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Jugendbeirat: Offener Brief zum Krieg in der Ukraine

Veröffentlicht am: 24.03.2022

Gemeinsam mit den Dachverbänden der Kinder- und Jugendgremien in Deutschland - Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen - und 33 weiteren Kinder- und Jugendgremien, darunter insgesamt 17 aus NRW, hat der Jugendbeirat der Stadt Krefeld einen offenen Brief zum Krieg in der Ukraine unterzeichnet. Darin drücken die Unterzeichnenden unter anderem ihr Mitgefühl und ihre Solidarität gegenüber der ukrainischen Bevölkerung, vor allem den Kindern und Jugendlichen in der Ukraine aus. Sie betonen außerdem die Herausforderungen für die Kinder- und Jugendpolitik, die Bildung-, Betreuungs- sowie Kinder- und Jugendhilfesysteme in Deutschland.

Inhalt des Offenen Briefes:

„Die Welt ist seit einigen Wochen eine andere. Am 24. Februar 2022 begann die russische Armee ihren Angriffskrieg auf die Ukraine. Die allermeisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland sehen sich mit einer bis dahin unbekannten Sorge um den Frieden in Europa konfrontiert. Hunderttausende Kinder und Jugendliche in der Ukraine erleben die Schrecken von Waffengewalt, Flucht und Verlusten. Wir begreifen die unmittelbaren und mittelbaren Folgen der völkerrechtswidrigen Invasion daher auch als eine Herausforderung für die gesamte Kinder- und Jugendpolitik. Alle staatlichen Stellen und Ebenen sollten jetzt für den Schutz und die Unterstützung für junge Menschen aus der Ukraine wirken und Vorkehrungen hierfür treffen.

 


Der Jugendbeirat hat sich einem Offenen Brief zum Krieg in der Ukraine angeschlossen. Foto: Dachverbände der Kinder- und Jugendgremien Deutschland
Der Jugendbeirat hat sich einem Offenen Brief zum Krieg in der Ukraine angeschlossen.
Grafik: Dachverbände der Kinder- und Jugendgremien Deutschland.

 

 

Den durch den russischen Staats- und Regierungschef angeordneten Überfall auf die Ukraine verurteilen wir auf das Schärfste. Er verletzt die Grenzen eines selbstbestimmten und souveränen Staates, verstößt gegen das allgemeine Verbot militärischer Gewalt und kündigt obendrein die europäische Friedensordnung auf. Es müssen so schnell wie möglich sämtliche aggressive Kämpfe eingestellt, der Schutz der Zivilbevölkerung und der Versorgungsinfrastruktur sichergestellt werden. Wir fordern, dass alle russischen Truppen und Soldat*innen vom gesamten ukrainischen Staatsgebiet abgezogen werden. Der leidgeprüften Bevölkerung der Ukraine gilt unsere Solidarität. Wir hoffen, dass es vielen Vertriebenen und Kriegsgeflüchteten gelingt, sich, ihre Lieben und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Besonders risikogefährdet und schutzbedürftig sind Kinder und Jugendliche ohne elterliche Fürsorge. Eine sichere Flucht, humanitäre Hilfen und menschenwürdige Behandlung, Unterbringung und Versorgung in den Staaten der Europäischen Union sind dringend sicherzustellen. Allen jungen Menschen muss neben einer sicheren Unterkunft der Zugang zu Bildung und psychologischer Hilfe zur Verfügung gestellt werden, um ihnen einen Teil ihres Alltags zu erleichtern. In der aktuellen Notlage fordern wir, die Kapazitäten der Notbetreuung sowie anderer wichtiger Dienste zum Schutz von Kindern und Jugendlichen auszuweiten.

 

 

Das Recht auf ein gewaltfreies Aufwachsen in einer friedlichen und freien Demokratie wird gegenwärtig in der Ukraine außer Kraft gesetzt und massiv verletzt. Hunderttausende Ukrainer*innen, darunter Familien mit Minderjährigen und Heranwachsenden, müssen ihr Land unfreiwillig verlassen. Auf der Flucht sind sie in ihren sozialen und psychischen Bedarfen zu begleiten. Unbürokratisch sind sichere Orte ihres Aufenthalts zu schaffen. Familien, die Verwandte aus der Ukraine aufnehmen, sind zu unterstützen. Es geht etwa darum, Familienleistungen bereitzustellen, Hilfen und Orientierung anzubieten, Ängste zu nehmen, Erlebtes zu verarbeiten sowie Berichte und Bilder des Krieges pädagogisch zu thematisieren. Darin sehen wir für die Kinder- und Jugendpolitik, die Bildung-, Betreuungs- sowie Kinder- und Jugendhilfesysteme immense Herausforderungen.

Kinder und Jugendliche geraten vollkommen unschuldig in Gefahr, erleben traumatische Erfahrungen oder verlieren sogar ihr Leben. Unser Mitgefühl gilt all denjenigen, die Angehörige während der Kämpfe, der Belagerung oder Flucht verloren haben. Wir zeigen uns solidarisch mit den mutigen Menschen, die in der Ukraine für ihre Freiheit, ihre Zukunft und unser aller Demokratie dem Krieg wehrhaft gegenüberstehen. Wir zeigen uns auch solidarisch mit den Menschen, die in Russland gegen Putins Krieg Position beziehen und ihre Freiheit und ihr Leben für eine selbstbestimmte und demokratische Ukraine riskieren. Bei uns rollen keine Panzer und wir leben in Freiheit. Die können wir nutzen. Keiner hindert uns regelkonform zu demonstrieren, uns an Abgeordnete im Bundestag oder im Europäischen Parlament zu wenden oder diesen offenen Brief zu unterschreiben. Denn wir alle müssen uns nicht vorwerfen lassen, zuzuschauen, während der Krieg noch immer tobt. Konflikte sollten mit Herz und kühlem Kopf, mit Besonnenheit und durch die Mittel der Diplomatie statt mit militärischen Angriffen und fadenscheinigen Vorwänden gelöst werden. Wir fordern daher alle Entscheidungsträger*innen dazu auf, diesen Traum Realität werden zu lassen: Give peace a chance!"

Hilfesuchende aus der Ukraine: Wohnen im Ex-Studentenwohnheim
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Sie organisieren und betreuen die Eltern-Kind-Gruppen für Geflüchtete in der Kempener Allee 140: (von links) Renate Meister, vom Fachbereich Jugendhilfe, Ehrenamtlerin Angelika Vauth, Bettina Dewan vom Fachbereich Jugendhilfe, Ehrenamtlerin Silke Rosenbaum-Tiben, Diana Heuvens vom Fachbereich Jugendhilfe und ,Ehrenamtlerin Elly Deter, (vorne kniend) Heike Badberg, Leiterin der Abteilung Kinder. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann
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Wohnraum für 40 Schutzsuchende im Kaiser-Wilhelm-Park
An der Westparkstraße ist im Kaiser-Wilhelm-Park in Container-Modulbauweise Wohnraum für 40 Schutzsuchende aus der Ukraine geschaffen worden. Die Krefelder Stadtverwaltung errichtet damit weiteren dringend benötigten Wohnraum.
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