Inhaltsbereich

Ausstellung „Theo Windges. Multiv. Experimentelle Fotografie“

Veröffentlicht am: 26.01.2024

Theo Windges 2006 in seiner Ausstellung "Die Zeit". Einige dieser Arbeiten sind aktuell bei "Kunst und Krefeld" zu sehen. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Theo Windges 2006 in seiner Ausstellung "Die Zeit". Einige dieser Arbeiten sind aktuell bei "Kunst und Krefeld" zu sehen. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Einzigartige Fotoserie mit Beuys

Dicht gedrängt saßen und hockten am 15. Dezember 1971 die Besucher im schwülwarmen Oberlichtsaal des Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museums. Anlässlich der Erwerbung der Barraque D'Dull Odde hatte sich Joseph Beuys zu einem Vortrag „Kunst=Mensch" angekündigt. Mittendrin unter den zahlreichen Gästen wartete auch der Krefelder Grafikdesigner und Künstler Theo Windges (1943-2022). Der Abend im Kaiser-Wilhelm-Museum gilt heute als legendäres Ereignis in der Stadtgeschichte. „Das war eine tolle Veranstaltung", erinnerte sich Windges. Der geplante Beitrag veränderte sich recht schnell in eine Beuys typische Aktion, bei der es hitzig und erregt zuging. Beuys sah sich zahlreichen verbalen Attacken ausgesetzt. Museumsdirektor Paul Wember wurde zwischenzeitlich als Moderator vom Publikum sogar „abgewählt". Der Großteil der Anwesenden konnte der Sache meist gar nicht mehr folgen. Währenddessen gelang es Windges, eine einzigartige Fotoserie mit Beuys zu machen. Um außergewöhnliche Aufnahmen zu erhalten, begab er sich auf das Saaldach, wo er eine Scheibe des Dachs entfernte, um von oben die Fotos aufzunehmen.

Experimentelle Fotografie in der Alten Post

Im vergangenen Jahr wäre Windges 80 Jahre alt geworden. Der Verein „Kunst und Krefeld" widmet ihm nun die Ausstellung „Theo Windges. Multiv. Experimentelle Fotografie". In der Alten Post an der Steinstraße sind auch einige Aufnahmen jenes Abends im Kaiser-Wilhelm-Museum zu sehen, zudem mehrere Porträtfotos von Beuys, die er 1974 anlässlich einer Ausstellung (Zeichnungen 1946-1971) im Museum Haus Lange anfertigte. Dabei zeigte er Beuys auch die Fotos von 1971, der sich begeistert zeigte über die Dokumente. Windges wollte ihm die Serie schenken, Beuys wollte sie bezahlen, Windges verneinte. „Dann sollte ich zu ihm nach Düsseldorf kommen, damit ich ein Werk von ihm aussuchen kann. Mann, ich hatte so viel Respekt vor ihm, und ich ärgere mich, dass ich damals nicht zu ihm gefahren bin", so Windges.

Die Beuys-Bilder bilden nur einen kleinen Bereich der Ausstellung und stecken wie die anderen Fotos doch so voller Geschichten eines begeisterten Krefelders und passionierten Künstlers. Mit dem Ausstellungstitel hoben Kurator Winfried van Beek (Kunst und Krefeld) und Ellen Windges, die Ehefrau des Künstlers, aus seinem vielfältigen Werk eine Reihe von sogenannten „Multiv" hervor. Dabei verwendete Windges zwölf Aufnahmen eines Rollenfilms, die er zu einem neuen Bild zusammenfügte. Hier zeigt sich exemplarisch eine seiner künstlerischen Spielarten. „Ein Foto hat ihm so nie gereicht", sagt van Beek. Windges habe unheimlich gerne in der Dunkelkammer experimentiert und auch ansonsten Motive verfremdet. Und so platzierte er beispielsweise den Turm der Dionysiuskirche in überraschende Zusammenhänge und begrünte das Seidenweberhaus. „Mein Mann hatte einen großen Humor", so Ellen Windges.

Windges gestaltete das Krefelder Stadtwappen

In seinem „Brotberuf" arbeitete Theo Windges als Graphiker. Er studierte von 1964 bis 1969 an der Werkkunstschule Düsseldorf und schloss mit dem Diplom Foto- und Grafikdesign ab. Seitdem betreib er als Selbstständiger ein Studio in Krefeld, wo er Werbung und Logos für diverse Unternehmen, Kommunen und Institutionen wie die Stadt Krefeld und den Kreises Viersen, die Messe Düsseldorf und die Aktion Medeor gestaltete. Davon zeugt unter anderem eine umfangreiche Plakatsammlung, die Windges schon 2015 dem Stadtarchiv übergab. Dort befinden sich mehrere Arbeiten aus seinem Nachlass sowie im Bestand der Kunstmuseen Krefeld und des Vereins „Kunst und Krefeld". Mit seinem Neuentwurf des Stadtwappens - er überarbeitete es 1970 - ist er bis heute in Krefeld allgegenwärtig. „Die Originalzeichnung habe ich im vergangenen Jahr auch dem Stadtarchiv übergeben", berichtet Ellen Windges.

Ausstellung bis zum 10. März

Trotz erheblicher körperlicher Einschränkungen ermüdete seine schöpferische Kraft nicht. „Er konnte kaum noch sehen, aber das Fotografieren war sein Leben", sagt Ellen Windges. Dabei half ihm auch die digitale Fotografie. An seinem Computer gestaltete er so Collagen. Eine kleine Auswahl aus diesem kreativen Leben ist nun in der Alten Post noch bis 10. März zu sehen. „Ich freue mich unendlich, dass die Arbeiten von Theo hier gezeigt werden. Es ist ein großes Geschenk für mich, dass man sich nochmal an ihn erinnert", sagt Ellen Windges. Die Öffnungszeiten sind: Mittwoch und Donnerstag jeweils von 15 bis 18 Uhr sowie Sonntag von 15 bis 17 Uhr. Über die Telefonnummer des Vereins 0 21 51 / 36 98 63 7 können weitere Besuchstermine vereinbart werden. An Feiertagen ist die Ausstellung geschlossen. Weitere Informationen stehen unter www.kunstundkrefeld.de.