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Gelduba soll Unesco-Welterbe werden

Veröffentlicht am: 01.01.2017

Der einstige römische Garnisonsort Krefeld-Gellep, das antike Gelduba, gelegen am Niedergermanischen Limes, soll Teil der internationalen Unesco-Welterbestätte „Grenzen des Römischen Imperiums" werden. Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und die Niederlande haben nun eine entsprechende Vereinbarung für die Anmeldung bei der Unesco im Landesmuseum Bonn unterzeichnet. „Wir machen heute einen wichtigen Schritt, damit der Niedergermanische Limes Welterbe wird", sagt Susan Lammers, Direktorin der Niederländischen Agentur für das Kulturelle Erbe. Die Niederlande planen als „Iead partner" den Antrag innerhalb der nächsten fünf Jahre bei der Unesco einzureichen. Der Niedergermanische Limes bestand zwischen 15 vor und circa 450 nach Christus und gehört damit zu den frühesten Grenzsystemen des Römischen Reiches und gleichzeitig zu den am längsten gehaltenen Grenzabschnitten.

Bewerbung hat große Aussicht auf Erfolg

Die Initiative für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ging vom Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) aus. Da der Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien sowie der Obergermanisch-Raetische Limes in Deutschland schon als Unesco-Welterbe anerkannt seien, habe die Bewerbung große Aussicht auf Erfolg, so der LVR. Der Niedergermanische Limes wäre die sechste Welterbestätte in Nordrhein-Westfalen. „Das bedeutet eine enorme Chance für alle Beteiligten", betont Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Der touristische Wert von gut präsentierten archäologischen Plätzen stehe außer Frage. Das Land und die Regionen mit ihren Museen in kommunaler Trägerschaft könnten vor allem im Bereich Tourismus von der weltweiten Aufmerksamkeit profitieren.

Gemeinsam wollen sie den Rheinlimes als Weltkulturerbe bei der Unesco anmelden (von links): Walter Schumacher, Kulturstaatssekretär und Regierungsbeauftragter für das Unesco-Welterbe des Landes Rheinland-Pfalz, Mariette Pennarts, Kulturdezernentin der Provinz Utrecht, Susan Lammers, Direktorin der Niederländischen Agentur für das Kulturelle Erbe, Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Förderung durch die Bundesregierung

„Das ist eine Anerkennung und eine Wertschätzung für uns", freut sich auch Dr. Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn. „Das ist insgesamt für uns und die Region sehr wichtig", so Reichmann. Gellep gehöre zu den Lagern am Rhein, die als Bodendenkmal noch besonders gut erhalten sind. Durch die Bewerbung ergeben sich für das Museum Burg Linn zudem neue Möglichkeiten der Förderung. „Der Welterbestatus ermöglicht Sonderzuschüsse durch die Bundesregierung. Das Interesse der Bevölkerung an unserem kulturellen Erbe ist riesengroß und dementsprechend müssen Vermittlung und Präsentation auf hohem Niveau stattfinden", so Milena Karabaic, Kulturdezernentin des LVR.

Charakteristisch für den Niedergermanischen Limes ist der komplette Verlauf entlang des Rheins. Das unterscheidet ihn von den bisher als Welterbe anerkannten Landgrenzen. Die Grenze der Provinz Niedergermanien verlief 385 Kilometer von Rheinbrohl am Vinxtbach bis zur Nordseeküste bei Katwijk entlang des römerzeitlichen Rheinverlaufs. In Nordrhein-Westfalen beträgt der Limesabschnitt rund 220 Kilometer. Entlang dieser Strecke gibt es 19 Kommunen mit hochrangigen Fundplätzen des römischen Militärs. Zu den wichtigsten archäologischen Plätzen des Limes gehören unter anderem das Praetorium in Köln als Sitz des militärischen Oberbefehlshabers und Statthalters und das Doppellegionslager Vetera I in Xanten, das bis zu seiner Zerstörung 70 nach Christus mit 10.000 Mann größte Standlager im Römischen Imperium sowie das Hilfstruppenlager in Krefeld.

Das römische Kastell Gelduba mit seinen zivilen Siedlungen und Handelshäusern lag gegenüber dem alten Hellweg, der Handelsroute nach Germanien. Im Hafen wurden Waren aus dem Römischen Reich nach Germanien und umgekehrt umgeschlagen. In der Archäologischen Sammlung des Museums Burg Linn sind zahlreiche Funde aus den Militärbefestigungsanlagen und Modelle der römischen Kastelle zu besichtigen, die in den Jahrhunderten dort zuerst aus Holz, später aus Stein gebaut worden sind. Mit rund 6.500 Gräbern ist das an das Kastell angrenzende römisch-fränkische Gräberfeld das größte erforschte seiner Art in Europa.

Zu den anstehenden Aufgaben bis zur Einreichung des Antrages bei der Unesco gehören nun weitere Forschungen zur Ausdehnung und zum Erhaltungszustand der Plätze sowie die exakte Bestimmung der einzelnen Welterbeflächen in enger Abstimmung mit den Kommunen, meldet der LVR. Voraussetzung für die Anerkennung sei außerdem ein Managementplan, in dem notwendige Schutzmaßnahmen und die künftige Präsentation der Objekte festgelegt werden.

 

 

 

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Dr. Christoph Reichmann, ehemaliger Leiter des Museums Burg Linn, und Stadtarchäologe Dr. Hans-Peter Schletter (r.) vor einem freigelegten Bereich des Grabens. Die roten Markierung wurde nachträglich für eine bessere Wahrnehmung in das Foto montiert. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
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