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Kunstmuseen Krefeld: Blind Date mit Otto Eckmann

Veröffentlicht am: 10.06.2022

Die Künstlerin Shannon Bool mit einem Druck, der den Grafiker Otto Eckmann zeigt. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation; Andreas Bischof
Die Künstlerin Shannon Bool mit einem Druck, der den Grafiker Otto Eckmann zeigt.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation; Andreas Bischof

Künstlerin Shannon Bool trifft auf den wichtigen Gestalter des Jugendstils

„Ich hatte ein Blind Date mit Otto Eckmann", lacht Shannon Bool. Die kanadische Künstlerin, Jahrgang 1972, nahm die Einladung aus Krefeld gerne an, um den unbekannten „Dandy" (1865-1902) kennenzulernen. Der Grafiker, Maler und Typograph Otto Eckmann gehörte zu den wichtigen Gestaltern des Jugendstils und zu den zentralen Mitstreitern der Reformbewegung in Deutschland - heute ist sein Werk kaum noch bekannt, wohl auch wegen seines frühen Todes mit 36 Jahren. Seinen Nachlass hinterließ er aufgrund persönlicher Verbundenheit zu etwa gleichen Teilen den Kunstgewerbemuseen in Berlin, Hamburg und Krefeld. Wie eng die Beziehung zwischen Eckmann und dem Krefelder Haus war, mag auch daran abzulesen sein, dass der gebürtige Hamburger das erste KWM-Logo entwarf. Das Konvolut im Bestand der hiesigen Kunstmuseen umfasst rund 300 Arbeiten und Quellen - ein Schatz, den nun Sammlungskustodin Dr. Magdalena Holzhey und Bool für den „Sammlungssatelliten #8" zu der faszinierenden Ausstellung „Alles was jetzt entsteht, ist der Stil unserer Zeit" mit Arbeiten der Kanadierin zusammenfügten.

„Dieser bedeutende Bestand, der die Vision einer ganzheitlichen Gestaltung so sprechend abbildet, ist bislang kaum gezeigt worden", sagt Museumsleiterin Katia Baudin. Darunter befinden sich zahlreiche Skizzenbücher und Studien, Korrespondenz, Bleistift- und Tuschezeichnungen, Typographie, Druckgrafik, aber auch Kleiderstoffe sowie Entwürfe für Möbel, Lampen, Glasfenster und gezeichnete Zimmereinrichtungen. „Seine Aufarbeitung verbindet sich nun mit einem zeitgenössischen Blick auf den Jugendstilkünstler, der vielschichtige, aktuelle Perspektiven eröffnet - ein Ansatz, den die Reihe der Sammlungssatelliten grundsätzlich verfolgt", betont Baudin. Auf diese Herausforderung sich hat sich Shannon Bool eingelassen, der Eckmann zuvor völlig unbekannt war. Ihre Spurensuche begann natürlich im Archiv des Museums, was sie als Detektivarbeit betrachtet: „Ich habe viele private Unterlagen in die Hand nehmen können, die mir andere Türen geöffnet haben." So lernte sie den Menschen und Künstler immer besser kennen.

Das erste KWM-Logo gestaltet von Otto Eckemann. Shannon Bool präsentiert ihren Wandteppich in der neuen Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum.  Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Das erste KWM-Logo gestaltet von Otto Eckemann. Shannon Bool präsentiert ihren Wandteppich in der neuen Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Jacquard-Wandteppich

Dabei eröffnete sich ihr ein Bild eines jungen, dandyhaften Mannes, der sich auf dem Sprung zu einer großen Karriere befand. „Er hatte leider nicht mehr die Chance, sich zu professionalisieren", so die Künstlerin. Aus ihrer Annäherung an Eckmanns Werke entstanden für die Krefelder Ausstellung vier eigene Arbeiten: Ein großformatiger Jacquard-Wandteppich (Night Heron) mit grafischen Elementen von Eckmann und zwei Berliner Straßenlaternen („Gaslight Görli" und „Gaslight Wilmersdorfer Witwen") im Stil des 19. Jahrhunderts und die Marmorbank „Against the Grain" mit eingeritzten Zitaten von Eckmann Werken. „Dabei greift sie Charakteristika des Jugendstils ebenso auf wie sie überraschende Facetten von Eckmanns Werk freilegt - etwa sein humorvolles und dynamisches Linienspiel", so Holzhey. Bools Kunstwerke treten so in einen Dialog mit den Exponaten Eckmanns, die klug ausgewählt zahlreiche Facetten seines kurzen Schaffens abbilden.

Das ist Shannon Bool

Shannon Bool hat in Vancouver, New York und Frankfurt am Main studiert, ist seit 2017 Professorin an der Kunsthochschule Mainz und lebt in Berlin. Ihre Werke befinden sich in renommierten Sammlungen wie dem Kunstmuseum Bonn, Metropolitan Museum New York, Lenbachhaus München oder The National Gallery of Canada. Sie ist in der jüngsten Vergangenheit bei nationalen wie internationalen Ausstellungen beteiligt gewesen.

Zu der Reihe „Sammlungssatelliten" werden Künstler eingeladen, sich mit einzelnen Werken oder Konvoluten der museumseigenen Sammlung auseinanderzusetzen und diese auf neuartige Weise zu erschließen. Die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West ist seit einigen Jahren Partner der „Sammlungssatelliten". „Die Reihe schafft es, Kunst, Museum und Bürger zusammenzubringen", sagt Vera Pues, Projektmanagerin der Stiftung.

Die Ausstellung „Alles was jetzt entsteht, ist der Stil unserer Zeit" im Kaiser-Wilhelm-Museum am Joseph-Beuys-Platz in Krefeld geht bis Februar 2023. Ein Katalog befindet sich zurzeit in Produktion. Weitere Informationen und Veranstaltungen zum Sammlungssatelliten stehen unter www.kunstmuseenkrefeld.de. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben kostenfreien Eintritt in alle Krefelder Museen.