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Wir im Quartier: Unterstützung für Familien auch in der Pandemie

Veröffentlicht am: 13.04.2021

Mit dem Sozialraum-Projekt „WiQ - Wir im Quartier" will die Kommunale Zentralstelle für Beschäftigungsförderung (Kom.ZFB) zur Verbesserung der Lebenssituation von Familien und ihren Kindern beitragen, um so Familien- und Kinderarmut vorzubeugen und zu beseitigen. Das Projekt ist Teil des vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Programms „Akti(F) - Aktiv für Familien und ihre Kinder". Seit Sommer 2020 richtet sich „WiQ" an Familien, die in den Innenstadtbezirken „Hardenbergviertel" und „Stephanplatz" leben und Unterstützung bei der Jobsuche und bei familiären Anliegen benötigen - dazu gehören Großfamilien wie auch Ein-Eltern-Familien mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Finanziert wird das Programm aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des ESF sowie aus Eigenmitteln der Stadt Krefeld. Im Interview berichten die Projektkoordinatorin Sandra Neumann und eine von fünf Case-Managerinnen aus dem Beraterteam, Janine Wenda, über erste Erfahrungen nach der Einführung des Projektes.

Sandra Neumann fungiert als Koordinatorin des Projekts.  Foto: Stadt Krefeld, Susanne MätzoldSandra Neumann fungiert als Koordinatorin des Projekts.
Foto: Stadt Krefeld, Susanne Mätzold

Was zeichnet das Quartier „Hardenbergviertel" und „Stephanplatz" aus und warum ist das Projekt WiQ eine Chance für das Quartier?
Sandra Neumann: Das Quartier „Hardenbergviertel" und „Stephanplatz" befindet sich in Krefeld-Mitte und ist umringt von Ostwall, Rheinstraße/Uerdingerstraße, Sprödentalstraße, Bahnstraße/Oppumer Straße. Die Kulturfabrik und der Ostbahnhof gehören ebenfalls zum Quartier. Als ich das erste Mal durch das Quartier ging, fielen mir sofort die schönen Fassaden der Altbauwohnungen und die kleinen Grünflächen auf. Nicht zu übersehen waren allerdings auch die vielen renovierungsbedürftige Wohnobjekte. Im Sommer herrscht viel Leben im Quartier. Hier wird gemeinsam viel Zeit draußen verbracht, gegrillt, gespielt und sich ausgetauscht. „Wir im Quartier" ist ein sozialräumliches Projekt. Das heißt, wir möchten sowohl mit den Bürgern, die in dem Quartier leben, als auch mit den verschiedenen Einrichtungen des Quartiers ins Gespräch kommen und gemeinsam ein Netzwerk aufbauen, damit die Familien bestmöglich unterstützt und zur Annahme von regionalen und lokalen Hilfsangeboten befähigt werden. Das Projekt ist eine Chance für das Quartier, da gemeinsam neue Angebote geschaffen werden, um den Familien eine berufliche und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Zudem haben die Familien die Möglichkeit, von unseren Case-Managerinnen individuell unterstützt, beraten und begleitet zu werden, mit dem Ziel die Familien zur Selbsthilfe zu befähigen. Auf der strukturellen Ebene ist es uns besonders wichtig, dass die Einrichtungen von den verschiedenen Angeboten im Quartier wissen und sich als ein kooperierendes Unterstützungs-Netzwerk verstehen.

Wie findet das Projekt während der derzeitigen Corona-Pandemie statt?
Sandra Neumann: Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist es, im Quartier präsent zu sein. Wir bieten Sprechstunden in verschiedenen Einrichtungen an und initiieren gemeinsam mit Kooperationspartnern Gruppenangebote, die auf die Bedürfnisse der Bürger ausgerichtet sind. Leider kam uns nach der Planung der Lockdown dazwischen, so dass diese noch nicht starten konnten. Es ist uns dennoch sehr wichtig, dass Familien gerade in einer Krisensituation nicht alleine gelassen werden. Existenzängste, Homeschooling und fehlende soziale Kontakte können den Alltag von Familien schon mal auf den Kopf stellen. Daher sind unsere Case-Managerinnen auch jetzt für die Familien da, um sie zu beraten und unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen zu unterstützen.

