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Stadtarchiv Krefeld: Ratsprotokolle seit 1826 online veröffentlicht

Veröffentlicht am: 17.08.2022

Dr. Olaf Richter (rechts), Leiter des Stadtarchivs, und sein Stellvertreter Dr. Christoph Moß  Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann
Dr. Olaf Richter (rechts), Leiter des Stadtarchivs, und sein Stellvertreter Dr. Christoph Moß
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann

Neue Möglichkeiten für die wissenschaftliche Forschung

Das Stadtarchiv Krefeld stellt seinen Nutzern einen neuen, umfangreichen Online-Quellenbestand zur Verfügung. Aus dem Zeitraum 1826 bis 1988 können ab sofort Ratsprotokolle, Niederschriften von Ausschüssen, Beiräten und Kommissionen sowie Anlagen wie Kartenmaterial auf www.stadtarchiv.krefeld.de eingesehen werden. Das Projekt wurde mit 66.000 Euro durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und mit 24.000 Euro durch die Stadt gefördert. Ein Unternehmen aus Essen digitalisierte das Konvolut. Die Zahlen, die sich dahinter verbergen, sind enorm: 262.000 gescannte Einzelblätter aus 1.350 Akten belegen nun 570 Gigabyte Speicherplatz. Für die private, vor allem aber für die wissenschaftliche Forschung bedeutet diese neue Recherchemöglichkeit einen Quantensprung - und sie bildet nur den Anfang. „Aus Sicht des Archivs ist das ein wichtiger Schritt, der sehr viel weiter in die Zukunft des Stadtarchivs weist als man bei diesen neuen Internetseiten ahnen mag", so Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld.

Digitalisierung muss Teil der Kommunen sein

Seit den 1990er-Jahren nutzen auch kommunale Archive immer mehr die Optionen, die sich durch das Internet und die Digitalisierung ergeben haben. Das nahm seinen Anfang mit den sogenannten Findmitteln, analoge Publikationen, in denen Nutzer einen Archivbestand thematisch geordnet samt den dazugehörigen Signaturen finden können. Diese sind aber nur vor Ort zu gebrauchen. In den vergangenen Jahren wurden diese Findmittel von Archiven wie in Krefeld im Internet veröffentlicht. „Das war schon ein großes Hilfsmittel für Nutzer. Der nächste Schritt war, die Quellen zu digitalisieren. Das war die weitaus größere Herausforderung", so Richter. Diesen ersten Schritt hat das Stadtarchiv Krefeld nun mit dem wesentlichen Bestand der Ratsprotokolle (vorerst) abgeschlossen. „Das war ein Meilenstein für uns", betont Dr. Christoph Moß, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs Krefeld. Er hat das Projekt in den vergangenen Jahren geleitet.

Deutsche Forschungsgemeinschaft begleitet Digitalisierung

Die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft basiert unter anderem auf der Vorgabe, dass das Quellenmaterial für eine vergleichende Forschung auf nationaler Ebene genutzt werden kann. Das heißt, wenn ein Wissenschaftler beispielsweise über Schulen, Verkehr, Bauvorhaben oder Migration forschen möchte, soll er nicht mehr quer durch das Land, von Archiv zu Archiv reisen, sondern von wo auch immer Zugriff auf einen Archivbestand erhalten. „Die Stadtratsprotokolle sind dafür eine zentrale Überlieferungsquelle", so Moß, beginnend mit der systematischen Anlegung solcher Dokumente ab 1826 in Krefeld. Vorher habe es zwar vergleichbare Schriften gegeben, die sich jedoch nicht eindeutig als Ratsprotokoll einordnen ließen.

Ab den 1920er-Jahren liegen die Aufzeichnungen als Schreibmaschinenseiten vor. Diese können in den digitalen Dateien mit einem konkreten Begriff durchsucht werden. Bei den handschriftlichen Quellen ist das technisch bislang nicht möglich. Zu den nun veröffentlichten Akten gehören nicht nur die seit jeher öffentlichen Dokumente, sondern auch jene, die seinerzeit als „nicht-öffentlich" deklarierten wurden. Diese Geheimhaltungsfrist endet nach 30 Jahren. Aus diesem Grund endet auch der jetzt veröffentlichte Aktenbestand der Stadtratsprotokolle vorläufig Ende der 1980er-Jahre. „Das werden wir Stück für Stück ergänzen", sagt der Archivleiter.

Keine komplette Digitalisierung notwendig

Angesichts des gut fünf Kilometer langen Gesamtbestandes sei eine komplette Digitalisierung allen Archivgutes in Krefeld nicht realistisch und auch nicht notwendig. „Zentrale Bestände werden wir künftig mit eigenen Kräften digitalisieren", so Richter. Unter anderem seien dafür Urkunden aus der Frühen Neuzeit (1500-1800) und die Bände des Krefelder Adressbuches vorgesehen. Übrigens, kein gescanntes Blatt beziehungsweise Dokument wird aus dem Archiv entfernt. Die Originale bleiben alle erhalten und zudem geschont, weil in Zukunft eher die Digitalisate eingesehen werden.