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Startchancen-Programm fördert 17 Krefelder Schulen langfristig

Veröffentlicht am: 14.04.2025

Schulrätin Dagmar Schrader (v. li.), Stadtdirektor Markus Schön, Ellen Schönen (Fachbereichsleiterin Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst) und Katrin Weisker (Abteilungsleiterin Pädagogischer Dienst) freuen sich über das Startchancen-Programm, das in Krefeld bald insgesamt 17 Schulen langfristig fördert. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Schulrätin Dagmar Schrader (v. li.), Stadtdirektor Markus Schön, Ellen Schönen (Fachbereichsleiterin Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst) und Katrin Weisker (Abteilungsleiterin Pädagogischer Dienst) freuen sich über das Startchancen-Programm, das in Krefeld bald insgesamt 17 Schulen langfristig fördert.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Seit dem laufenden Schuljahr sind neun Krefelder Schulen Teil des neuen Startchancen-Programms, im Sommer kommen acht weitere hinzu. Zwölf Grund- und fünf weiterführende Schulen profitieren dabei vom umfänglichsten bildungspolitischen Unterstützungsprogramm in der bundesrepublikanischen Geschichte. In Krefeld hat ein Netzwerk aus allen lokal agierenden Bildungsakteuren das Startchancen-Programm um eine datengestützte Konzeption für den Primarbereich ergänzt: Grundschulen, das Schulamt und die Schulverwaltung versammeln sich hinter einer gemeinsamen Zielvereinbarung, die den Weg zu einer weitgehenden Chancengerechtigkeit festschreiben soll. Die Idee: Krefelds Schülerinnen und Schüler werden noch vor dem ersten Schultag auf ihre Basiskompetenzen und Vorläuferfähigkeiten getestet. Auf Grundlage dieser Analyse soll der Unterricht mithin noch differenzierter gestaltet werden, um den Lernerfolg von Beginn an zu fördern.

Förderlaufzeit über zehn Jahre

Das Startchancen-Programm von Bund und Ländern unterstützt Schulen mit einem besonders hohen Anteil an sozioökomisch benachteiligten Kindern. Deutschlandweit beteiligen sich etwa 4.000 Schulen, über 900 davon in Nordrhein-Westfalen. Die langfristig angelegte Laufzeit über zehn Jahre ermöglicht es diesen Schulen, die originären Ziele der Initiative nachhaltig umzusetzen. Dazu gehören unter anderem mehr Chancengerechtigkeit, die Förderung der Basiskompetenzen in Lesen, Schreiben und Mathematik sowie die Verbesserung der sozial-emotionalen Kompetenzen.

Die 17 Krefelder Schulen hat das Land NRW über den Schulsozialindex ausgewählt. Sie erhalten finanzielle Mittel über rund 20 Millionen Euro von Bund, Land und Kommune. Die Förderung gliedert sich auf drei Säulen: dem Investitions-, Chancen- und zusätzlichen Personalbudget. Die erste Säule zielt auf eine verbesserte Lernumgebung mit modernen Klassen- und Fachräumen, einer digitalen Ausstattung oder Rückzugsorten. Eine pädagogische und systemische Beratung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung deckt unter anderem die zweite finanzielle Säule ab. Mit dem Personalbudget aus Säule drei gewährt das Programm pro Schule eine zusätzliche Stelle für das multiprofessionelle Team, zum Beispiel sozialpädagogische Fachkräfte in der Schuleingangsphase oder Schulsozialarbeiter.

„Gezielte Förderung statt ‚Gießkannen-Prinzip'"

Stadtdirektor und Bildungsdezernent Markus Schön sagt: „Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir überzeugte Anhänger dieses Bildungsprogramms sind. Bund und Länder haben erkannt, dass das ‚Gießkannen-Prinzip' weniger wirkungsvoll ist als die gezielte Förderung benachteiligter Schulen. Die Ressourcen müssen im Sinne einer bildungsgerechten Schulpolitik eben dorthin, wo sie am dringlichsten benötigt werden. Denn leider hängt der Bildungserfolg noch immer viel zu stark vom Elternhaus, der Herkunft und sozialen Lebenssituation ab." Auch Ellen Schönen, Leiterin des Fachbereichs Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst, freut sich: „Ein großer Vorteil dieses Programms ist die lange Laufzeit von zehn Jahren. So kann sich der Schulträger mit baulichen Maßnahmen und einer veränderten Ausstattung an den pädagogischen Konzepten der Schulen orientieren."

