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Leben und Werk des Krefelder Künstlers Adolf Luther

Veröffentlicht am: 09.02.2022

Adolf Luther und ein Spiegelobjekt des Künstlers. Foto: Stadtarchiv KrefeldAdolf Luther und ein Spiegelobjekt des Künstlers.
Foto: Stadtarchiv Krefeld

 

Neue Monographie „Luther. Licht. Light" ist nun erschienen

Als Adolf Luther Ende der 1950er-Jahre für mehrere Wochen nach Spanien reiste, kehrte der promovierte Jurist und Richter als Künstler in seine Heimatstadt Krefeld zurück. Die Entscheidung für ein Künstlerleben traf er eigentlich schon zuvor - mit seiner Bitte, aus dem Staatsdienst entlassen zu werden. Die Lebensweise der Spanier, ihre Kultur und das für ihn so beeindruckende Licht auf der iberischen Halbinsel bekräftigten ihn in diesem Entschluss, sich seiner Kunst nicht mehr nur nach den Verhandlungen am Feierabend zu widmen, sondern fortan ausschließlich. Und so beginnt Luthers künstlerischer Schaffensweg in der neuen Monographie „Luther. Licht. Light" auch bildlich an jenem Wendepunkt seines Lebens mit Schwarz-Weiß-Fotos einiger Orte auf der spanischen Insel Ibiza.

Adolf Luthers Werk findet international Beachtung

In den vergangenen Jahren werden Werk und Wirken von Adolf Luther wieder verstärkt national wie international wahrgenommen. Der wesentliche Ausgangspunkt dieser Wiederentdeckung bilden die 1990 gegründete Adolf-Luther-Stiftung in Krefeld und deren langjährige wissenschaftliche Leiterin Dr. Magdalena Broska. Zusammen mit Dr. Silke von Berswordt-Wallrabe, Stiftung Situation Kunst in Bochum, und Markus Heinzelmann, Professor für Museale Praxis an der Ruhr-Universität Bochum, hat Broska nun ein 400 Seiten umfassendes opulentes Werk über den Künstler herausgegeben. Die ästhetisch designte und reich bebilderte Monografie zeichnet die Entwicklung des außergewöhnlichen Künstlers nach, der schon früh die traditionellen Gattungsgrenzen der Kunst überschritten hat und für zeitgenössische Künstler Inspiration und Vorbild ist.

Der Künstler wurde in Uerdingen geboren

Adolf Luther wurde am 25. April 1912 in der damals noch eigenständigen Rheinstadt Uerdingen geboren. Zwei Jahre nach seiner Geburt zog seine Familie nach Essen um. Dort ging Luther zur Schule und nahm später ein Musikstudium auf, das er jedoch wieder abbrach. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er an die Westfront nach Frankreich eingezogen. Er kam 1941 nach Alderney, die nördlichste der vor der französischen Küste liegenden Kanalinseln. „In jenem Jahr fing ich an zu malen", so Luther. In seinem Tornister hatte er einen Aquarellkasten, nicht viel größer als eine Streichholzschachtel, mit sechs Anilinfarben, einen kleinen Pinsel und ein Skizzenbuch mitgenommen. Im Jahr 1942 wurde er in Paris stationiert, wo er Museen besuchte und Unterricht im Aktzeichnen in den Studios am Montparnasse nahm. Für seine Promotion zum Juristen lässt er sich während des Krieges mehrfach beurlauben. Nachdem er in US-amerikanische Gefangenschaft geriet, kehrte er bereits 1945 nach Krefeld zurück. Er beteiligte sich 1946 an einer Ausstellung niederrheinischer Künstler im Kaiser-Wilhelm-Museum mit dem impressionistischen Ölbild „Uerdinger Kirmes". - Gut zehn Jahre lang bewegte sich Luther noch zwischen Gerichtssaal und Atelier. Dann folgte die Reise nach Spanien.

