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Neues Radverkehrskonzept sieht zahlreiche Verbesserungen vor
Veröffentlicht am: 31.08.2022
Fahrradstraße mit roter Markierung - ein Beispielbild aus Münster. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Konzept sieht mehr mehr Priorität für Radfahrer vor
In Krefeld soll sich die Rad-Infrastruktur in den kommenden Jahren deutlich verbessern. Radwege-Sanierungen, attraktive Wegeverbindungen, optimierte Ampelschaltungen, mehr Priorität für den Radverkehr - in einer Pressekonferenz haben Planungsdezernent Marcus Beyer, der Radverkehrsbeauftragte Michael Hülsmann und Hans Hamestuk aus der Abteilung Verkehrliche Infrastruktur das ausgearbeitete Radverkehrskonzept vorgestellt. Es ist unter der Beteiligung vieler Experten erarbeitet worden und definiert zahlreiche konkrete Maßnahmen. „Das Radverkehrskonzept zeigt uns die Notwendigkeit auf, die Bedingungen für Radfahrer nach festgelegten Standards und Kriterien zu verbessern. Es wird neben mittel- und langfristigen Maßnahmen auch schnell vorzeigbare Lösungen geben, damit das Radfahren in unserer Stadt schnell attraktiver wird", sagt Planungsdezernent Marcus Beyer.
Wichtig ist ein Interessensaustausch zwischen Radfahrern und Autofahrern
Beyer machte deutlich, dass in den kommenden Jahren ein Interessensausgleich zwischen Radfahrern und Autofahrern stattfinden müsse. Wo Radwegebreiten aufgrund der planerischen Vorgaben verändert werden, da falle mitunter auch Parkraum weg. Ziel sei es, dass durch gute Radwege mehr Bürger kurze Wege von fünf bis acht Kilometern mit dem Rad statt dem Auto absolvieren. Eine wesentliche Motivation für den Umstieg auf das Rad müsse sein, dass man in Krefeld auf zwei Rädern deutlich schneller ans Ziel gelangt als mit dem Auto. „Wir haben in Krefeld das Ziel, den Radverkehrsanteil bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern", erläutert Marcus Beyer.
Fahrradstraßen werden ausgebaut
Ein Blick auf den Stadtplan mit dem Zentrum und den umliegenden Stadtteilen zeigt, dass Krefeld schon jetzt als Radfahrstadt mit der bestehenden Netzstruktur eine gute Ausgangslage hat. In maximal sieben Kilometern ist von den Stadtteilen aus die City erreichbar. Ziel müsse es jetzt aber sein, so Beyer, durch Sanierung und Ausbau die Bedingungen zu verbessern, denn große Teile des Radwegenetzes in Krefeld erfüllten nicht die Anforderungen an eine moderne Infrastruktur und die gestiegenen Bedürfnisse der Nutzer. Die Anforderungen des Radverkehrs an die Infrastruktur sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, unter anderem durch eine wachsende Anzahl an Radfahrern, Pedelec-Nutzern und Lastenrad-Fahrern. Insbesondere den Fahrradstraßen kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Auf ihnen soll es künftig einen einheitlichen Standard geben, eine Vorfahrtsregelung und auch bessere Markierung. Angedacht ist dabei eine durchgehende Markierung mit roter Farbe auf diesen Achsen. Der Durchgangsverkehr soll rausgehalten werden.
Bürgerdialog unf Online-Befragung sind Teil der Grundlage des Radverkehrskonzeptes
Basis des Radverkehrskonzeptes ist eine gutachterliche Untersuchung durch das Aachener Büro Kaulen, 2019 durch den Stadtrat in Auftrag gegeben. Die Bürger sind zu ihren Wünschen und Anforderungen an das Radwegenetz befragt worden. Es gab sowohl einen Bürgerdialog vor Ort in der Innenstadt inklusive einer Umfrage mittels Fragebogen und Feedback-Möglichkeiten sowie eine Online-Befragung im Februar 2021. Insgesamt 3.070 Personen haben daran teilgenommen. Wesentliche Forderungen waren die Verbesserung des Komforts für den Radverkehr durch ausreichend breite und baulich mängelfreie Radwege sowie bessere Markierungslösungen auf der Fahrbahn. Auch merkten die Teilnehmenden an, dass es weitere Fahrradstraßen geben solle, dass das Angebot an überdachten Fahrradabstellanlagen ausgebaut werden solle und dass es mehr fahrradfreundliche Ampelschaltungen geben müsse.
Ein Radfahrer unterwegs durch Krefeld. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
298 Kilometer Radnetz in Krefeld wurden ausgewertet
Im Zeitraum Juni bis November 2021 hat das Gutachterbüro in der Folge das gesamte Krefelder Radnetz mit einer Länge von 298 Kilometern befahren und ausgewertet. Die Breite der Radwege und der Fahrbahn wurde aufgenommen, Gehwege und Parkstreifen wurden markiert. Für wesentliche Stellen gibt es dazu auch eine Fotodokumentation. Auf Basis dieser Analyse ist eine Bestandsaufnahme mit Mängelanalyse erfolgt. Rund 583 lineare und 107 punktuelle Mängel sind aufgenommen worden. Zu den punktuellen Mängeln gehören etwa erneuerungsbedürftige Markierungen, fehlende Querungsstellen, Poller und Umlaufsperren, fehlende Bevorrechtigungen auf Fahrradstraßen sowie Beschilderungsmangel.