Um die soziale Ungleichheit in Bildungsbiographien frühzeitig austarieren zu können, setzt das Startchancen-Programm schwerpunktartig an den Grundschulen an. In Krefeld reichert ein eng kooperierendes Geflecht aus Schulamt, Schulverwaltung und Grundschulen die Bildungsinitiative nun mit einer datenbasierten Konzeption an. Sie soll einmal in einem einheitlichen Curriculum für alle Grundschulen münden. „Dabei setzen wir gezielt beim Schulstart an, um die Probleme an der Wurzel zu packen und den Unterricht langfristig und strukturell verbessern zu können. Die Krefelder Vision ist: Wir möchten allen Kindern von Beginn an eine faire Chance für ihren Bildungsweg ermöglichen", erklärt Schulrätin Dagmar Schrader, die zuständige Schulaufsicht für die 31 Krefelder Grundschulen.

Einheitliche Testverfahren für alle Krefelder Grundschulen

Bereits seit dem vergangenen Schuljahr werden Kinder an allen Grundschulen in den Jahrgängen eins bis vier auf die Basiskompetenzen in Mathematik und im Lesen getestet. Diese Daten liefern nicht nur einen Ist-Stand, sondern zeigen infolge der wiederholten Durchführungen auch, ob sich die Schüler durch unterrichtliche Maßnahmen weiterentwickeln. Ab 2025/2026 schließt sich ein Screening-Testverfahren für die Vorläuferfähigkeiten in Sprache, Motorik, sozial-emotionaler Entwicklung und mathematischem Denken an. Dies evaluiert den kognitiven und motorischen Status Quo der Kinder und überprüft dabei zum Beispiel, ob sie Wörter aussprechen, einen Stift halten oder Bälle werfen können. Ab dem nächsten Schuljahr starten zunächst die zwölf Startchancen-Grundschulen mit dieser verbindlichen Methode. Alle übrigen Grundschulen folgen ab dem darauffolgenden Schuljahr.

„Diese evidenzbasierte Bestandsaufnahme ist neu. Aus bisherigen Vermutungen möchten wir validierte Ergebnisse machen. Der Prozess schafft uns fundierte Vergleichswerte, die die Lern- und Entwicklungssituation systematisch dokumentieren", erklärt Dagmar Schrader. „Auf der Datengrundlage werden wir genau erkennen, wo Förderbedarf und auch Stärken bestehen. Die Schulen können dann individuelle Lernangebote, andere Materialien und Übungen sowie einen differenzierteren Unterricht im Sinne der Kinder gewährleisten. Die zwischenschulischen Unterschiede sind in Krefeld äußerst hoch." Ausweislich bisheriger Tests liegen die Herausforderungen von Kindern an Startchancen-Grundschulen mehrheitlich in den gleichen Teilbereichen. Ein weiteres Indiz für die Relevanz des Programms: Rund 40 Prozent der etwa 2.100 i-Dötzchen zum neuen Schuljahr wechseln auf jene zwölf geförderten Schulen.

Als Schulträgerin ist die Stadt Krefeld insbesondere für die Gebäude und Ausstattung ihrer Schulen verantwortlich. Ein Beispiel für die wirksame Zusammenarbeit von Schulen, Schulaufsicht und Verwaltung ist die 2023 grundlegend sanierte Mosaikschule. Hier folgte die Gebäude- und Raumplanung der pädagogischen Architektur. „Das eng abgestimmte Vorgehen aller Bildungsakteure bei der Auswahl, Planung und Umsetzung von Investitionen in Schulen ist in Krefeld bereits gut eingespielt. Das Startchancen-Programm gibt uns die Möglichkeit, diesen Ansatz in Zukunft weiter auszubauen", sagt Katrin Weisker, Leiterin des Pädagogischen Dienstes. Das hier angesiedelte Regionale Bildungsbüro begleitet den Umsetzungsprozess des Startchancen-Programms verwaltungsseitig. Dabei vernetzt das Bildungsbüro die Schulen untereinander, aber auch mit außerschulischen Akteuren wie der Jugendhilfe.

Die 17 Startchancen-Schulen ab dem kommenden Schuljahr

Folgende Krefelder Schulen sind seit diesem Schuljahr im Startchancen-Programm: Kompass-Grundschule, Mosaikschule, Regenbogenschule, Buchenschule, Lindenschule, Mariannenschule, Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, Hannah-Arendt-Gymnasium, Berufskolleg Glockenspitz. Ab dem nächsten Schuljahr kommen hinzu: Grundschule Vulkanstraße, Grundschule Westparkstraße (dann Grundschule im Haus der Bildung), Grundschule am Stadtpark Fischeln, Josefschule, Brüder-Grimm-Schule, GGS Krähenfeld, Albert-Schweitzer-Realschule, Gesamtschule Kaiserplatz.