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Zwei Expertinnen richten das Haus der Bildung pädagogisch her

Veröffentlicht am: 21.02.2025

Kerstin Schmidt-Gutmann (re.) und Sonja Löhmann (Mitte) übernehmen die Gesamtleitung im Haus der Bildung. Gemeinsam mit dem stellvertretenden Schulleiter Kevin Rogge (links) stecken sie in den finalen Zügen der pädagogischen Vorbereitungen, ehe die Einrichtung im Sommer ihren Betrieb aufnimmt. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. BischofKerstin Schmidt-Gutmann (re.) und Sonja Löhmann (Mitte) übernehmen die Gesamtleitung im Haus der Bildung. Gemeinsam mit dem stellvertretenden Schulleiter Kevin Rogge (links) stecken sie in den finalen Zügen der pädagogischen Vorbereitungen, ehe die Einrichtung im Sommer ihren Betrieb aufnimmt. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Als Kerstin Schmidt-Gutmann die Realität mit der Planung auf ihrem Handy abgleicht, prüft sie den fast fertiggestellten Verwaltungsraum im Erdgeschoss erst etwas skeptisch. Dann lösen sich ihre Gesichtszüge, sie nickt zufrieden. Die Steckdosen sind genau dort, wo es ihr der Bauplan auf dem Display anzeigt. Lediglich die Tischordnung muss sie hier mit ihrer Kollegin Sonja Löhmann eventuell noch einmal umdenken. Die beiden stehen inmitten einer Großbaustelle in der Hofstraße und bestaunen ihre Umgebung. Der wohltemperierte Kita-Bereich zeugt vom rasanten Fortschritt dieser Großbaustelle; die Fußbodenheizung wärmt die Bauarbeiter in diesen kalten Wintertagen bei ihrer Arbeit bereits auf Hochtouren. In der Luft lagert der typische Duft frischer Wandfarbe. Noch tragen Sonja Löhmann und Kerstin Schmidt-Gutmann einen Helm und Sicherheitsschuhe. Doch bald wird aus einer Baustelle ihre neue Arbeitsstätte, das Haus der Bildung. Dessen Übergabe an die Stadtverwaltung ist auf den 25. Juli datiert, sodass das Schuljahr 2025/2026 bereits dort beginnen kann.

Ganzheitliches Verständnis des frühkindlichen Bildungsweges

Das Haus der Bildung vereint als deutschlandweit erstes Projekt eine inklusive Ganztagsgrundschule, eine Kindertageseinrichtung (Kita), einen Kindertagespflegestützpunkt, die Schulsozialarbeit und ein gemeinsames Familienzentrum in einem Gebäude. Diese Konstellation soll insbesondere einen reibungslosen, stabilen Übergang von der Kita in die Schule begünstigen und begreift den frühkindlichen Bildungsweg von null bis zehn Jahren ganzheitlich. Im Idealfall kann ein Kind hier in der Gruppe der Kindertagespflege oder in einer der beiden Kita-Nestgruppen beginnen und das Haus der Bildung Jahre später nach der vierten Klasse verlassen.

Ein weiteres Kernziel ist die enge Anbindung der Eltern durch das Familienzentrum. „Unser Haus soll eine Anlaufstelle für Familien sein. Deshalb werden wir ein breites Spektrum an Unterstützungs- und Bildungsangeboten zur Verfügung stellen. Neben einem Elterncafé sind bereits Deutschkurse, Krabbelgruppen, Kreativangebote oder Kochkurse in Planung", erklärt Sonja Löhmann. Darüber hinaus soll das Haus der Bildung als Treffpunkt auf den ganzen Sozialraum ausstrahlen. Etwa mit der neuen Turnhalle, die dem Vereinssport und darüber hinaus als Veranstaltungsstätte des Hauses oder von Sportvereinen für bis zu 300 Personen dienen wird.

Aktuelle Luftaufnahmen dokumentieren die Fortschritte der Baustelle an der Hofstraße. Foto: Zentrales GebäudemanagementAktuelle Luftaufnahmen dokumentieren die Fortschritte der Baustelle an der Hofstraße. Foto: Zentrales Gebäudemanagement

Seit November steht mit Sonja Löhmann und Kerstin Schmidt-Gutmann die Gesamtleitung der innovativen Bildungseinrichtung fest. Im Haus der Bildung treffen mit der Kindertagesbetreuung als kommunale Jugendhilfeeinrichtung auf der einen und dem Primarschulbereich als Landesinstitution auf der anderen Seite zwei Rechtskreise aufeinander. Das bedeutet: unterschiedliche rechtliche Grundlagen, unterschiedliche Bildungs- und Erziehungsaufträge, unterschiedliche administrative Zuständigkeiten. Sonja Löhmann und Kerstin Schmidt-Gutmann müssen das nun miteinander verbinden.

