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Bisher 55 Martinszüge im Krefelder Stadtgebiet angemeldet

Zuletzt geändert: 02.12.2022 13:22:27 CET

Laternen zum Martinsfest.
Bild: Pixabay

Sankt Martinszüge in Krefeld

Der November steht bevor. Bald schon reitet St. Martin wieder durch die Straßen, um den Mantel zu teilen, und die Kinder mit ihren selbst gebastelten bunten Laternen folgen ihm in Scharen. Überall wird derzeit noch fleißig an den Laternen gebastelt und das Singen der Martinslieder einstudiert. Die Stadt hat bislang 55 Martinszüge (Stand 25. Oktober) in Krefeld genehmigt. Die gemeldeten Umzüge verteilen sich auf den Zeitraum von Mittwoch, 2., bis Samstag, 19. November. Als Veranstalter treten insbesondere bei vielen kleineren Umzügen die Kindertageseinrichtungen oder Schulen, ansonsten aber auch Gartenbauvereine, Nachbarschaften und Bürgervereine auf. Der erste Zug findet am 2. November in Bockum statt. Aufstellung ist vor der Herz-Jesu-Kirche an der Friedrich-Ebert-Straße.

Folgende Züge sind bislang angemeldet (Veranstalter, Datum, Startzeit, Startpunkt):
  • Kath Kita Herz-Jesu, 02.11.2022, 17:15 Uhr, Kirchplatz Friedrich-Ebert-Straße
  • Kita Wühlmäuse, 03.11.2022, 16:55 Uhr, Kindergartengelände Wimmersweg
  • MK Krefeld Verberg, 03.11.2022, 17:15 Uhr, Busenpfad/Heidedyk
  • Kita St. Clemens 03.11.2022 17:20 Außengelände der Kita
  • MK Grotenburgschule, 04.11.2022, 17:30 Uhr, Schulhof der Grotenburgschule
  • Förderverein Kita Verberger Straße, 04.11.2022, 17:45 Uhr, Stichstraße Verberger Straße
  • MV Uerdingen Nord 1924, Heinrichsschule, 04.11.2022, 17:30 Uhr, Heinrichsschule Körnerstraße
  • Familienzentrum Kr-Mitte und Kita St. Josef, 04.11.2022 17:00 Uhr, Start Kita Garnstraße
  • MK Gellep-Stratum, 04.11.2022, 17:00 Uhr, Legionstraße 8
  • MK Königshof 1925, 05.11.2022, 17:00 Uhr, Grundschule Königshof Oberbruchstraße 87
  • SG Untergath, 05.11.2022, 17:00 Uhr, Gaststätte Siedlerquelle Lechstraße 30
  • BV Krefeld-Inrath, 05.11.2022, 17:00 Inrather Straße Höhe Plankerdyk
  • BV Lindental-Gatherhof, 05.11.2022, 17:00 Uhr, gem. Schulhof der Grundschulen St. Michael und Lindenschule
  • MV Orbroich, 05.11.2022, 17:00 Uhr, Mittelorbroich Höhe 73
  • Kita St. Pius X, 07.11.2022, 17:30 Uhr, Hof der Kita
  • Kita Maria Waldrast, 07.11.2022, 17:15 Uhr, Kita Maria Waldrast
  • BV Dießem e.V., 07.11.2022, 17:00 Uhr, Fabrik Heeder Platz der Wiedervereinigung
  • FamZ Christuskirche, 07.11.2022, 17:30 Uhr, Schönwasserstraße Ecke Germaniastraße
  • FamZ St. Elisabeth Inrath, 08.11.2022, 16:45 Uhr, Spielhof der Einrichtung
  • Horizonte FamZ Kita Liebfrauen, 08.11.2022, 17:00 Uhr, Von-Itter-Platz/Liebfrauenkirche
  • BV Gartenstadt 1985 e.V., 08.11.2022, 17:30 Uhr, Gartenstadtschule
  • FamZ St. Martin, 08.11.2022, 18:00 Uhr, Kirchenvorplatz St. Martin
  • FamZ Mumm-Kids, 08.11.2022, 17:00 Uhr, Außengelände der Kita
  • Gymnasium Marienschule, 09.11.2022, 16:45 Uhr, Marienschule Hubertusstraße 120
  • Montessori Kinderhaus, 09.11.2022, 17:00 Uhr, Gartengelände Hohen Dyk 128
  • Montessori-Zentrum Krefeld, 09.11.2022, 17:15 Uhr, Minkweg 28
  • Franz-Stollwerk-Schule, 09.11.2022, 17:45 Uhr, Busparkplatz Tulpenstraße 11
  • Förderverein Kita Krokobär, 09.11.2022, 17:00 Uhr, Außengelände der Kita
  • MA Krefeld-Fischeln e.V., 10.11.2022, 17:00 Uhr, Schulhöfe der Grundschulen Wimmersweg 21 und Kölner Straße 667
  • MV Alt Bockum1908 e.V., 10.11.2022, 17:15 Uhr, Schulhof der Sollbrüggenschule
  • Horizonte Kita St. Franziskus, 10.11.2022, 16:45 Uhr, auf dem Gelände der Kita
  • MV Hüls e.V., 10.11.2022, 16:30 Uhr, Christian Roosen Platz
  • Bürger-und Heimatverein Krefeld Elfrath 1968, 10.11.2022, 17:45 Uhr, Schulhof der Grundschule an Haus Rath
  • BV Schicksbaum e.V., 11.11.2022, 17:15 Uhr, Grundschule Krähenfeld Ortmannsheide
  • Kita Sonnenland e.V. 11.11.2022 18:00 Außengelände der Kita
  • BV Krefeld-West Soziales e.V., 11.11.2022, 17:15 Uhr, Gripswaldstraße/Moylandstraße
  • Kita Zaubersterne gGmbH, 11.11.2022, 17:30 Uhr, Außengelände der Kita
  • Kath. Kita St. Gertrudis, 11.11.2022, 17:15 Uhr, Kirchplatz St. Gertrudis
  • Donksiedlung Herbertzgut e.V. und Geschwister-Scholl-Schule, 11.11.2022, 17:15 Uhr, auf dem Schulhof
  • MK Hülser Berg 1927, 12.11.2022, 17:00 Uhr, Bergschänke am Hülser Berg, Rennstieg 1
  • MV An der Lunie 1952, 12.11.2022, 17:30 Uhr, am Anfang des Karl-Hengsten-Weges
  • BV Forstwald, 12.11.2022, 16:45 Uhr, Siegersweg vor dem Sportplatz
  • BV Lehmheide e.V., 12.11.2022, 16:45 Uhr, Rhodiusstraße/ Ecke Vom-Bruck-Platz Spitze zum Reinersweg
  • BV Krefeld Traar, 13.11.2022, 16:45 Uhr, Kirchplatz Traar An der Elfrather Mühle
  • SG Tackheide, 13.11.2022, 16:45 Uhr, Floetheide Ecke Im Benrader Feld
  • LVR Gerd-Jansen-Schule, 14.11.2022, 17:00 Uhr, Schulhof Luiter Weg 6
  • BV Bahnbezirk 1898 Krefeld e.V., 14.11.2022, 17:00 Uhr vor der Josefschule
  • BV Oppum 1960 e.V., 14.11.2022, 17:00 Uhr, Schlosserstraße Schulhof der Schönwasserschule
  • BV Krefeld Linn e.V., 15.11.2022, 17:30 Uhr, Schulhof Kohlplatzweg 25
  • BV Krefeld-Ost 15.11.2022, 17:30 Uhr, Gebrüder-Grimm-Schule Freiligrathstraße
  • Bismarckschule, 16.11.2022, 17:45 Uhr, Schulhof Bismarckstraße
  • MV Uerdingen Altstadt e.V., 16.11.2022, 18:00 Uhr, Parkplatz Am Röttgen
  • BV Nord-West 1948 e.V., 17.11.2022, 17:00 Uhr, auf der Raiffeisenstraße/ Mengelbergstraße
  • BV Grönland 1952 e.V., 18.11.2022, 17:00 Uhr, Hans-Stienen-Weg am Durchgang zur GGS Horkesgath
  • SG Bockumer Feld, 19.11.2022, 17:15 Uhr, Lübecker Weg

