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Interview mit Dr. Olaf Richter, Stadtarchivdirektor

Herr Dr. RichterKönnen Sie uns einen Einblick in Ihren persönlichen Arbeitsalltag geben?
Wie dürfen wir uns Ihre Arbeit im Archiv vorstellen?

Mein Tagesablauf hat eine gewisse Struktur, aber eben auch Elemente, die unerwartet sind, was den Beruf so reizvoll macht. Wir sind zuständig für das Schriftgut, das rund 4000 Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung produzieren. Das sind rund 700 Meter Akten pro Jahr. Bei diesen Akten muss entschieden werden, was aus rechtlichen oder historischen Gründen aufbewahrt werden kann oder muss. Kern des Tagesgeschäfts sind Eingänge in Form von Briefen und Mails von Bürger:innen. Meine Aufgabe ist hierbei, die Aufgabenerfüllung zu sichern und die Geschäftsprozesse zu steuern. Das Hauptziel der Archivarbeit ist dabei immer, historisches aber auch rechtlich relevantes Archivgut in Form von Fotos, Filmen, Akten und Urkunden so aufzuarbeiten, dass es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Zum einen muss das Archiv also die benötigten Dokumente der Verwaltung als Trägerin schnell zur Verfügung stellen können und zum anderen auch ein attraktives Angebot an die Bürgerschaft geben können, sodass unterschiedlichste Fragestellungen, die an uns herangetragen werden - bspw. von der Schülerarbeit über genealogische Forschungen bis hin zu Dissertationen - bearbeitet werden können.


Was macht die Arbeit im Archiv so besonders? Warum ist sie ganz und gar nicht „verstaubt"?

Durch die jüngere Generation steht auch der Dienstleistungsgedanke im Vordergrund und nicht das sich einigeln und forschen an sehr speziellen, schwer vermittelbaren Themen. Das Spannendste ist das Arbeiten mit historischem Material, mit dem Ziel, dies zu präsentieren, entweder in Vorträgen, in Publikationen oder auch für die Zeitung. Die persönlichen Kontakte innerhalb der Verwaltung, aber auch mit Personen aus Vereinen oder Verbänden, Privatpersonen, Künstlern, die im Hause ausstellen oder Unternehmern, die bereit sind, ihre wirtschafthistorisch bedeutsamen Bestände an das Archiv abzugeben oder Pfarrer, die zu einer Podiumsdiskussion erscheinen, machen einfach Spaß. Und das ist etwas, was bei der kommunalen Archivarbeit einzigartig ist. Durch die rege Pressearbeit merkt man auch, dass die Arbeit geschätzt wird und das ist natürlich auch ein schönes Gefühl. Wir haben hier auch nur Nutzer:innen, die zufrieden und mit Wünschen und Hoffnungen zu uns kommen, die wir in der Regel erfüllen können.

Herr Dr. RichterWarum die Stadt Krefeld als Arbeitgeberin? Was macht Krefeld in Ihren Augen l(i)ebenswert?

Aus archivischer Sicht kann ich die Frage vor allem auf die Stadtgeschichte beziehen und diese ist in Krefeld einfach sehr interessant. In den 11 Jahren, die ich jetzt bei der Stadt Krefeld arbeite, kann ich sagen, dass ich fast ausschließlich gute Erfahrungen kollegialer Art gemacht habe. Es gibt hier keine Konkurrenz zwischen den Kulturinstituten, es ist eine einvernehmliche und offene Arbeit und bis hin zu der Verwaltungsspitze gibt es stets Zugang und Austausch. Die Bestände und die Stadtgeschichte sind vor allem durch die Geschichte Krefelds wie beispielsweise die Seidenindustrie geprägt. In Krefeld hat sich aus ökonomischer Sicht viel getan. Aber auch moderne Ideen, die die Gesellschaft geformt und beeinflusst haben, machen unsere Stadt aus. Stichworte sind hier Toleranz, Demokratie, Beteiligung. Es gibt Städte, die ehemals Fürstbischöfe als Stadtherren hatten, die aus meiner Sicht sehr traditionell oder - kritisch gesagt - veraltet sind. Das würde mich eher weniger interessieren. Die Modernität verbunden mit einer verlässlichen Stetigkeit zeichnen die Stadt Krefeld aus und das ist auch, was reizvoll für mich ist.

Verraten Sie uns, wie für Sie ein gelungener Feierabend aussieht?
Wie gelingt es Ihnen abzuschalten?

Beruf und Hobby gehen im Bereich der Historik ineinander über. Ich lebe in Uerdingen am Rhein. Da ist es sehr schön, mit dem Hund entlang zu schlendern bei schönem Wetter. Das tut mir gut. Wobei Krefeld auch als Radfahrerstadt und als Stadt, in der man gerne zu Fuß geht - ich denke so an den Hülser Berg und an den Forstwald - sehr reizvolle Anlaufpunkte für die Freizeit bietet, wo man sich dann entspannen kann. Außerdem schätze ich auch sehr das Krefelder Theater, die Oper dort und generell das reiche kulturelle Angebot, was die verschiedenen Kulturinstitute der Stadt Krefeld bieten.