Seit 1991 verabschiedet Sonja Löhmann jedes Jahr Kinder aus der Kita ins Schulleben. Die 55-Jährige ist gelernte Erzieherin, studierte Bildungs- und Sozialmanagement und hat bisher vier verschiedene Krefelder Kitas und Familienzentren geleitet. „Nicht gut laufende Übergänge von der Kita in die Schule verringern die Bildungschancen von Kindern zum Teil deutlich. Mit dem Haus der Bildung möchten wir diese Phase so professionell und gut gestalten, dass das Gegenteil bewirkt wird: die Erhöhung von Bildungschancen", erklärt Sonja Löhmann. „Übergänge betreffen aber nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern. Wir haben nun die große Chance, Familien über einen langen Zeitraum zu begleiten. Der Bruch wird für die Familien nicht mehr ganz so groß sein." Die gesamten außerschulischen Angebote im Haus der Bildung liegen in städtischer Trägerschaft, Sonja Löhmann wird diese verantworten.

Wechsel ins jahrgangsübergreifende Lernen

Auch Schulleiterin Kerstin Schmidt-Gutmann hat sich früh dem Übergang vom Elementar- in den Primarbereich verschrieben. Zusammen mit der Hochschule Niederrhein hat sie vor Jahren ein freiwilliges psychomotorisches Bewegungsangebot entworfen, das Kinder sukzessive mit dem Schulstart vertraut macht. Auch deshalb war die 54-Jährige von Beginn an Teil der Planungsgruppe für das Haus der Bildung. Kerstin Schmidt-Gutmann leitet seit 2023 die Grundschule an der Westparkstraße. Mit dem Umzug dieser Schule ins Haus der Bildung geht nicht nur eine räumliche, sondern auch konzeptionelle Änderung einher.

Zum Schuljahr 2025/2026 wechselt die Grundschule ins jahrgangsübergreifende Lernen, zunächst mit zehn Klassen. In den beiden darauffolgenden Jahren stockt sie auf zwölf auf. In diesem Konzept, das auch einige andere Krefelder Schulen verfolgen, fallen klassische Jahrgangsstufen weg. Kinder aller Altersstufen bilden Klassen, wenngleich das Modell durch Fachunterricht ergänzt wird, das sich an den spezifischen Kompetenzen der Schüler orientiert. „Dieses Modell ist eine sehr offene Lernform, die die Kinder in ihrer Selbstständigkeit unterstützen soll", erklärt Kerstin Schmidt-Gutmann. „Das wiederum passt super ins Gesamtkonzept des Hauses der Bildung mit dem Stärken der Übergänge."

Kerstin Schmidt-Gutmann (re.) und Sonja Löhmann (Mitte) übernehmen die Gesamtleitung im Haus der Bildung. Gemeinsam mit dem stellvertretenden Schulleiter Kevin Rogge (links) stecken sie in den finalen Zügen der pädagogischen Vorbereitungen, ehe die Einrichtung im Sommer ihren Betrieb aufnimmt. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. BischofFast täglich tauscht sich das Leitungsduo des Hauses der Bildung um Sonja Löhmann (Mitte) und Kerstin Schmidt-Gutmann (re.) gemeinsam mit Kevin Rogge, stellvertretender Schulleiter, aus. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Die Kita im Haus der Bildung mit 105 neuen Plätzen folgt einem offenen Modell. Die Räume werden nach unterschiedlichen Themen und Aktivitäten gestaltet, etwa als Atelier oder Handwerksraum. Die Kinder können ihren Spielbereich frei wählen. Die pädagogischen Fachkräfte bieten eine individuelle Förderung, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Kindes abgestimmt ist. Der Blickpunkt liegt mehr auf dem Entwicklungsstand als auf dem bloßen Alter. „Durch diese Begleitung schaffen wir optimale Bedingungen für eine ganzheitliche Entwicklung und ein selbstbestimmtes Lernen, was dann in der Schule fortgesetzt wird", sagt Löhmann.

Während die Bauarbeiten so reibungslos vonstattengehen, dass die Eröffnung nunmehr weit vor dem ursprünglich geplanten Termin liegt, laufen die pädagogischen Vorbereitungen spätestens seit November in den finalen Zügen. Rund dreieinhalb Monate kennen sich Sonja Löhmann und Kerstin Schmidt-Gutmann nun. Die beiden telefonieren und schreiben sich täglich. Ein wöchentliches Treffen vis-à-vis ist darüber hinaus längst obligatorisch. Hinzu kommen regelmäßige Absprachen mit den städtischen Fachbereichen Jugendhilfe und Schule, dem Zentralen Gebäudemanagement und Schulrätin Dagmar Schrader als zuständige Schulaufsicht für die Krefelder Grundschulen.