 Martinszug 1962 in Krefeld.  Foto: Stadtarchiv Krefeld
Martinszug 1962 in Krefeld.
Foto: Stadtarchiv Krefeld

 

Verehrung des heiligen Martin - eine alte Tradition am Niederrhein

Die Verehrung des heiligen Martin und die Bräuche um ihn herum sind teilweise Jahrhunderte alt. Einige Traditionen sind inzwischen verlorengegangen wie das wilde, lärmende Treiben der Kinder im 19. Jahrhundert. Mancherorts waren die Erwachsenen froh, als der Abend vorüber war.

Der Überlieferung nach kam Martin von Tours im Jahr 316 in einer römischen Provinz im heutigen Ungarn zur Welt. Als römischer Soldat versetzte man ihn später nach Gallien (Frankreich). Dort soll er der Legende nach um das Jahr 334 vor dem Stadttor von Amiens an einem kalten Wintertag einen Bettler angetroffen haben. Spontan teilte Martin seinen Mantel und überreichte dem Mann den anderen Teil. In der Nacht nach der Begegnung mit dem Bettler erschien Martin im Traum Jesus Christus. Dies war für ihn der Anlass, sich taufen zu lassen. Er trat aus dem Militärdienst aus, wurde Priester und Bischof von Tours. Wegen seines vorbildlichen Lebens verehrten ihn zahlreiche Menschen seit seinem Tod um das Jahr 400. Der 11. November ist der Martinstag, jener Tag, an dem er als Bischof von Tours begraben worden ist.

