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Teil 9: Die Grafen von Moers und die „Herrlichkeit“ Krefeld

Veröffentlicht am: 22.03.2023

Die Karte der Grafschaft Moers von Arnold von Heurdt stammt erst aus dem 17. Jahrhundert, gibt aber einen guten Eindruck von der in sich abgeschlossenen Lage. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv Krefeld
Die Karte der Grafschaft Moers von Arnold von Heurdt stammt erst aus dem 17. Jahrhundert, gibt aber einen guten Eindruck von der in sich abgeschlossenen Lage.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv Krefeld

Zu dem Einflussgebiet der Grafen von Moers gehörte jahrhundertelang auch Krefeld

Seit dem 13. Jahrhundert hatte ein ehrgeiziges Geschlecht über den Besitz Moers die Landeshoheit erworben und sich die Grafenwürde verschafft. Zu dem Einflussgebiet der Grafen von Moers gehörte jahrhundertelang auch Krefeld. Allerdings war die Lage der Grafschaft nicht unproblematisch, denn sie blieb ein zwischen den großen Territorien Köln, Kleve und Geldern eingezwängter Zwergstaat. Um mehr Einfluss zu gewinnen, schlossen sich die Moerser im 13. Jahrhundert den Grafen von Kleve als Lehnsleute an.

Ein anderer Graf namens Dietrich gründete mit den Herzögen von Geldern ein Lehnsverhältnis

In der Linie der Moerser Grafen gibt es mehrere mit dem Namen Dietrich. Der erste von ihnen ist als ältester Herr über Krefeld bekannt. Es ist jener Graf, der die Patronatsrechte an das Kloster Meer verkaufte. Sein Sohn Dietrich vereinbarte mit dem Kloster 1289 eine Pferdezucht. Er kämpfte auch an der Seite des Kölner Erzbischofs Siegfried in der Schlacht bei Worringen gegen den Herzog von Brabant. Ein anderer Graf namens Dietrich gründete mit den Herzögen von Geldern ein Lehnsverhältnis, was seiner Familie weitere Aufstiegsmöglichkeiten bescherte. Im Jahr 1326 bezeichnet sich dann Dietrich V. als „Herr von Moers und Krefeld". In den Quellen finden sich auch mehrere Hinweise auf Höfe in Krefeld, die in einem Lehnsverhältnis zu den Moerser Grafen standen.

Dem ältesten Sohn Graf Friedrich wurde dabei die „heerschap van Murse end van Creyvelt" zugesprochen

Nach dem Tod Dietrichs V. 1346 kam es zu einer Erbteilung. Dem ältesten Sohn Graf Friedrich wurde dabei die „heerschap van Murse end van Creyvelt" zugesprochen. Da er kinderlos starb, kam es zu weiteren Erbteilungen. Unter Dietrich VI. bahnte sich dann langsam der Aufstieg Krefelds zur Stadt an. Doch es waren die guten Beziehungen seines Bruders Johann zu Kaiser Karl IV., die entscheidend zur Stadterhebung 1373 beitrugen.

Der Bockumer Busch bildete einen natürlichen Schutzwall

Zur mittelalterlichen Geschichte Krefelds gehört auch die Bezeichnung „Herrlichkeit" für den immer noch sehr überschaubaren Landstrich. Umgeben von kurkölnischem Gebiet, war sie nur eine kleine Enklave von Moers. Ihre Ausdehnung umfasste von Norden nach Süden knapp 6.000 Meter, von Westen nach Osten 4.000 Meter. An die damalige östliche Begrenzung erinnert heute die Grenzstraße. Der daran anschließende Bockumer Busch bildete einen natürlichen Schutzwall. Im Süden und Westen gab es Befestigungen aus Gräben, Erdwällen und Gestrüpp. Die Westgrenze lag vor Schicksbaum. Hückelsmay oder der Hülser Berg waren hingegen schon „ausländisches Gebiet".

Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 47: 1915 - die erste Feuerbestattung findet in Krefeld statt
In der preußischen Zeit wurden die Friedhöfe aus der inneren Stadt verlegt. In Krefeld gab es zunächst den heutigen Stadtgarten, der aber ebenfalls bald zu klein wurde.
Das Krematorium in Krefeld. Repro: Stadtarchiv
Teil 46: Eine Kindheit in Krefeld am Vorabend des Ersten Weltkriegs
Erinnerungen des Architekten Helmut Hentrich.
Die Rheinstraße um 1916 - Ansichtspostkarte. Repro: Stadtarchiv
Teil 45: Die Geschichte des Stadtwalds
Der Stadtwald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Krefeld ist bekannt für seine vielen Parkanlagen und Alleen. Die größte Grünfläche ist der Stadtwald, der nur zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt liegt.
Partie im Stadtwald in Bockum. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Teil 44: Im Jahr 1907 werden Bockum, Verberg und Oppum eingemeindet
Nach der Jahrhundertwende wuchs die Stadt auch flächenmäßig. Nachdem 1901 bereits Linn eingemeindet wurde, folgten 1907 mit Bockum, Verberg und Oppum drei weitere Orte.
Partie im Botanischen Garten in Krefeld. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Teil 43: Johan Thorn Prikker und die Kunstgewerbeschule
Nach seiner kurzen Krefelder Zeit hat Thorn Prikker hier bedeutende Spuren hinterlassen. Zu den schönsten Beispielen zählen zwei Fenster in der Liebfrauenkirche.
Wandbild "Lebenszyklus" im Kaiser-Wilhelm-Museum. Foto: Stadtarchiv Krefeld

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.