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Krefelds Start-Up webt virtuelle Welten

Veröffentlicht am: 01.10.2019

Eindrücke wie aus einem Computerspiel: So hat man die Burg Linn und die Alte Synagoge noch nicht gesehen. Grafik: Die Weltenweberei
Eindrücke wie aus einem Computerspiel: So hat man die Burg Linn und die Alte Synagoge noch nicht gesehen.
Grafik: Die Weltenweberei

Ob die Burg Linn im 14. Jahrhundert oder der Ostwall während des Wirtschaftswunders - ein ausgezeichnetes Start-up macht Virtual-Reality- Ausflüge möglich.

Dafür gab es den diesjährigen Gründerpreis. Dass die „Krise als Chance" mehr sein kann, als eine schön klingende Floskel, haben vier junge Unternehmerinnen und Unternehmer in Krefeld unter Beweis gestellt. Das Quartett hatte nach seinem Game-Design-Studium bei einem Computerspiel- Entwickler angefangen. Beate Sucrow, Dominica Wester, Lukas Kuhlendahl und Janos Wokrina arbeiteten zusammen mit Feuereifer an einem Game-Projekt - bis dieses abrupt abgebrochen wurde. Also stand eine große Frage im Raum: Was nun? Sich woanders bewerben und damit die gut funktionierende Gruppe auseinander reißen? Oder den gemeinsamen Sprung in die Selbstständigkeit wagen? Die Vier entschieden sich für Letzteres, was im Rückblick goldrichtig war. Die Anfangszeit war typisch Start-up: „Wir haben das Wohnzimmer in meiner Wohnung an der Marktstraße ein wenig umgeräumt und konnten so an vier Rechnern gleichzeitig arbeiten", erinnert sich Lukas Kuhlendahl, Jahrgang 1991. Er stammt aus St. Tönis und war bereits während des Studiums in Düsseldorf nach Krefeld gezogen. Am 1. Mai 2017 gründeten sie offiziell die Weltenweberei GbR. Der Name ihrer Firma bezieht sich auf Krefelds große Textil-Vergangenheit und zeigt zugleich, was ihr Kerngeschäft ist: Das Erschaffen digitaler Welten.

Das bedeutet virtuelle Realität

Genauer gesagt „bauen" die Gründer eine virtuelle Realität, die „Virtual Reality", abgekürzt VR. Mittels spezieller Hightech-Brillen lässt sich in diese Welten eintauchen. Diese sind entweder komplett am Rechner entstanden, so ist es bei Computerspielen der Fall, oder sie spiegeln die Realität wider, indem man beispielsweise Videoaufnahmen digitalisiert. Die sich daraus ergebenen Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Für die wirtschaftliche Umsetzung dieses Potenzials wurde die Weltenweberei im Sommer mit dem „Krefelder Gründerpreises 2019" ausgezeichnet, der zum vierten Mal von der Wirtschaftsförderung Krefeld mit ihren beiden Partnern Volksbank Krefeld und Westdeutsche Zeitung vergeben wurde. „Der Preis ist eine tolle Plattform für uns, wir werden seitdem immer wieder darauf angesprochen", freut sich Lukas Kuhlendahl.

Das erste Projekt, das die VR-Experten mit ihrer eigenen Firma auf den Markt brachten, war ein Sprung in die 50er- und 60er-Jahre, auch bekannt als Wirtschaftswunderzeit. Sie simulierten, wie der Ostwall vor Jahrzehnten aussah und auf Passanten wirkte. Das Ergebnis kommt in der Demenztherapie des Helios-Cäcilien-Hospitals in Hüls zum Einsatz. Dank VR-Brille sollen sich die Patienten an früher erinnern, was den Therapeuten Anknüpfungspunkte bietet. Es war ein „pro bono"-Projekt, also ohne Honorar, aber mit sehr viel (medialer) Aufmerksamkeit verbunden. Projekt Nummer zwei kam dann aus Trier. „Ein Industrieunternehmen hatte uns auf Facebook gefunden und damit beauftragt, seine Ausbildungswerkstatt zu visualisieren", erklärt Lukas Kuhlendahl. „So kann sich die Firma beispielsweise auf Jobmessen noch besser präsentieren."

Aufträge aus ganz Deutschland

Solche Aufträge aus der freien Wirtschaft erhält die „Weltenweberei", die längst „richtige" Büros im K2 Tower an der Kleinewefersstraße bezogen hat, aus ganz Deutschland. In Krefeld sind sie vor allem „stark im kulturellen Bereich unterwegs". Dazu gehören die Visualisierung während der Zeit des Nationalsozialismus zerstörten Alten Synagoge und ein Programm für die Burg Linn: Mit diesem sollen vor allem junge Besucher Geschichte „hautnah" erleben können. Dafür springen sie - VR macht's möglich - ins 14. Jahrhundert und sehen sich mit einer drohenden Belagerung konfrontiert. Das kommt an: „Das Angebot findet so viel Zuspruch, dass unser Servicepersonal inzwischen darum bittet, ob wir nicht zusätzliches Personal zur Betreuung bekommen könnten", sagt Museumsleiterin Dr. Jennifer Morscheiser. Dabei seien es nicht nur die jüngeren Besucher, die das Spiel spielten, sondern auch die ältere Generation. „Wir sind damit also sehr zufrieden." Die Zusammenarbeit zwischen Burg Linn und Startup hatte sich aus einem anderen Projekt ergeben, einer mulitmedialen App, mit der man demnächst durch das Museum geführt werden soll. „Für diese App animierte die Weltenweberei bereits ,Augmented Reality-Objekte', die in dem Spiel gesucht werden können." In den entsprechenden Gesprächen seien dann viele Ideen entstanden, unter anderem auch die des VR-Games. In diesem Zusammenhang denkt das Museum im Moment über verschiedene weitere Projekte nach: Zum einen, ob und wie man das römische Kastell im Gelände erlebbar machen kann. Zum anderen, wie die Bataverschlacht 69 n.Chr. noch eindrucksvoller zu präsentieren ist. „Für beide Projekte suchen wir derzeit aber noch Sponsoren", erklärt Dr. Jennifer Morscheiser. Ihr bisheriges Fazit: „Die Zusammenarbeit mit der Weltenweberei war klasse und vollkommen unkompliziert." Das Ergebnis bereichere das Angebot im Museum ganz enorm.

 

 

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