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Stadt schlägt Standort Schwertstraße für Drogenhilfezentrum vor

Veröffentlicht am: 11.01.2022

Das Drogenhilfezentrum in Krefeld steht für Begleitung.Das Drogenhilfezentrum in Krefeld steht für Begleitung.
Grafik: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Am Standort Schwertstraße 80 könnte das Drogenhilfezentrum entstehen

Die Krefelder Stadtverwaltung wird dem Stadtrat den Vorschlag unterbreiten, am Standort Schwertstraße 80 - derzeit als städtisches Corona-Diagnosezentrum genutzt - ein Drogenhilfezentrum (DHZ) einzurichten. In einer Pressekonferenz im Rathaus haben Oberbürgermeister Frank Meyer, Stadtdirektor Markus Schön und Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen die Konzeption für das geplante Drogenhilfezentrum erläutert und die weiteren anstehenden Schritte im Detail erklärt. In Krefeld wird seit vielen Jahren nach Wegen gesucht, wie das Problem des offenen Drogenkonsums an bestimmten Orten in der Stadt unterbunden werden kann, wie den Suchtkranken somit effektive Hilfsangebote unterbreitet werden können. Die Politik hatte der Verwaltung bereits den Auftrag erteilt, einen Standort für einen Drogenkonsumraum zu suchen und einen Betreiber zu finden.

Das Drogenhilfezentrum als Teil von "Helfen und handeln"

Oberbürgermeister Frank Meyer wies in der Pressekonferenz darauf hin, dass das Drogenhilfezentrum mit angeschlossenem Drogenkonsumraum als Teil der städtischen Strategie „Helfen und handeln" gesehen werden müsse und eine konzeptionelle Weiterentwicklung darstelle. Der Status Quo mit der offenen Szene auf dem Theaterplatz sei nicht akzeptabel, betonte der Oberbürgermeister. „Auch die Innenstadt leidet unter den Entwicklungen am Theaterplatz." Dieser Platz gehöre allen Bürgern, auch auf die Belange von Besuchern der Mediothek, des Theaters und des Seidenweberhauses müsse Rücksicht genommen werden. Es gehe deshalb um eine Gesamtstrategie, die sowohl umfassende Hilfsangebote für die Szene berücksichtigt, als auch Sicherheit und Ordnung gewährleistet. Ein reines Beschränken auf ordnungspolitische Maßnahmen, ein ständiges Vertreiben der Szene, erziele nicht den gewünschten Effekt, betonte der Oberbürgermeister mit Verweis auf das vergangene Jahr, in dem aus Coronaschutzgründen die Szene auf dem Theaterplatz immer wieder aufgelöst werden musste. Der Szene müsse deshalb eine Alternative genannt werden, und es solle dort neben der Möglichkeit des Drogenkonsums auch intensive Begleitung durch Sozialarbeit geben. „Ziel der Beratungsangebote wird es auch sein, Ausstiegshilfen aus der Sucht zu bieten", sagte Frank Meyer.

 

Der Clip zum Drogenhilfezentrum in Krefeld ist jetzt online.In einem Video beantworten Oberbürgermeister Frank Meyer, Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen und Stadtdirektor Markus Schön bereits einige Fragen zum Drogenhilfezentrum.
Mit Klick gelangen Sie zum Video
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Einbezug der Bürger

Im nächsten Schritt will die Stadtverwaltung den Dialog mit den Bürgern zum Drogenhilfezentrum suchen und dabei die Vorteile des gewählten Standortes erläutern. Eine umfassende Liste mit vielen Fragen und Antworten zur Thematik wurde vorbereitet und ist unter www.krefeld.de/drogenhilfezentrum für alle Bürger einsehbar. In einem Video nehmen Frank Meyer, Sabine Lauxen und Markus Schön zu einigen der Fragen direkt Stellung. Unter der E-Mail-Adresse dhz@krefeld.de können die Bürger weitere Fragen stellen und sich auch für ein Dialogformat anmelden, das mit zwei Terminen am Mittwoch, 19. Januar, um 19 Uhr und am Freitag, 21. Januar, um 18 Uhr startet.

Der Bürgerdialog wird von der neuen Koordinierungsstelle Gemeinwesenarbeit im Geschäftsbereich von Stadtdirektor Markus Schön federführend begleitet. „Die Bürger werden Fragen haben. Wir wollen vor dem politischen Beschluss ihre Stimme hören", betonte Markus Schön. Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen erläuterte: „Wir wollen jedoch auch nach dem Auftaktdialog im Austausch mit den Anliegern bleiben, wie es an der Feldstraße im Obdach Krefeld praktiziert wird." Dort sind auf Anregungen der Bürger hin in den vergangenen Monaten viele Verbesserungen erfolgt.