Mehr Priorität für Radfahrer
Für zahlreiche Stellen hat das Gutachterbüro dann Maßnahmen definiert, die erfolgen müssen, um die Bedingungen für Radfahrer zu optimieren. Diese betreffen eine Gesamtstreckenlänge von 186 Kilometern, davon 121 im Radhauptnetz und 65 im Radnebennetz. Gemeinsam mit dem Gutachterbüro sind zukünftige Qualitätskriterien für die Aspekte Strecke, Knotenpunkte, Oberfläche, Beleuchtung, Winterdienst und Beschilderung entwickelt worden. Aufgenommen wurde im Radverkehrskonzept auch ein Alltags- und Freizeitnetz auf dem gesamten Krefelder Stadtgebiet mit Radschnellverbindungen, Radvorrangrouten, einem Basisradnetz, Freizeitrouten mit Leitsystem sowie der Krefelder Promenade als Ost-West-Radachse von Forstwald bis Uerdingen.
Hauptverkehrslinien durch Krefeld soll erweitert und optimiert werden
Planungsdezernent Marcus Beyer machte deutlich, dass eine Einteilung in Planungsprioritäten nun das Ziel sei. Es gehe um Sofortmaßnahmen, kurzfristige Maßnahmen, mittelfristige Maßnahmen und langfristige Maßnahmen. Dies sei auch im Hinblick auf eine Finanzplanung wichtig. Die Schaffung von Fahrrad-Magistralen (Hauptverkehrslinien) in Form von Fahrradstraßen ist einer der wichtigen Bausteine im neuen Konzept. 33 solcher Fahrradstraßen-Abschnitte existieren bereits, das Netz zwischen den Stadtteilen und zum Zentrum hin soll erweitert und optimiert werden. Dort, wo eine durchgehende Fahrradstraße nicht möglich ist, soll die Magistrale durch Einbindung von alternativen fahrradfreundlichen Strecken, Grünwegeverbindungen oder auch großzügigen Angeboten an Hauptverkehrsstraßen ergänzt werden.
Öffnung von Einbahnstraßen
Eine weitere wichtige Maßnahme aus Sicht von Marcus Beyer ist auch die Öffnung von zusätzlichen Einbahnstraßen in Krefeld für den Radverkehr. 48 Strecken sind dazu untersucht worden. Für 37 dieser 48 Einbahnstraßen schlagen die Gutachter eine Öffnung vor. Ein zusätzliches Ziel ist die Schaffung weiterer sicherer Radabstellanlagen im Stadtgebiet. Auch hier machen die Gutachter Vorschläge für das gesamte Stadtgebiet. Zu den Maßnahmen gehören Verbesserungen auf Strecken mit erhöhter Unfallgefahr sowie die Schulwegsicherung, Anbringen von Zusatzbeschilderung und Markierungen sowie Ad-Hoc-Maßnahmen. Mittel- und langfristig können dann kostenintensivere Maßnahmen wie die Schließung von Netzlücken auf Radnebenrouten angegangen werden.
Neue Fahrradmarkierung wird auf die Straße geklebt. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Millionen Euro pro Jahr für die Sanierung von Radwegen
Die aufzuwendenden Gesamtkosten lagen zum Zeitraum der Kalkulation durch die Gutachter bei insgesamt 47 Millionen Euro. „Diese werden sich aufgrund von allgemeinen Kostensteigerungen noch einmal erhöhen können", erläuterte Hans Hamestuk. Im Haushalt 2021 bis 2024 sind jeweils eine Millionen Euro pro Jahr für die Sanierung von Radwegen vorgesehen. Der jährliche Finanzbedarf auf Basis der Ermittlungen des Gutachterbüros wird bei rund vier Millionen Euro liegen. Zusätzlich zur Stelle eines Radverkehrsbeauftragten würden auch zwei weitere Vollzeitstellen für Planer sowie zwei Stellen beim Kommunalbetrieb Krefeld dafür eingeplant.
Konzeptpräsentation im nächsten PLAMOS Ausschuss
Im nächsten Ausschuss für Planung, Bauen, Mobilität und Stadtentwicklung (PLAMOS) am Dienstag, 6. September, (17 Uhr, Yayla-Arena), wird das Konzept durch die Stadtverwaltung und das Büro Kaulen vorberatend präsentiert. In den neun Krefelder Bezirksvertretungen werden dann vom 21. September bis 27. Oktober jeweils die für diesen Bezirk betreffenden Aspekte des Radwegekonzeptes besprochen, ehe sich der PLAMOS am 15. November erneut mit dem Konzept befasst. Der Rat soll dann in seiner Sitzung am 17. November (17 Uhr, Seidenweberhaus) über das Radverkehrskonzept entscheiden.
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