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Teil 55: 1964 erste Städtepartnerschaft mit Venlo

Veröffentlicht am: 13.12.2023

Im Jahr 2024 gibt es in Krefeld wieder ein Jubiläum zu feiern. Dann blickt die Städtepartnerschaft mit Venlo auf ihr 60jähriges Bestehen zurück. Am 21. November 1964 wurde die Urkunde im Krefelder Rathaus unterzeichnet.

Die Beziehung zu den Niederlanden hat eine sehr lange Tradition

Dass die niederländische Grenzstadt, von Krefeld nur 40 km entfernt, die erste Partnerstadt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde, liegt auf der Hand. Denn die Beziehungen unserer Stadt zu den Niederlanden hat schon eine sehr lange Tradition. Nach dem Tod der kinderlosen Gräfin Walburga von Neuenahr-Moers fiel die „Herrlichkeit Krefeld" im Jahr 1600 an Moritz von Nassau, Prinz von Oranien. Ein Jahrhundert lang, bis 1702, blieb die Stadt oranisch. In dieser Zeit erlebte sie mit der Ansiedlung der Mennoniten eine vor allem im wirtschaftlichen Bereich große Entwicklung. Die Stadt veränderte positiv ihr Erscheinungsbild und die Grundlagen für die später so erfolgreiche Textilstadt wurden gelegt. Die mennonitischen Familien pflegten enge Kontakte zu ihren niederländischen Glaubensverwandten und beherrschten auch ihre Sprache. Auf dieses sogenannte „Goldene Zeitalter" unter den Oraniern bezog man sich auch noch im 20. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam verstärkt der Gedanke auf, mit Städtepartnerschaften einen Beitrag zur Völkerverständigung und Frieden zu leiste.

Gemeinsamkeiten zwischen Venlo und Krefeld

Venlo war bereits im Mittelalter eine beliebte Handelsstadt und erhielt 30 Jahre vor Krefeld die Stadtrechte. Sie war auch Hansestadt und kam im 18.Jahrhundert zu den Vereinigten Niederlanden. Nach der Französischen Revolution war Venlo wie Krefeld mehrere Jahre unter französischer Herrschaft, gehörte dann im 19. Jahrhundert einige Jahre zu Belgien. Eine Gemeinsamkeit sind auch die starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Heute hat die zur Provinz Limburg gehörende Stadt rund 100.000 Einwohner.

Seit den 1920er Jahren gab es gute Beziehungen

Gute Beziehungen gab es seit den 1920er Jahren durch den in Krefeld ansässigen Verein „Ons Vaderland". Er pflegte niederländisches Kulturgut, wozu auch der jährlich organisierte Besuch des niederländischen Nikolaus (Sinter Klaas) gehört. Die Tradition besteht bis heute.
1950 wurde eine Buslinie zwischen Krefeld und Venlo eingerichtet, die zur ersten fahrplanmäßigen Verbindung der beiden Länder nach dem Krieg wurde. Im selben Jahr gab es eine Wirtschaftsausstellung auf dem Sprödentalplatz. In ihrem Umfeld erwies man den niederländischen Gästen musikalisch eine Referenz, denn sie wurden von zwei Gesangsvereinen mit ihrer Nationalhymne begrüßt.

Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen

In den folgenden Jahren wurden die wirtschaftlichen Beziehungen stark ausgebaut, viele niederländische Firmen siedelten sich hier an. Dazu gehörte auch das Unternehmen Phillips, das hier serienmäßig die ersten Fernseher in Deutschland produzierte. 1962 betonte der Krefelder Oberbürgermeister Josef Hellebrock, wie glücklich er über die engen Beziehungen der beiden Städte sei.

