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
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Im Dauereinsatz gegen die Epidemie
Andre Wiegratz, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, arbeitet in Corona-Zeiten am Limit. Hier erzählt er von den Herausforderungen.
Der promovierte Mediziner Andre Wiegratz hat beruflich schon viele Extremsituationen erlebt, aber Corona stellt ihn vor neue Herausforderungen.Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

 

 

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