Janine Wenda ist Teil des fünfköpfigen Beraterinnen-Teams im WiQ-Projekt. Foto: Stadt Krefeld, Susanne MätzoldJanine Wenda ist Teil des fünfköpfigen Beraterinnen-Teams im WiQ-Projekt.
Foto: Stadt Krefeld, Susanne Mätzold

Können Sie uns einen kurzen Einblick in ihre Beratungsarbeit geben?
Janine Wenda: Unser Team besteht aus insgesamt sechs sozialpädagogischen Fachkräften. Das Kernziel unserer Beratungsarbeit ist, die ratsuchende Person dazu zu befähigen, sich selbst helfen zu können oder Hilfe zu organisieren. In den Beratungen schauen wir dann gemeinsam, welche Stärken und besondere Fähigkeiten der Mensch mitbringt. „Hilfe zur Selbsthilfe" ist für uns - und da spreche ich für das gesamte Team - ein essenzieller Arbeitsgrundsatz. Besonders wichtig zu betonen ist, dass die Projektteilnahme auf freiwilliger Basis geschieht. Die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit mit den Einzelnen ergibt sich aus der Motivation heraus, die eigene Lage oder Situation der Familie zu verbessern. Wir klären gemeinsam den individuellen Unterstützungsbedarf und erarbeiten Ziele und Maßnahmen, die den Einzelnen oder den Familien bei der Lösung ihrer Probleme helfen. Zudem ist das Beratungsangebot kostenlos und unterliegt der Schweigepflicht.

Mit welchen Themen kommen Ratsuchende zu Ihnen?
Janine Wenda: In erster Linie bieten wir Beratung und Begleitung nach dem Handlungskonzept „Case Management" an. Das heißt, gemeinsam mit den Ratsuchenden erarbeiten wir konkrete Lösungsansätze und bieten Unterstützung bei der Entwicklung neuer Lebenswege und Perspektiven an. Das kann ganz unterschiedliche Lebensbereiche betreffen und Themen mit sich bringen. Wichtig ist, dass es kein „richtiges" oder „falsches" Thema für die Beratung bei uns gibt. Gemeinsam mit der Familie betrachten wir das individuelle Anliegen und schauen, inwieweit wir unterstützen können oder als Vermittler und „Brückenbauer" zu anderen Einrichtungen dienen. Typische Themen für die Beratung bei uns können sein: Berufliche Orientierung oder Wiederaufnahme der Berufstätigkeit, Anliegen rund um Partnerschaft und Erziehung. Ebenfalls unterstützen und begleiten wir bei Bedarf bei Ämtergängen zum Beispiel zum Jobcenter und helfen bei Antragsstellungen. Auch nehmen wir uns finanziellen Anliegen an und können bei Bedarf den Kontakt zur Schuldnerberatung herstellen.

Wie können Ratsuchende Kontakt zu Ihnen aufnehmen?
Janine Wenda: Unsere direkte Anlaufstelle befindet sich in den Räumlichkeiten der Fabrik Heeder. In der Regel bieten wir dort mittwochs in der Zeit von 14 bis 16 Uhr eine offene Sprechstunde an. Wie Sandra Neumann bereits erwähnte, ist uns die Arbeit und Präsenz in den Einrichtungen beider Sozialräume besonders wichtig, weshalb wir unser Angebot, beispielsweise Sprechstunden, Gruppenangebote und Elterntreffs, auch dort anbieten. Aufgrund der Corona Situation können wir dies aktuell nur bedingt umsetzen. Daher bitten wir alle Ratsuchende um telefonische Voranmeldung unter der Rufnummer 0 21 51 / 86 34 72 bei mir oder eine Kontaktaufnahme per E-Mail an wiq@krefeld.de. Alle interessierten Bürger und Institutionen können sich unter Telefon 0 21 51 / 86 32 38 bei Sandra Neumann melden. So können wir unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen für jeden ein offenes Ohr bieten.

 

Der Europäische Sozialfonds ist Europas wichtigstes Instrument zur Förderung von Beschäftigung und sozialer Integration in Europa. Deutschland erhielt in der ESF-Förderperiode 2014 bis 2020 rund 7,5 Milliarden Euro. Davon fließen rund 2,7 Milliarden Euro in das ESF-Bundesprogramm und rund 4,8 Milliarden Euro in die ESF-Aktivitäten der Bundesländer. Mit den Mitteln aus dem ESF-Bundesprogramm sollen die Beschäftigungschancen von etwa 730.000 Menschen verbessert werden.