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Teil 44: Im Jahr 1907 werden Bockum, Verberg und Oppum eingemeindet

Veröffentlicht am: 04.10.2023

Ende des 19. Jahrhunderts hatte Krefeld mehr als 100.000 Einwohner und konnte sich Großstadt nennen. Nach der Jahrhundertwende wuchs die Stadt auch flächenmäßig. Nachdem 1901 bereits Linn eingemeindet wurde, folgten 1907 mit Bockum, Verberg und Oppum drei weitere Orte.

Bereits im 11. Jahrhundert wird Oppum erwähnt

Das älteste bekannte Schriftstück über Oppum ist eine Urkunde von 1072, in der Heinrich IV. einige seiner Güter, darunter auch welche in Upheim (Oppum) gelegene, an das St. Suitbertus-Stift in Kaiserswerth übertrug. Der königliche Besitz bestand vermutlich aus einem Fronhof und dazugehörigem Land. Vom 14. bis ins späte 18. Jahrhundert gehörte Oppum zum kurkölnischen Amt Linn. Damals bestand es aus 40 Bauernhäusern mit ungefähr 300 Bewohnern. Die Dorfstraße führte an einem alten Rheinarm vorbei, dahinter ersteckte sich auf der einen Seite das Oppumer Feld, auf der anderen der Oppumer Busch. Über das Feld führte der heute zur Straße gewordene Hohe Weg, den Menschen schon in der Steinzeit nutzten. Im ehemaligen Buschgebiet befinden sich jetzt mehrere Siedlungen mit den Namen Kamp (z. B. Weetekamp) und Donk (z.B. Fungendonk).

Partie im Botanischen Garten in Krefeld. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Partie im Botanischen Garten in Krefeld. Repro: Stadtarchiv Krefeld

Die Geismühle zählt zu den ältesten Mühlen der Region

Ein markantes historisches Gebäude von Oppum, das heute direkt an der Autobahn liegt, ist die Geismühle. Sie wurde im 14. Jahrhundert zunächst als Vorposten der Linner Burg erbaut und zählt zu den ältesten erhaltenen Turmmühlen der Region. 1877 wurde in Oppum der Bahnhof erbaut, 1900 in unmittelbarer Nähe die Schutzengelkirche. Bei der Eingemeindung 1907 zählte Oppum über 5000 Einwohner. Auch hier machen schöne Grünanlagen wie die Johansenaue oder der Schönwasserpark mit angrenzendem Botanischen Garten, diesen Stadtteil attraktiv.

Das Bockumer Wahrzeichen ist die Gertrudiskirche

Man sieht ihn schon von der Autobahn A57 aus, kurz vor der Ausfahrt Krefeld-Zentrum. Wie eine Nadelspitze ragt der schmale hohe Bockumer Kirchturm in die Höhe, als Wahrzeichen eines Stadtteils, der zu den schönsten und beliebtesten in Krefeld gehört. In Sichtweite der Gertrudiskirche befindet sich das Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Rathaus, gemeinsam bilden sie das das Zentrum des weitläufigen Stadtteils.In früherer Zeit nannte man den Ort auch mit Blick auf die alte Pfarrei „Gertruden-Bockum". Urkundlich erwähnt wurde der Ort bereits 1176, doch eine Pfarre gab es vermutlich schon viel früher. Die Gertrudiskirche wurde im Lauf der Jahrhunderte immer wieder umgebaut, bevor sie 1857 neu errichtet wurde. Der jetzige Turm kam erst 1897 dazu.

Zwischen Krefeld und Bockum lag der Bockumer Busch

Jahrhundertelang war Bockum wie Oppum kurkölnischer Besitz im Amte Linn. Der Name Bockum könnte sich von „Buchenheim" ableiten. Bis zur Franzosenzeit im späten 18. Jahrhundert lag zwischen Bockum und Krefeld ein dichtes Waldgebiet aus Buchen und Eichen, der Bockumer Busch. Er reichte bis zur Grenzstraße. In Bockum gibt es viele Grünanlagen und schöne alte, heute anders genutzte Rittersitze, wie die Häuser Neuenhofen oder Sollbrüggen. Zu Bockum gehören auch der Stadtwald mit seiner Galopprennbahn, das Gebiet des Großhüttenhofs und der Zoo. Auf vielen Straßen befinden sich Alleen mit uraltem Baumbestand. Hier befinden sich viele großzügig gebaute Einfamilienhäuser. Das alles macht Bockum zur bevorzugten Wohngegend Krefelds.