Die Martinszüge sind bis heute ein Ausdruck dieser Verehrung. Der Ursprung der Laternenumzüge ist allerdings nicht eindeutig geklärt. Einen heidnischen Hintergrund scheinen sie jedoch nicht zu haben, sondern sollen aus der christlichen Liturgie herrühren. Zum Martinstag wurde beispielsweise im 10. oder 11. Jahrhundert in Italien ein Lukas-Evangelientext verlesen. In diesem steht, man solle brennende Laternen in die Hände nehmen, wobei das Licht symbolisch für das Licht des Glaubens stehe. Ob die Menschen auch schon im Mittelalter Umzüge unternommen haben, ist nicht klar. Diese lassen sich sicher erst für das 19. Jahrhundert nachweisen. Im Zusammenhang mit Bibelschriften und der Lichtsymbolik wurden und werden auch die Feuer an diesem Tag entfacht.

"Martini" als Ende des Weidejahres

„Martini" markierte am 11. November aber auch einen wichtigen Tag im Kalender: Es war das Ende des Weidejahres für die Bauern, an dem sie ein reichliches Mahl zu sich nahmen, oft mit einer Gans. Vielerorts wurde die Pacht an diesem Tag gezahlt, und das Gesinde durfte den Arbeitgeber wechseln. Diesen arbeitsfreien Tag nutzten sie, um zu feiern und dabei reichlich zu trinken. Denn der Martinstag war zugleich der Tag vor dem Beginn der Fastenzeit vor Weihnachten. Neben Fleisch durften dann auch keine Eier mehr gegessen werden, deswegen gehörten zu den Speisen am Martinstag auch Gebäck und Pfannekuchen.

Auch am Niederrhein speisten die Menschen am Martinstag ausgiebig. Dann wurde dort geschlachtet, wie es in einigen Martinsliedern besungen worden ist. In Krefeld-Linn ist der Brauch überliefert, dass die Frauen Äpfel, Rüben und Nüsse in die Wohnstube brachten. Das Licht wurde gelöscht, und Jung sowie Alt stürzten sich auf die Früchte. Wer eine Rübe erwischte, wurde von den anderen ausgelacht. Ein vergleichbares Ritual ist aus Krefeld bekannt. Dort wurde ein Martinssack gefüllt mit Äpfeln, Nüssen, Kartoffeln und Zuckerware an die Decke gehängt. An dem Sack befestigten die Erwachsenen ein Stück Papier, das sie anzündeten während die Kinder sangen. Als alles bei Dunkelheit zu Boden fiel, suchten die Kinder nach den Sachen - wer eine Kartoffel oder Rübe erwischte, dem war die Schadenfreude sicher.

Buchweizenkuchen zum Festtag

Traditionell gab es am Niederrhein in den Familien auch noch Buchweizenkuchen zu dem Festtag. Und das Stehlen dieser Kuchen erfreute sich in Krefeld großer Beliebtheit. Nach dem Martinsfeuer gingen Kinder und Jugendliche zu befreundeten Familien, um dort den Kuchen zu stibitzen - sie sollten sich jedoch dabei nicht erwischen lassen. Die Hausfrauen ließen das Küchenfenster einen Spalt auf, um den „Dieben" ihre Arbeit zu erleichtern. Gerne backten sie auch einen Lappen in den Kuchen, um die Kinder zu ärgern. Manchmal wurden die Kuchen mit Ungenießbarem versehen, unter anderem mit Asche. Die so Reingelegten wurden von anderen ausgelacht.

Immer seltener wurde in den vergangenen Jahren das Ziehen der Kinder mit ihren Laternen von Tür zur Tür. Bei den Nachbarn singen sie und erhalten Obst oder Süßigkeiten dafür. Dieses Bitten um Gaben zu St. Martin ist im Rheinland ein alter Brauch, der sich bereits im 16. Jahrhundert in Köln nachweisen lässt. Im 19. Jahrhundert zogen die Kinder mit Laternen unter anderem aus Rüben, die auf einen Stock gestelzt wurden, von Nachbar zu Nachbar. Dort sangen sie ihre Lieder. Aber einige Erwachsene verbarrikadierten sich an diesem Abend regelrecht. Öffnete einmal jemand seine Türe nicht, verspotteten sie ihn in ihren Liedern als „Geizkragen". Mancherorts artete dies in lärmendes und wildes Treiben mit Schellen und Trompeten aus, in Zeitungen wurde gar von einer Plage gesprochen. Zumal die Kinder nicht gerade zimperlich ihre Spottlieder vortrugen. Bei Gerangel entpuppten sich außerdem die Rübenlaternen zu einer Brandgefahr in den Städten.

Dieses wilde Umherziehen fand sein Ende: So kam es schließlich 1869 in Dülken zum ersten geordneten Martinszug am Niederrhein. Es entstanden in der Folgezeit regelrechte Martinsvereine wie im Kreis Kempen-Krefeld um das Jahr 1900. Dort ritt der Heilige Mann auf einem Ross vorweg. Am Martinsfeuer wurde die Legendenszene nachgespielt. In der Regel zogen die Kinder mit Musikkapellen von einer Schule ab, was dann auch wieder ihr Ziel war, und wo dann die Martinstüten ausgeteilt wurden. Diese sorgten dafür, dass das rohe Treiben weitgehend unterbunden wurde - so wie es heute noch ist.