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Große Beteiligung bei Vortrag zur historischen städtebaulichen Analyse

Veröffentlicht am: 23.02.2022

Krefelds Bürger wünschen sich, dass die Innenstadt ihre historischen Bezugspunkte behält. Planen wir sie neu, müssen wir nicht nur das Augenmerk auf die historische Stadtplanung richten, sondern sollten auch dafür sorgen, dass Altes geschützt und sogar zur Gestaltung der Innenstadt genutzt wird, sagen sie. Dafür ist der Erhalt der historischen Bausubstanz dem Abriss und dem Neubau vorzuziehen.

Krefelder formulieren Wünsche zur Innenstadtidentität

Die Ergebnisse der Umfrage im Rahmen der Online-Veranstaltung zur „Kulturhistorischen städtebaulichen Analyse" (KHSA) am 17. Februar sind eindeutig. Die Stadtverwaltung hatte gemeinsam mit den Architekten „Mir architecten" und „Flexus AWC" eingeladen, um den Kern der fast zweijährigen Analyse zur Entstehungsgeschichte der Innenstadt vorzustellen und gleichzeitig ein Stimmungsbild rund um die Innenstadtidentität abzufragen. 90 Krefelder waren der Einladung gefolgt. Ende 2019 hatten die Gutachter im Auftrag der Stadt Krefeld die Untersuchung der Innenstadt begonnen. Seit September 2021 liegt die fertige Analyse vor. Im Oktober wurde sie bereits dem Ausschuss für Stadtplanung und Mobilität vorgestellt und nun der breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Die Architekten Claudia Schmidt und Hugo van Velzen, Ludger Walter (Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung) und Baudezernent Marcus Beyer stellen das Gutachten zur kulturhistorischen städtebaulichen Analyse vor. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Bildunterschrift: Im letzten Oktober stellten die Architekten Claudia Schmidt und Hugo van Velzen, Ludger Walter (Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung) und Baudezernent Marcus Beyer das Gutachten zur kulturhistorischen städtebaulichen Analyse erstmalig vor. Nun wurden in einer großangelegten Online-Veranstaltung die Ideen der Bürger abgefragt.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Krefeld früher und Krefeld heute

Die Ergebnisse thematisieren vor allem die Kernidentität der Stadt. Krefeld hat einen vorindustriellen Ursprung. Das Gebiet innerhalb der vier Wälle wurde früher als Manufakturstadt genutzt: Die Bürger lebten und arbeiteten hier unter einem Dach. Schon damals waren Geschäfte des täglichen Bedarfs fußläufig erreichbar, und in den Straßen, die besonders für Fußgänger und den langsamen Verkehr ausgelegt waren, fand das soziale gesellschaftliche Leben statt.

Die Analyse stellt hier eine Verbindung zu den Ansprüchen der heutigen, postindustriellen Gesellschaft her. Auch heute vermitteln kurze Wege und gute Erreichbarkeit von Geschäften, Kulturstätten und Freiräumen eine hohe Aufenthaltsqualität. In einem urbanen Lebensumfeld werden diese Faktoren zu wichtigen Identifikationspunkten.

Ein Leitbild soll helfen, um die identität der Innenstadt wiederzufinden

Auf diesen Erkenntnissen aufbauend stellt die Analyse ein Leitbild zur Entwicklung des innerstädtischen Gebietes vor, das die Gutachter den Teilnehmenden präsentierten. Die vier Wälle, so formulierten die Gutachter Claudia Schmidt und Hugo van Velzen, seien der wichtigste und größte Freiraum der Innenstadt. Ihre frühere Funktion müsse zukünftig weiter gestärkt werden. Außerdem solle die Innenstadt wieder vermehrt zum Wohnen genutzt werden und eine kleinteiligere Nutzungsmischung Lebendigkeit und Vielfalt in die Innenstadt bringen.

Blick vom Ostwall in Richtung Hauptbahnhof. Eine Bahn fährt auf der linken Straßenseite.
Der Ostwall ist Identifikationspunkt in der Innenstadt.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Umfrage als Teil der Veranstaltung

Im Rahmen einer Umfrage während der Online-Veranstaltung forderten die Akteure zudem die Krefelder auf, ein Stimmungsbild zur Innenstadtentwicklung abzugeben. Anschließend blieb Zeit, um Fragen, auch in Richtung Zukunftsplanung, zusammenzutragen.

Bürger wünschen sich den Erhalt der historischen städtebaulichen Nutzung

Ein großes Interesse zeigten die Teilnehmenden am Denkmalschutz. Sie votierten nicht nur in der Umfrage für den Erhalt und die Wiederherstellung der historischen städtebaulichen Nutzung des Gebiets innerhalb der vier Wälle, sondern stellten darüber hinaus die Frage, ob die Möglichkeit bestände, die Struktur der Stadt innerhalb der Wälle unter Denkmalschutz zu stellen, um das kulturhistorische städtebauliche Ensemble besser schützen zu können. Auch die Frage kam auf, wie Eigentümer finanziell dabei unterstützt werden könnten, eine vielleicht aufwendigere Sanierung des Bestandsbaus einem Neubau vorzuziehen.

Weniger Autos, mehr Freizeitflächen

Einen weiteren Schwerpunkt innerhalb der Abstimmung bildete das Thema „Entschleunigung der Innenstadt". Die Teilnehmenden votierten für eine Reduzierung des Autoverkehrs im Stadtgebiet. Statt Straßen für den Autoverkehr zu nutzen, so wünschen sie es sich, sollten Fahrradfahrer und Fußgänger mehr Raum bekommen. Auch spezielle Freizeitflächen sollen eingerichtet werden, die Aufenthaltsqualität herstellen. Architektin Claudia Schmidt fasste den Vorschlag in einem sprachlichen Bild zusammen: Eine einzige Tasse habe ihre Funktion und ihre Schönheit. Werde sie aber mit einem passenden Teller oder einem Zuckerdöschen kombiniert, entsteht daraus ein Gesamtensemble. Ähnlich formulierten die Diskutierenden ihre Idee für eine gelungene Stadtplanung: Unterschiedliche, gestaltungsähnliche Elemente an verschiedenen Orten in der Stadt sollen sich zukünftig zu einem Gesamtkonzept verbinden.

Innenstadtkern als Einheit

Marcus Beyer, Baudezernent der Stadt, und Norbert Hudde, Fachbereichsleiter für Stadt- und Verkehrsplanung, zeigten sich erfreut über die große Bürgerbeteiligung und die konstruktiven Vorschläge. „Gemeinsam haben wir die Chance, der Innenstadt wieder ein Gesicht zu geben und damit die Identifikation der Krefelder mit ihrem Stadtkern wiederherzustellen", beschreibt Beyer. „Dafür braucht es engagierte Menschen, die wir schon jetzt zum Beispiel in den vielen Vereinen in der Innenstadt finden. Dafür bedarf es aber auch identifikationsstiftender Orte. Und die können wir schaffen." „Ziel ist es", so formuliert Hudde abschließend, „ein zusammenhängendes Stadtbild entstehen zu lassen."

Als nächstes wird die KHSA Thema im Planungsausschuss der Stadt sein. Die Analyse als Grundlage für weitere Planungen zur Gestaltung der Krefelder Innenstadt zu beschließen und eine entsprechende Marschroute mit Satzungspunkten festzulegen, wäre der nächste Schritt auf dem Weg zu einer neuen Innenstadtidentität.

 

 

 

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