In Verberg ist Krefeld schon sehr ländlich

Der Name des nördlich des Stadtwalds gelegenen, ebenfalls sehr beliebten Wohnviertels Verberg leitet sich von „Vairbroich" ab, was als Hinweis auf eine Bruchlandschaft zu verstehen ist. Dieser Name ist in einer Urkunde von 1432 vermerkt. Ursprünglich war das Dorf kurkölnisch und gehörte zum „Kirchspiel" Bockum. Mit seinen alten Bauernhöfen, einer von den Niepkuhlen durchzogenen Landschaft und mit Straßenbezeichnungen wie Flohbusch und Vreed, zeigt sich Krefeld hier schon sehr ländlich. Der Kinderkarnevalszug ist eine besondere Verberger Tradition. Bereits ein Jahr nach der Eingemeindung wurde die an der Zwingenbergstraße gelegene Kirche Christus König eingeweiht. In unmittelbarer Nähe, direkt an den Stadtwald grenzend, befindet sich mit dem Waldfriedhof einer von Krefelds schönsten Orten dieser Art. In Verberg wird altes Brauchtum, wie auch in anderen Stadtteilen mit langer Tradition, sehr hoch gehalten. Ein besonderes Ereignis ist der Kinderkarnevalszug, der immer am Samstag des Karnevalwochenendes stattfindet. Verberg ist nach wie vor ein industriefreier Wohnbezirk und auch wenn einige alte Höfe, wie etwa das schöne Gut Heyenbaum, inzwischen sehr verändert wurden, hat der Stadtteil neben seinem Wohn- auch einen besonderen Freizeitwert für Spaziergänger, Reiter und Radfahrer.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 42: 1906 - Die Tanzhusaren kommen nach Krefeld
Am 20. Juni besuchte Kaiser Wilhelm II. mit seiner Gemahlin Auguste Viktoria für wenige Stunden die Stadt. Anlass war das 200jährige Jubiläum der Zugehörigkeit zur Krone Preußens.
Wilhelm II. zieht an der der Spitze des Husaren-Regiments Nr. 11 am 2. April 1906 in Krefeld ein. Der Maler Carl Röhling hielt dieses Ereignis fest. Repro. Stadtrchiv
Teil 41: Die Uraufführung der 3. Sinfonie von Gustav Mahler im Juni 1902
In der prächtigen Stadthalle an der St. Anton-Straße fand im Juni 1902 das vierte Konzert statt. Am Dirigentenpult stand der Komponist selbst.
Musikdirektor Theodor Müller-Reuter mit Chor und Orchester in der Stadthalle im Rahmen des 38. Tonkünstlerfests im Juni 1902.Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Teil 40: Fiktiver Spaziergang durch die Stadt um 1900
Krefeld um 1900. Ein Mann spaziert an einem milden Septembertag durch seine Stadt. Er heißt Gustav Schmidt und ist im Krefelder Adressbuch auf der Marktstraße 71 als Musiker gemeldet.
Der historische Bismarckplatz.Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Teil 39: Die Eröffnung des Kaiser Wilhelm Museums im Jahr 1897
Es zählt zu den schönsten noch erhaltenen historischen Gebäuden der Krefelder Innenstadt. Das Kaiser Wilhelm Museum am Karlsplatz (heute Joseph Beuys Platz) blickt inzwischen auf eine über 125jährige Geschichte zurück.
Das Kaiser-Wilhelm-Museum nach 1912.Bild: Stadtarchiv
Teil 38: Die Eröffnung des Stadtbads
Bei der Eröffnung hielt man das Krefelder Stadtbad für die schönste, prächtigste und luxuriöseste Badeanstalt im deutschen Kaiserreich.
Das Herrenbad um 1903. Foto: Stadtarchiv Krefeld

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.