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Viel Zuspruch für „Wohnungspolitischen Dialog"

Veröffentlicht am: 19.04.2024

Michael Schleicher, Sabine Lauxen, Ricarda Pätzold
Dezernentin Sabine Lauxen (Mitte) mit den Referenten Michael Schleicher (links) und Ricarda Pätzold (rechts) beim ersten Wohnungspolitischen Dialog der Stadt Krefeld.
Fotos (2): Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Über eine große Beteiligung am ersten städtischen „Wohnungspolitischen Dialog" im Seidenweberhaus freut sich Sabine Lauxen, Dezernentin für Umwelt und Verbraucherschutz, Soziales, Senioren, Wohnen und Gesundheit in Krefeld. Rund 75 Akteure aus der Wohnungswirtschaft, von den Wohlfahrtsverbänden, von der Hochschule Niederrhein sowie aus Politik und Verwaltung haben sich bei diesem neuen Dialogformat zu Themen des Wohnens in Krefeld ausgetauscht. Es ging beispielsweise um die Fragen, wie in Krefeld qualitativ wertiger Wohnraum bereitgestellt werden kann, wie Wohnungslosigkeit präventiv verhindert werden kann und wie passender Wohnraum für Studierende in der Innenstadt aussehen sollte. „Der neue städtische Fachbereich Wohnen befindet sich im Aufbau. Ziel des Dialogformates war es, frühzeitig mit den Akteuren in einen Austausch zu kommen, gemeinsam an guten Lösungen für Krefeld zu arbeiten. Der Dialog hat noch einmal eindrucksvoll gezeigt, dass das große gemeinsame Interesse ist, unsere Stadt Krefeld als Wohnstandort voranzubringen", sagte Sabine Lauxen. Unter anderem brachten mehrere Akteure der Wohnungswirtschaft den Willen zum Ausdruck, in Wohnraum investieren zu wollen und Sanierungen vorzunehmen. Die Dezernentin versprach, dass diesem Auftaktformat weitere Runden mit Austausch zu einzelnen Themen folgen werden.

Stadtverwaltung will preiswerten Wohnraum erhalten und ausbauen

Aus der Wohnungswirtschaft nahmen an dem Dialog unter anderem der Verband Haus und Grund, die Wohnstätte, die NRW-Bank sowie verschiedene Immobilienbesitzer teil. Von den Wohlfahrtsverbänden waren unter anderem die Caritas, die Diakonie, der Sozialdienst katholischer Männer (SkM) und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) vertreten. Aus den politischen Fraktionen gab es ebenso zahlreiche Teilnehmende wie von der Verwaltung. Der „Wohnungspolitische Dialog" am 17. April begann mit einer Einleitung von Sabine Lauxen und zwei Fachvorträgen von Ricarda Pätzold vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) sowie Michael Schleicher, langjähriger Leiter des Wohnungsamtes Köln und heute Berater in der Wohnungswirtschaft.

Fachbereich Wohnen, Wohnungspolitischer Dialog im Seidenweberhaus
Blick in die Teilnehmerrunde im Seidenweberhaus beim Wohnungspolitischen Dialog.

Mit der Gründung des Fachbereichs Wohnen verfolgt die Stadtverwaltung das Ziel, preiswerten Wohnraum zu erhalten und auszubauen, den Wohnungsbestand qualitativ weiterzuentwickeln und den Wohnungsneubau zu fördern. Es geht immer auch darum, die Krefelder Quartiere durch vernetzte Maßnahmen, Sanierung und Neubau aufzuwerten, die Innenstadt durch Wohnen weiter zu beleben sowie Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu vermeiden. Dabei könne die Verwaltung auf bestehenden Studien wie den Demografiebericht sowie die kommunale Wohnungsmarktbeobachtung aufbauen, wie Sabine Lauxen deutlich machte.

Fachvorträge am Vormittag der Veranstaltung

Ricarda Pätzold stellte in ihrem Vortrag „Strategien und Bausteine für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Wohnungspolitik" aktuelle Tendenzen der Wohnungspolitik vor. Ihr Beitrag ließ sich als ein Plädoyer für geförderten Wohnungsbau verstehen. Für Ricarda Pätzold sind Bezahlbarkeit, Wohnqualität und Wohnsicherheit eine öffentliche Daseinsvorsorge. In Richtung der Wohnungswirtschaft sagte sie: „Auch die Wirtschaft profitiert von bezahlbaren Mieten." Der Staat solle seinen Instrumentenkasten nutzen, forderte sie. „Die Regulierung von überschießenden Preisen bei Wohnen und Boden darf kein Tabuthema sein."

Michael Schleicher kam mit der langen Erfahrung als ehemaliger Leiter des Wohnungsamtes in Köln nach Krefeld. Er war Mitglied der Fachkommission für Wohnungspolitik des Deutschen Städtetages, hat den Landtag elf Jahre im Rahmen der Enquète-Kommission „Wohnungswirtschaftlicher Wandel" beraten und beim Bundesbauministerium bei den Papieren „Bündnis für Wohnen" in 2023 sowie beim Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit 2024 mitgearbeitet. Seine Kernthesen waren, dass es einer kommunalen Wohnungsversorgungspolitik bedürfe, dass kommunale Wohnungspolitik Daseinsvorsorge sei und es dringend mehr öffentlich geförderten Wohnungsbau geben müsse. Schleicher brachte auch zum Ausdruck, dass die Förderung in Nordrhein-Westfalen höher sei als in jedem anderen Bundesland. Der Wohndruck werde auch in Krefeld weiter steigen, prognostizierte er, „denn die Mietpreisentwicklung des Großraums Düsseldorf ist nur 23 Zugminuten entfernt".

Schwerpunktaufgabe eines kommunalen Wohnungsamtes könne es sein, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass mehr bezahlbarer Wohnraum entstehe, so Schleicher. Lösungsansätze bestehen aus seiner Sicht darin, Erhaltungssatzungen zu entwickeln mit dem Ziel, sogenannte Luxussanierungen zu verhindern. Auch könne eine sozialgerechte Bodennutzung beschlossen werden, die bei Neubauten einen Anteil von mindestens 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnungen vorsehe. Eine weitere Variante wäre aus seiner Sicht, Grundstücke vorrangig an neu zu gründende Genossenschaften zu veräußern und kommunale Grundstücke mit der Auflage zu verkaufen, preiswerten Wohnraum zu schaffen.

Workshops zum Thema Verhinderung von Wohnungslosigkeit

Nach der Mittagspause wurde der Wohnungspolitische Dialog mit mehreren Workshops - moderiert von Mitarbeitenden der Stadtverwaltung - fortgesetzt, in denen sich die Teilnehmenden in verschiedenen Runden austauschten. Dabei ging es unter anderem darum, wie präventiv verhindert werden kann, dass es zu Wohnungslosigkeit kommt. Gemeinsam mit Studierenden und Vertretern der Hochschule Niederrhein wurde zudem erörtert, wie in der Krefelder Innenstadt attraktiver Wohnraum für Studierende entstehen kann. „In den Workshops wurde intensiv, aber stets auf Augenhöhe und mit beidseitigem Verständnis diskutiert. Die Wohnungswirtschaft hat ihre Hinweise gegeben, auch die Wohlfahrtsverbände haben wertvolle Beiträge geliefert. Der gemeinsame Austausch hat mich besonders gefreut, da sich an vielen Stellen zeigte, dass wir mit dem Fachbereich Wohnen Lösungen finden können und zu guten Ergebnissen für unsere Stadt kommen werden", sagte Sabine Lauxen.