 

Stellen die neue Monographie über Adolf Luther vor: (v.l.) Markus Heinzelmann, Professor für Museale Praxis an der Ruhr-Universität Bochum, Dr. Magdalena Broska, wissenschaftliche Leiterin der Adolf-Luther-Stiftung, und dessen Vorsitzender Eberhard Stock. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann Stellen die neue Monographie über Adolf Luther vor: (v.l.) Markus Heinzelmann, Professor für Museale Praxis an der Ruhr-Universität Bochum, Dr. Magdalena Broska, wissenschaftliche Leiterin der Adolf-Luther-Stiftung, und dessen Vorsitzender Eberhard Stock.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Glas und Spiegel

Seine Neuorientierung hatte Erfolg, die 1960 in der ersten Einzelausstellung mit Materiebildern im Kaiser-Wilhelm-Museum mündete. Im selben Jahr zeigte er zudem Arbeiten in einer Londoner Galerie. Beide Ausstellungen bildeten seinen Eintritt in die Kunstszene. Die Zeit bis zu diesem Punkt bezeichnete er selbst als „Recherche", in der er vielfältige Werkphasen durchlief und letztlich bei der zeitgenössischen Kunst angelangte. „Es war schon ein ganz abenteuerlicher Weg gewesen, den ich alleine bis dahin zurückgelegt hatte. [...] Ich glaubte, ich hätte es erreicht, aber dann erwies sich, dass ich erst am Anfang stand, es folgte noch eine ganze Reihe von Stationen. Es kam das Jahr der Entmaterialisierung, ich wollte ja letzten Endes das Licht pur, ganz alleine für sich haben", so Luther. Gut zwei Jahre später entstanden die ersten Lichtobjekte. Das Werk „Focussierender Raum", bei dem mehrere Hohlspiegel auf dem Boden lagen, realisierte er 1968. Unter Verwendung von Glas und Spiegeln erforschte er die energetisch-optischen Eigenschaften des Lichts, seit 1970 arbeitete er auch mit Laserstrahlen. Einer Gruppe wie „Zero" gehörte er in all den Jahren nie an. „Er hat seinen eigenen Weg gewählt. Er war ein Einzelkämpfer", so Broska. Aber kein Einzelgänger, denn ihn verbanden zahlreiche Kontakte und Freundschaften mit anderen Künstlern.

Die Lichtlinsen am Ostwall

In den folgenden Jahren installierte Luther Werke unter anderem im Münchner Olympiastadion und im Bonner Bundeskanzleramt, in deutschen Botschaften sowie im römischen Goethe-Institut und ein Deckenobjekt in der Düsseldorfer Tonhalle. Seine Werke befinden sich heute im Bestand diverser nationaler und internationaler Museen. In Krefeld ist er auf dem Ostwall mit seinen typischen Lichtlinsen präsent. Ein Jahr vor seinem Tod gründete der Künstler 1989 die Adolf-Luther-Stiftung mit Sitz an der Viktoriastraße in Krefeld unter anderem mit dem Ziel der Erforschung, Entwicklung und Förderung der konkreten Kunst seit Beginn der 1950er-Jahre. Dort befindet sich auch seine Kunstsammlung. Dabei handelt es sich nicht um eine „Tausch-Sammlung" mit anderen Künstlern, sondern um gezielt erworbene Arbeiten aus dem Kunsthandel. „Luther hat eine Sammlung aufgebaut, die um sein Werk kreist", sagt Heinzelmann. Diese Sammlung könne man als Teil seines Vermächtnisses sehen, in dem er sich und seine Arbeiten in die Werke von ihm geschätzter Künstler einordnet - er verortet und definiert so sich selbst in der Kunstgeschichte.

Monographie „Luther. Licht. Light"

Die Monographie „Luther. Licht. Light" (400 Seiten, Texte in Deutsch und Englisch, 340 Abbildungen) ist im Hirmer Verlag Köln erschienen und kostet im Buchhandel 69 Euro, bei der Adolf-Luther-Stiftung noch bis Freitag, 25. Januar, 39 Euro. Weitere Informationen stehen unter www.adolf-luther-stiftung.com. Luthers Kunst können Besucher übrigens ab Mai in Krefeld und ab Oktober in Bochum in Ausstellungen sehen.