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Schiedsleute der Bezirksvereinigung seit 70 Jahren aktiv

Veröffentlicht am: 11.11.2022

Bei der Jubiläumsfeier zum 70-jährigen Bestehen der Bezirksvereinigung der Schiedsleute von links: Werner Batzke, Direktor Amtsgericht Krefeld, Carla Walther, Vorsitzende Bund der Schiedsleute Bezirksvereinigung Krefeld, Oberbürgermeister Frank Meyer, Monika Ganteföhr Bundesvorsitzende im Bund Deutscher Schiedsleute und Gaby Trippen vom Landesverband NRW. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Bei der Jubiläumsfeier zum 70-jährigen Bestehen der Bezirksvereinigung der Schiedsleute von links: Werner Batzke, Direktor Amtsgericht Krefeld, Carla Walther, Vorsitzende Bund der Schiedsleute Bezirksvereinigung Krefeld, Oberbürgermeister Frank Meyer, Monika Ganteföhr Bundesvorsitzende im Bund Deutscher Schiedsleute und Gaby Trippen vom Landesverband NRW.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Empfang im Rathaus der Stadt Krefeld

Das 70-jährige Bestehen der Bezirksvereinigung der Schiedsleute im Bezirk des Landgerichts Krefeld, zu dem auch die Städte Willich, Tönisvorst, Kempen, Grefrath, Brüggen und Nettetal gehören, sowie des Amtsgerichts Moers mit den Städten Moers und Neukirchen-Vluyn wurde im Rahmen eines Festaktes im Krefelder Rathaus gewürdigt. Aktuelle Vorsitzende der Vereinigung ist die Krefelder Schiedsfrau Carla Walther. Oberbürgermeister Frank Meyer hat sich bei den Schiedsleuten für ihr ehrenamtliches Engagement bedankt und wünscht ihnen für ihre herausfordernde und wichtige Arbeit auch in Zukunft alles Gute und viel Erfolg.

Schiedsleute schlichten Streitigkeiten ohne Gerichtsverfahren

Schiedsleute schlichten Streitigkeiten, finden geeignete Lösungen und Kompromisse, ohne dass Gerichte eingeschaltet werden müssen. Dazu betonte Oberbürgermeister Frank Meyer in seiner Jubiläumsansprache: „Es war eine gute Idee des Gesetzgebers, das Schiedswesen gewissermaßen als Vorstufe der ordentlichen Gerichtsbarkeit zu installieren, als Möglichkeit, einen Schwelbrand gemeinsam zu löschen, bevor ein Großfeuer daraus entsteht. Eine solche Institution nutzt sowohl dem Einzelnen, weil er die Chance erhält, zur Besinnung zu kommen, bevor aus der Mücke ein Mammut wird, als auch der Gesellschaft, weil sie sich dadurch Ressourcen schafft, Ordnungs- und Justizbehörden mit den wirklich wichtigen Themen zu befassen".

Kümmern sich zum Beispiel um Nachbarschaftsstreits

Anschließend ging der Oberbürgermeister auch auf die Aufgaben der Schiedspersonen ein: „Schon früh kristallisierten sich Schwerpunkte heraus, die bis heute den Kern Ihrer Arbeit als Schiedsleute bilden: kleinere Vermögensdelikte, persönliche Beleidigungen und vor allem Streitigkeiten in der Nachbarschaft. Wenn die Hecke vermeintlich zu hoch wird, der Fußboden der oberen Mietpartei zu heftig knarzt oder Kinder zu ausgelassen durchs Treppenhaus toben, dann versucht die örtliche Schiedsfrau oder der Schiedsmann, den ins Wanken geratenen Nachbarschaftsfrieden wiederherzustellen".

"Die Gräben, die Sie überwinden müssen, sind tiefer geworden, die Mauern höher."

Angesichts der aktuellen durch die vielen Krisen besonderen Situation beschreibt der Oberbürgermeister die zunehmend schwierigere Aufgabe für die Schiedsleute: „Demokratische Urtugenden wie einander zuhören, sein Gegenüber durch Argumente zu überzeugen oder ein gemeinsames Grundfundament aus gesicherten Fakten zu akzeptieren, sind in der heutigen Zeit leider immer seltener zu finden. Wozu eine solche Streitkultur führen kann, das sieht man täglich in den sozialen Medien, aber auch zunehmend im Alltag. Polizisten berichten von entsprechenden Erlebnissen im Straßenverkehr, Lehrkräfte von Schulhöfen, Schiedsrichter vom Fußballplatz, Bahnpersonal aus überfüllten Zügen: Vor der Pandemie waren die Nerven schon angespannt, jetzt liegen sie teilweise vollends blank. Insofern müssen Sie sich als Schiedsfrauen oder Schiedsmänner manchmal fühlen wie Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft. Die Gräben, die Sie überwinden müssen, sind tiefer geworden, die Mauern höher - und oft genug wartet an der Barriere, die Sie gern überschreiten möchten, bereits ein Anwalt mit einem gewissen Eigeninteresse an einer längeren juristischen Auseinandersetzung. Dabei sind Sie die letzte Instanz, die all den Ärger, die hohen Kosten, die schlaflosen Nächte, die Aufregung und die endgültige Vergiftung der gegenseitigen Beziehungen noch verhindern kann - und das gänzlich ohne Eigeninteresse".

Vereinigung der Schiedsleute

Aufgabe der Vereinigung der Schiedsleute, die dem Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS) angehört, ist die Interessenvertretung der Schiedsleute, insbesondere gegenüber der Dienstaufsicht der Gemeinden. Derzeit gehören der Vereinigung 30 Schiedsmänner und zehn Schiedsfrauen an. Die Vereinigung der Schiedsleute ist auch im Internet unter www.bds-krefeld.de zu finden.