Inhaltsbereich

Einbürgerungsempfang wird zur Geburtstagsfeier des Grundgesetzes

Veröffentlicht am: 24.05.2024

Einbürgerungsempfang
Rund 200 Gäste kamen zum Einbürgerungsempfang ins Krefelder Rathaus.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

200 neu Eingebürgerte im Foyer des Rathauses

Wer deutscher Staatsbürger werden möchte, muss ein klares Bekenntnis zur Verfassung der Bundesrepublik ablegen. Insofern hätte es für den diesjährigen Einbürgerungsempfang des Oberbürgermeisters kein besseres Datum geben können: Die Republik feierte am Donnerstag, 23. Mai, den 75. Geburtstag des Grundgesetzes - und die weltoffene Stadt Krefeld beteiligte sich auf ihre Weise. „In einer freiheitlichen Demokratie zu leben - das ist es wert zu kämpfen, und das ist es wert zu feiern: Deshalb ist der heutige Geburtstag des Grundgesetzes ein stolzer Tag für Deutschland und für uns alle", sagte Oberbürgermeister Frank Meyer in seiner Rede. „Auch eine Einbürgerung ist ein feierlicher Akt, ein eindrucksvoller Weg, sich zu diesem Land zu bekennen und die eigene Zugehörigkeit festzuschreiben: Jeder Mensch, der sich einbürgern lässt, ist auch eine Bekräftigung der Werte des Grundgesetzes, denen er oder sie sich verpflichtet."

Erzieherin aus dem Irak erhält ihre Einbürgerungsurkunde

Um diese Worte zu unterstreichen, nahm Frank Meyer während der Veranstaltung eine Live-Einbürgerung vor. Die 29-jährige Krefelderin Berta Basel Khosho Dawod erhielt, nachdem sie die vorgeschriebene Formel gesprochen hatte, aus den Händen des Oberbürgermeisters ihre Einbürgerungsurkunde. Sie war vor elf Jahren aus dem Irak geflüchtet und hatte in Deutschland Schutz gefunden. Heute arbeitet sie in ihrer neuen Heimat als Erzieherin. Auch die übrigen rund 200 Gäste erhielten als Geschenk das Buch „Glücksorte in Krefeld", die zahlreichen anwesenden Kinder durften sich über kleine Spielzeuge freuen. Jeder Gast bekam außerdem eine symbolische Deutschlandfahne. „Willkommen in Krefeld - das muss ich hier niemandem mehr zurufen: Viele von ihnen sind hier geboren und kennen sich womöglich besser aus als ich, andere sind schon viele Jahre und Jahrzehnte hier", betonte Frank Meyer in seiner Ansprache. „Deshalb sage ich lieber: Schön, dass Sie heute hier sind! Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns noch ein zweites Mal Ihre Einbürgerung zu feiern."

Einbürgerungsempfang
Die aus dem Irak stammende Krefelderin Berta Basel Khosho Dawod wurde live von Oberbürgermeister Frank Meyer eingebürgert.

Im Jahr 2023 haben insgesamt 591 Krefelderinnen und Krefelder die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Die meisten von ihnen kamen aus Syrien, dem Irak und Polen, gefolgt von der Türkei, dem Iran und Afghanistan. Beim vorherigen Einbürgerungsempfang hatte es noch Großbritannien in die „Top 3" geschafft, als ein Grund gilt der Brexit. „Was in der Statistik zur Einbürgerung Jahr für Jahr gleich bleibt, ist die Vielfalt: Krefeld ist eine Stadt mit Bürgerinnen und Bürgern, die von fast allen Kontinenten und aus aller Herren Länder stammen, von Nepal bis zur Elfenbeinküste und von Tadschikistan bis Peru - und die doch häufig die Entscheidung treffen, dauerhaft in Deutschland und in Krefeld heimisch zu werden", erklärte der Oberbürgermeister. Um der emotionalen Bedeutung einer Einbürgerung gerecht zu werden, sei im Fachbereich Migration und Integration ein eigener Raum für die Zeremonie eingerichtet worden: „Das gibt es sonst nur an einer anderen Stelle - nämlich beim Standesamt."

Frank Meyer: „Wir müssen gut achtgeben auf dieses Dokument"

In seiner Rede ging Frank Meyer auch ausführlich auf den Geburtstag des Grundgesetzes ein, nannte die Verfassung „ein Lehrbuch für Demokratie" und erinnerte an ihre geistigen Mütter und Väter: „Die Frauen und Männer, die diesen Text vor 75 Jahren entworfen haben, waren geprägt von schrecklichen und traumatischen Erfahrungen: das bittere Ende der jungen Weimarer Demokratie, die brutale Ausbreitung des Nationalsozialismus' in Politik und Gesellschaft, die grauenhafte Ermordung von Millionen Menschen in den Vernichtungslagern, Krieg, Bombardierung, Vertreibung und Zerstörung. Es ging darum, aus den furchtbaren Erlebnissen der Kriegsjahre und aus den Wirren der Nachkriegszeit eine neue Ordnung zu formen - eine, die stabil genug wäre, um Sicherheit und Wohlstand zu bringen und gegen innere wie äußere Feinde gerüstet zu sein."

Der Oberbürgermeister rief dazu auf, das Grundgesetz zu verteidigen und ein klares Bekenntnis zur Menschenwürde abzulegen: Die Verfassung sei „ein Fundament, das unserem Land auch ein dreiviertel Jahrhundert später noch sicheren Stand gibt, auch wenn die inneren Erschütterungen und die äußeren Stürme wieder zunehmen". Und weiter: „Wir müssen gut achtgeben auf dieses Dokument, das sich für unser Land als so wertvoll erwiesen hat - wir dürfen keinen Buchstaben und keine Ziffer preisgeben, ohne genau hinzusehen, wer davon am Ende profitieren möchte. Die Beispiele aus anderen Ländern - auch mitten in Europa und sogar in der ältesten Demokratie der Welt - sind eine deutliche Warnung, wie angreifbar und zerbrechlich Demokratie und Rechtsstaat sein können, wenn sie von innen ausgehöhlt und zerfressen werden. Das dürfen wir in Deutschland niemals zulassen."