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Französischer Freiwilligendienst in der NS-Dokumentationsstelle

Veröffentlicht am: 18.04.2024

Valeria Filippova, die einen Freiwilligendienst in der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld leistet - hier mit Daniel Simon, Mitarbeiter der  NS-Dokumentationsstelle. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Valeria Filippova, die einen Freiwilligendienst in der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld leistet - hier mit Daniel Simon, Mitarbeiter der NS-Dokumentationsstelle.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Valeria Filippova kommt aus der französischen Stadt Belfort. Der Ort mit knapp über 2.000 Einwohnern liegt in Ostfrankreich etwa 50 Kilometer südwestlich von Mülhausen. Wie in Deutschland besteht auch in Frankreich für junge Menschen die Möglichkeit, ein freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren. Entscheidend ist dabei vor allem die Motivation der Bewerber, wofür sie sich einsetzen möchten. Im Nachbarland organisiert der „Service Civique" den Freiwilligendienst, bei dem sich auch Valeria Filippova für ein Jahr in Deutschland bewarb. Auf ihrer Suche bei den Angeboten des „Service Civique" stieß sie auf die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld. „Das las sich sehr gut, weil ich mich für diese Themen wie Museum, NS-Zeit, Geschichte und Politik interessiere", sagt Valeria Filippova.

Französin hilft dem Team

„Ich wollte unbedingt ein deutschsprachiges Angebot wahrnehmen, um meine Sprache zu verbessern", betont die 23-Jährige. „Ich habe zehn Jahre im Elsass gelebt. Da habe ich Deutsch gelernt", berichtet die gebürtige Russin. Die Grenzregion gehörte in den vergangenen Jahrhunderten mal zu Frankreich, mal zum Deutschen Reich. Viele Menschen sprechen bis heute im Elsass einen deutschen Dialekt. „Ich liebe die deutsche Sprach und das Land", sagt Filippova. Die Arbeit in einer Gedenkstätte sagte ihr zu, und so schickte sie ihre Bewerbung los - mit Erfolg. Im vergangenen Herbst hat sie dann in der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld begonnen. „Sie ist ein tolles und volles Teammitglied in dieser Zeit geworden", sagt Mitarbeiter Daniel Simon. Er betreut nicht nur die Praktikanten in der Krefelder Kultureinrichtung, sondern auch Valeria Filippova, die als erste Freiwillige dort arbeitet.

Städtepartnerschaft ist ein wichtiger Aspekt

Der Impuls, sich am Angebot des „Service Civique" zu beteiligen, kam aus der Stadtverwaltung. Und bei der NS-Dokumentationsstelle war man sich schnell einig: Da machen wir mit. Zumal es 2024 einen besonderen Anlass geben wird: 50 Jahre Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Dünkirchen. „Diese Städtepartnerschaft ist ein wichtiger Aspekt für unsere Arbeit und verdeutlicht auch, wie weit die beiden Länder seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gekommen sind", betont Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle. Gerade die Einbindung junger Menschen, die daran interessiert seien, diese Freundschaft und den Austausch weiterzuführen, sei dabei essentiell. „Wir sind daher froh, Teil des Service-Civique-Austauschs sein zu können und hier einen kleinen Teil zur deutsch-französischen Freundschaft beitragen zu können", sagt Franz.

Die Arbeitstage von Valeria Filippova in der NS-Dokumentationsstelle gestalten sich sehr unterschiedlich. Neben der allgemeinen Büroarbeit erfüllt sie vielfältige Aufgaben. So bereitet sie Stolperstein-Geschichten für die Internetseite vor, dokumentierte Objekte, die als Spenden in den Sammlungsbestand eingegangen sind und hilft bei Recherchen in russischsprachigen Online-Archiven. Zudem führt sie Gruppen durch den Raum mit den Wandbildern des expressionistischen Malers Heinrich Campendonk in der Villa Merländer, wo sich auch die NS-Dokumentationsstelle befindet. Zwischendurch übersetzt sie noch die Erinnerungen von Senta Strauss, Jahrgang 1912, die als Krefelder Jüdin während der NS-Zeit nach Frankreich fliehen musste. Ihre Lebens- und Familienerinnerungen verfasste sie handschriftlich auf Französisch. „Ich denke, sie wollte nicht mehr Deutsch sprechen und schreiben", vermutet Valeria Filippova. Nach gut der Hälfte ihres Freiwilligendienstes stehen noch zwei größere Projekte für sie an: ein eigner Workshop und die Betreuung eines Jugendprojektes in Deutschland und Frankreich.

Wanderung durch die Krefelder Viertel

Neben der Arbeit nutzt Valeria Filippova die Gelegenheit, die Stadt und die Region kennenzulernen. „Ich wandere durch die Krefelder Viertel und fahre auch mit der Straßenbahn durch die Stadt", berichtet sie mit einem Lachen. „Ich war auch schon in Köln und öfter in Düsseldorf, auch in den Museen", so die 23-Jährige. Dabei mache sie zahlreiche Fotos, die sie auch in ihre Heimat sende. Ihre Freizeit nutze sie auch, um Gleichaltrige zu treffen, um sich mit ihnen über verschiedene Themen auszutauschen. Außerdem besucht sie in Krefeld einen Sprachkurs. Ihr Einsatz in Krefeld dauert noch bis Ende August.