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Teil 7: Krefelds älteste Kirche

Veröffentlicht am: 15.03.2023

Archivbild Alte Kirche. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Archivbild Alte Kirche. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Der spätgotische Bau und sein 1497 errichteter Turm wurden aus Ziegeln gebaut

Das heute unter dem Namen „Alte Kirche" bekannte Gotteshaus in der Krefelder Innenstadt hat von seinem Erscheinungsbild nichts mehr mit dem ursprünglichen mittelalterlichen Kirchenbau gemeinsam. Der spätgotische Bau und sein 1472 errichteter Turm wurden aus Ziegeln gebaut. Der Kirchenbau musste wegen Feuchtigkeit in den Wänden bereits 1842 abgetragen werden, lediglich der Turm mit seiner Halle blieb stehen. Die Bombennacht von 1943 schien der Turm äußerlich bis auf seinen schmalen, spitzen Helm unbeschadet überstanden zu haben, im Gegensatz zum ausgebrannten Kirchenschiff. Doch im April 1951 stürzte das letzte bauliche Relikt des Mittelalters in sich zusammen.

Die heutige Hochstraße entspricht zwischen Neumarkt und Rheinstraße immer noch dem Verlauf eines historischen Fernweges

Rund um die „Alte Kirche" bildete sich die Keimzelle der Stadt. Die heutige Hochstraße entspricht zwischen Neumarkt und Rheinstraße immer noch dem Verlauf eines historischen Fernweges - von Süden aus Neuss kommend Richtung Geldern im Norden. Schon 1260 war dieser als öffentliche Straße in einer Urkunde erwähnt worden. Doch dürfte die Strecke älter, vielleicht sogar römischen Ursprungs sein. Ein anderer Weg aus Linn nach Kempen kreuzte diese Verbindung. Diese Kreuzung befand sich im Bereich des heutigen Schwanenmarktes, wo sich eben der Ursprung des Ortskerns Krefeld ansiedeln lässt. Und genau dort wurde eine Kirche errichtet.

Das Mauerwerk der Fundamente bestand aus römischem Baumaterial in zweiter Verwendung

Vermutlich hat dort schon um das Jahr 900 eine kleine romanische Kirche oder Kapelle gestanden. In einer Urkunde 1166 wird zum ersten Mal eine Kirche in Krefeld erwähnt. Allerdings geht daraus nicht hervor, wie alt sie zu diesem Zeitpunkt schon gewesen ist. Eine bildliche Überlieferung existiert auch nicht. Die ältesten Ansichten Krefelds stammt erst aus dem 17. Jahrhundert. Umso mehr „sprechen" die Steine. Archäologische Untersuchungen in den Ruinen der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg haben Spuren eines Baus aus dem 12. Jahrhundert aufgedeckt. Diese wurden innerhalb des spätgotischen Chorbereichs auf einer Fläche von vier mal fünf Metern gefunden. Diese vergleichsweise geringe Größe deutet auf das hohe Alter des Bauwerks an dieser Stelle hin. Das Mauerwerk der Fundamente bestand aus römischem Baumaterial in zweiter Verwendung.

Die erste Messe in der heutigen Dionysius-Kirche an der Rheinstraße wurde Weihnachten 1754 gefeiert

Krefelds erste Kirche war dem heiligen Dionysius geweiht, dem Märtyrer und ersten Bischof von Paris. Sein Patrozinium war schon seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts weit verbreitet. Bis heute ist er der Schutzpatron der Stadt. Im Lauf der Geschichte „wechselte" er jedoch den Kirchenstandort. Zur Zeit der Reformation wurde 1556 in Krefeld aus der katholischen Dionysius-Kirche ein evangelisches Gotteshaus, die Alte Kirche. Die erste Messe in der heutigen Dionysius-Kirche an der Rheinstraße wurde Weihnachten 1754 gefeiert. Ihr Turm ist ein Krefelder Wahrzeichen und aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.

Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 47: 1915 - die erste Feuerbestattung findet in Krefeld statt
In der preußischen Zeit wurden die Friedhöfe aus der inneren Stadt verlegt. In Krefeld gab es zunächst den heutigen Stadtgarten, der aber ebenfalls bald zu klein wurde.
Das Krematorium in Krefeld. Repro: Stadtarchiv
Teil 46: Eine Kindheit in Krefeld am Vorabend des Ersten Weltkriegs
Erinnerungen des Architekten Helmut Hentrich.
Die Rheinstraße um 1916 - Ansichtspostkarte. Repro: Stadtarchiv
Teil 45: Die Geschichte des Stadtwalds
Der Stadtwald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Krefeld ist bekannt für seine vielen Parkanlagen und Alleen. Die größte Grünfläche ist der Stadtwald, der nur zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt liegt.
Partie im Stadtwald in Bockum. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Teil 44: Im Jahr 1907 werden Bockum, Verberg und Oppum eingemeindet
Nach der Jahrhundertwende wuchs die Stadt auch flächenmäßig. Nachdem 1901 bereits Linn eingemeindet wurde, folgten 1907 mit Bockum, Verberg und Oppum drei weitere Orte.
Partie im Botanischen Garten in Krefeld. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Teil 43: Johan Thorn Prikker und die Kunstgewerbeschule
Nach seiner kurzen Krefelder Zeit hat Thorn Prikker hier bedeutende Spuren hinterlassen. Zu den schönsten Beispielen zählen zwei Fenster in der Liebfrauenkirche.
Wandbild "Lebenszyklus" im Kaiser-Wilhelm-Museum. Foto: Stadtarchiv Krefeld

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.