Unterzeichnung der Städtepartnerschaft. Foto: Stadtarchiv
Unterzeichnung der Städtepartnerschaft. Foto: Stadtarchiv

1964 entstand die Idee einer Partnerschaft

Die Idee zu einer Partnerschaft kam im Sommer 1964 im Rahmen von Vorgesprächen für eine Venloer Woche auf, die im Herbst in Krefeld stattfinden sollte. Die niederländischen Gesprächsteilnehmer regten in diesem Zusammenhang eine offizielle Partnerschaft an. Oberstadtdirektor Hermann Steffens sah in diesem Vorschlag „eine Proklamation des schon seit Jahren bestehenden guten und freundschaftlichen Verhältnisses zwischen beiden Städten." Im Oktober 1964 wurde das dann offiziell besiegelt. Die Räte beider Städte stimmten einer Partnerschaft zu. Als Geschenk stiftete Krefeld einen Studienplatz für die Dauer von sechs Semester an der hiesigen Werkkunst- oder Ingenieursschule. Im November, kurz vor der Unterzeichnung der Verträge, gab es einen Pressetermin im Krefelder Hof. Dabei formulierte es Oberstadtdirektor Hermann Steffens so: „Krefeld und Venlo beschließen keine Partnerschaft, aus der eine Freundschaft erwachsen soll, sondern in dem Partnerschaftsvertrag soll eine über hundertjährige Freundschaft zwischen den beiden Städten besiegelt werden." Weitere Städtepartnerschaften gibt es mit Leicester (1969), Dünkirchen (1974), Leiden (1974), Charlotte (1986), Landkreis Oder-Spree (1989), Uljanowsk 1993) und Kayseri (2008). Vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine ruht derzeit die Partnerschaft mit Uljanowsk. Stattdessen gibt es seit Herbst 2023 eine Kooperation mit der ukrainischen Stadt Kropyvnytsky. Das Besondere daran: Krefeld hat diese Kooperation gemeinsam mit seiner Partnerstadt Venlo geschlossen.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

 

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 43: Johan Thorn Prikker und die Kunstgewerbeschule
Nach seiner kurzen Krefelder Zeit hat Thorn Prikker hier bedeutende Spuren hinterlassen. Zu den schönsten Beispielen zählen zwei Fenster in der Liebfrauenkirche.
Wandbild "Lebenszyklus" im Kaiser-Wilhelm-Museum. Foto: Stadtarchiv Krefeld
Teil 42: 1906 - Die Tanzhusaren kommen nach Krefeld
Am 20. Juni besuchte Kaiser Wilhelm II. mit seiner Gemahlin Auguste Viktoria für wenige Stunden die Stadt. Anlass war das 200jährige Jubiläum der Zugehörigkeit zur Krone Preußens.
Wilhelm II. zieht an der der Spitze des Husaren-Regiments Nr. 11 am 2. April 1906 in Krefeld ein. Der Maler Carl Röhling hielt dieses Ereignis fest. Repro. Stadtrchiv
Teil 41: Die Uraufführung der 3. Sinfonie von Gustav Mahler im Juni 1902
In der prächtigen Stadthalle an der St. Anton-Straße fand im Juni 1902 das vierte Konzert statt. Am Dirigentenpult stand der Komponist selbst.
Musikdirektor Theodor Müller-Reuter mit Chor und Orchester in der Stadthalle im Rahmen des 38. Tonkünstlerfests im Juni 1902.Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Teil 40: Fiktiver Spaziergang durch die Stadt um 1900
Krefeld um 1900. Ein Mann spaziert an einem milden Septembertag durch seine Stadt. Er heißt Gustav Schmidt und ist im Krefelder Adressbuch auf der Marktstraße 71 als Musiker gemeldet.
Der historische Bismarckplatz.Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Teil 39: Die Eröffnung des Kaiser Wilhelm Museums im Jahr 1897
Es zählt zu den schönsten noch erhaltenen historischen Gebäuden der Krefelder Innenstadt. Das Kaiser Wilhelm Museum am Karlsplatz (heute Joseph Beuys Platz) blickt inzwischen auf eine über 125jährige Geschichte zurück.
Das Kaiser-Wilhelm-Museum nach 1912.Bild: Stadtarchiv

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.