"Wir ticken ähnlich und harmonieren gut miteinander"

Löhmann und Schmidt-Gutmann dirigieren einen komplexen Gesamtprozess, der ohne Erfahrungswerte auskommen muss. Für die Grundschule ist es überdies eine Operation im laufenden Betrieb. Rund fünf Monate vor der Übergabe bedeutet das Stress, schönen Stress. Löhmann und Schmidt-Gutmann funktionieren dabei als einmütiges Duo. „Es ist ein großes Glück, dass wir sehr ähnlich ticken und unsere pädagogischen, aber auch menschlichen Haltungen gut miteinander harmonieren", sagt Kerstin Schmidt-Gutmann.

Auch Stadtdirektor Markus Schön, in dessen Geschäftsbereich die Fachbereiche Jugendhilfe und Schule fallen, lobt: „Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass wir mit Sonja Löhmann und Kerstin Schmidt-Gutmann eine fachlich hervorragende und darüber hinaus so engagierte Gesamtleitung gewinnen konnten." Er ergänzt: „Dieses Projekt ist für alle beteiligten Fachbereiche der Verwaltung ein enormer Kraftakt, insbesondere wegen der deutlich früheren Fertigstellung. Für diesen beispiellosen Einsatz bin ich allen sehr dankbar." Die Abteilung Kinder ist maßgeblich in das Gesamtprojekt eingebunden, da sie alle außerschulischen Angebote koordiniert. Auch die Schulverwaltung begleitet den gesamten Prozess von Beginn an intensiv, ist unter anderem für die Ausstattung mitverantwortlich, die im Haus der Bildung grundlegend neuen Standards unterliegt.

Aktuelle Luftaufnahmen dokumentieren die Fortschritte der Baustelle an der Hofstraße. Foto: Zentrales GebäudemanagementDas Haus der Bildung in der Hofstraße soll Ende Juli an die Stadt übergeben werden. Foto: Zentrales Gebäudemanagement

Die pädagogische Grundidee ist, in einem Haus verschiedene Bildungsinstitutionen zu vereinen, die räumlich und konzeptionell in Verbindung zueinanderstehen. Im Haus der Bildung wird es etwa kein klassisches Lehrerzimmer einerseits und einen Raum für die Erzieherinnen und Erzieher andererseits geben. Die Pädagoginnen und Pädagogen teilen sich vielmehr ein großes Teamzimmer. Der gesamte Verwaltungstrakt liegt auf einer miteinander verbundenen Ebene, das Sekretariat ist ein gemeinsames. Dieses Schnittstellenkonzept greift an zahlreichen Punkten und ist im Qualitätsrahmen des Hauses der Bildung verankert. Dieser formuliert jene Standards, die das Kita- und Schulprogramm sinnvoll miteinander verquicken und bildet die Grundlage für ein aufeinander aufbauendes Bildungs- und Erziehungskonzept. Dies sieht explizit auch eine „Partnerschaft" mit den Eltern und Familien vor.

„Wir sind jetzt mittendrin, das Haus zu füllen. Gerade erst haben wir alle Büromöbel ausgesucht. Jetzt geht es an die pädagogische Ausstattung. Es ist alles bereits sehr konkret und bis ins Detail geplant. Bei der Eröffnung möchten wir so gut vorbereitet sein, wie es nur möglich ist", erzählt Sonja Löhmann. Als nächstes verteilen sie und Schmidt-Gutmann die innerhäuslichen Zuständigkeiten, integrieren ihre Sicherheitskonzepte und simulieren baldige Tagesstrukturen. Darüber hinaus ist Sonja Löhmann mit in die Personalsuche eingebunden, mehrere Stellen sind noch vakant. Im Haus der Bildung wird ein multiprofessionelles Team aus zahlreichen verschiedenen Fachrichtungen arbeiten. Neben Lehrern und Erziehern sind das Sozialpädagogen, Schulsozialarbeiter, Kindertagespflegepersonen, Kinderpfleger, Ergänzungskräfte, Alltagshelfer, Azubis oder Verwaltungsmitarbeiter. Sie begleiten schon bald über 400 Kinder, die im Haus der Bildung einen erheblichen Teil ihres frühen Lebensweges verbringen werden.