Entscheidung im Stadtrat für den 10. Februar geplant

In einer gemeinsamen Sitzung werden im Anschluss an den Bürgerdialog am Dienstag, 25. Januar, zunächst der Ausschuss für Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integration (SAGIS) und die Bezirksvertretung Mitte informiert, ehe am 10. Februar der Krefelder Stadtrat über das Drogenhilfezentrum entscheidet. Die Verwaltung wird in dieser Sitzung dem Stadtrat den Standort Schwertstraße und die Caritas als Betreiberin des DHZ vorschlagen. „Ich habe die Hoffnung, dass es eine breite politische Mehrheit gibt", sagte Frank Meyer. Vorbehaltlich der Genehmigung der Bezirksregierung soll mit den notwendigen Umbauarbeiten durch das Zentrale Gebäudemanagement begonnen werden. „Ziel ist es, das Drogenhilfezentrum noch in diesem Jahr in Betrieb zu nehmen", sagte Sabine Lauxen.

Das Café Pause als Aufenthaltsort

Die Gesundheitsdezernentin erläuterte die konkrete Konzeption des Drogenhilfezentrums, in dem verschiedene Angebote an drogenabhängige Menschen gebündelt werden können. Dazu gehören neben einem Drogenkonsumraum auch das Café Pause als Aufenthaltsort und Basis-Beratungsstelle sowie ein niedrigschwelliges medizinisches Angebot. Der Tagestreff Café Pause richtet sich an alle Konsumenten illegaler Drogen. Das medizinische Angebot richtet sich an die Besucher des Café Pause, die Nutzer des Drogenkonsumraum sowie wohnungslose Menschen und Personen, deren Mittelpunkt auf der Straße ist. Im Konsumraum stehen sechs Plätze für den Konsum zur Verfügung, der intravenös, inhalativ, oral und nasal möglich ist. Die Dauer des jeweiligen Konsumvorganges wird auf 30 Minuten begrenzt; danach ist der Drogenkonsumraum zu verlassen. Es gibt Aufenthaltsmöglichkeiten im Café Pause sowie im Außengelände.

Vorbilder in anderen NRW-Städten

Das Angebot eines Drogenkonsumraums richtet sich an Konsumenten illegaler Drogen, wie Opiate, Kokain, Amphetamine oder deren Derivate sowie Benzodiazepine, die sich in Krefeld aufhalten. Sie können die Substanzen in einem geschützten Umfeld und unter hygienischen Bedingungen konsumieren. Ziel sei es, diese Gruppe von der Straße in einen geschützten Raum zu holen, sagte Sabine Lauxen. Die Erfahrung anderer Kommunen zeige, dass dies möglich ist. In elf weiteren NRW-Kommunen gibt es bereits Drogenkonsumräume.

Für die Krefelder Szene wird eine Öffnung des DHZ an sieben Tagen in der Woche für jeweils zunächst acht Stunden täglich als angemessen angesehen. Die Öffnungszeiten werden allerdings nach einem festgelegten Zeitrahmen evaluiert. Die ausschließlich für den Eigenbedarf bestimmten Drogen - eine Konsumeinheit, nach Sichtprüfung durch die Mitarbeitenden - bringen die Personen selbst mit. Vor Ort werden keine Drogen ausgegeben. Da aus hygienischen Gründen keine mitgebrachten Konsumutensilien wie Spritzen verwendet werden dürfen, werden diese kostenfrei bereitgestellt. Der städtische Fachbereich Gesundheit hat sich im Vorfeld mit vielen Akteuren ausgetauscht, auch die Erfahrungen anderer Einrichtungen aufgenommen. In der Szene wird in den kommenden Monaten das neue Angebot über die Streetworker bekannt gemacht. „Wir hoffen, dass sich die Menschen bei uns aufhalten", sagte Sabine Lauxen.

Im Jahr 2022 soll an der Schwertstraße ein neues Drogenhilfezentrum entstehen. An der Schwertstraße soll zukünftig das Drogenhilfezentrum entstehen. Die Stadt wird durch Stadtteilarbeit das Viertel stärken.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Bewusste Entscheidung für den Standort Schwertstraße

Bei der Standortwahl waren mehrere Faktoren zu berücksichtigen: Eine Immobilie mit mindestens 250 Quadratmetern Fläche in Innenstadtnähe wurde gesucht, eine Außenfläche muss vorhanden sein, getrennte Ein- und Ausgänge soll es geben, Barrierefreiheit muss gewährleistet sein, auch die Einrichtung von Luftabzug über den sechs Konsumplätzen muss möglich sein. Die zeitliche Verfügbarkeit war ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Rund 20 Immobilien hat die Stadtverwaltung geprüft. Nach Bewertung all dieser Kriterien ist aus Sicht der Verwaltung der Standort Schwertstraße der am besten geeignete. Dort ist derzeit noch das städtische Corona-Diagnosezentrum untergebracht. Für diese Einrichtung wird ein neues Objekt in der Innenstadt in der Nähe zum bestehenden Impfangebot gesucht. Auch die perspektivischen Kita-Pläne für das Objekt Schwertstraße werden angepasst. Die Stadtverwaltung werde in Kürze konkrete Standorte für Kita-Gruppen benennen und der Politik entsprechende Vorschläge unterbreiten, teilte Stadtdirektor Markus Schön mit, in dessen Aufgabenbereich die Kindertageseinrichtungen fallen. 300.000 Euro stehen im Haushalt für den Umbau bereit. Sabine Lauxen und Frank Meyer verwiesen darauf, dass auch anstehende Umbauarbeiten am Theaterplatz mit dem geplanten Abriss des Seidenweberhauses in 2024 die Suche nach Alternativplätzen für die Szene zwingend notwendig machen. „Wir können nicht warten, bis die Bagger dort stehen. Wichtig ist es, vor die Lage zu kommen", sagte Frank Meyer.

Ordnungspartnerschaft zwischen unterschiedlichen Akteuren

Der Standort Theaterplatz bleibt für die Verwaltung und alle weiteren Akteure engmaschig im Blick. Der Kommunale Ordnungsdienst und die Polizei werden dort weiter kontrollieren. Ziel ist es, dass die Drogenszene in Krefeld statt des Theaterplatzes das neue DHZ nutzt. Um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, wird eine Ordnungspartnerschaft zwischen dem Fachbereich Gesundheit, der Polizei, dem Kommunalen Ordnungsdienst, der Staatsanwaltschaft sowie der Betreiberin des DHZ geschlossen. Weder in den Innenräumen noch im Umfeld sei das Drogenhilfezentrum eine rechtsfreie Zone, betonte Sabine Lauxen. Es werde dafür Sorge getragen, dass sich keine feste Szene im öffentlichen Raum vor der Einrichtung bildet. „Es wird eine Hausordnung geben, die Spielregeln müssen eingehalten werden", sagte Sabine Lauxen. Bei der konkreten Konzeption bewegt sich die Stadtverwaltung im Rahmen dessen, was das Land an Regeln für Drogenkonsumräume vorgibt. Die Erlaubnis für den Betrieb eines Drogenkonsumraums wird vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen erteilt.

Unterstützung der Quartiere weiter im Blick

Markus Schön machte auf weitere Maßnahmen aufmerksam, die in den Quartieren rund um den Standort des neuen Drogenhilfezentrums geplant sind. In den Quartieren Stephanplatz und Hardenbergviertel sind in der Vergangenheit Quartiershelfer installiert worden, das Umfeld wurde gestaltet. Im Zuge des Projekts WIQ (Wir im Quartier) wird in beiden Quartieren ein beschäftigungsfördernder sozialraumorientierter Ansatz für Familien verfolgt. Die Fördermittel-Projekte „Freiraum 21" und die Aufstellung eines Pop-up-Containers am Albrechtplatz zur Nutzung für unterschiedliche Akteure im Quartier sind bereits in der Umsetzung. Weitere Maßnahmen im Rahmen der Initiative „bewegte Quartiere" sowie die intensive Zusammenarbeit zur Vernetzung, unter anderem mit dem Bürgerverein Schinkenplatz, innerhalb der beiden Sozialräume werden seit längerem vorgenommen.

Zu einem ausführlichen Beitrag mit den meistgestellten Fragen rund um das Drogenhilfezentrum und mit den entsprechenden Antworten gelangen Sie hier.

Die Stadt lädt alle Interessierten zu einem digitalen Bürgerdialog ein. Hier erfahren Sie mehr.

 

 

 

Weitere Informationen zum Drogenhilfezentrum aus dem Pressearchiv:
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