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Krefelder Origami-Boot erinnert an Millionen Menschen auf der Flucht

Veröffentlicht am: 24.04.2024

Seit dieser Woche wird das Krefelder Origami-Boot in der Volkshochschule ausgestellt, eingeweiht wurde es von (von links) Mauga Houba-Hausherr, Markus Schön, Manal Alaf, Ulrike Vermeulen-Deimen, Doris Schlimnat, Meltem Stenz, Elisabeth Völlings, Amina Kassass und Martina Kuschel. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Seit dieser Woche wird das Krefelder Origami-Boot in der Volkshochschule ausgestellt, eingeweiht wurde es von (von links) Mauga Houba-Hausherr, Markus Schön, Manal Alaf, Ulrike Vermeulen-Deimen, Doris Schlimnat, Meltem Stenz, Elisabeth Völlings, Amina Kassass und Martina Kuschel.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Manal Alaf hat ihre Kinder gemalt. Nicht fröhlich, nicht fidel, nicht lachend. Ein Kind klammert sich an einen Rettungsring und schaut ängstlich und verletzlich drein. Das andere hat sich ebenfalls einen Ring gekrallt. Es reißt erschrocken die Augen auf. Was Manal Alaf aus dem syrischen Aleppo hier auf ein überdimensionales, fünf Meter langes Origami-Papierboot gemalt hat, ist keine Illusion. Sie hat ihre eigene Geschichte aufgemalt. Vor neun Jahren setzten Alaf und ihre Kinder, damals gerade drei und vier Jahre alt, in einem Boot übers Mittelmeer nach Europa über. Nun sind die drei Teil eines sozialkritischen Kunstprojekts, das an die Flucht von aktuell weltweit über 110 Millionen Menschen erinnert. Begleitet wird die Initiative von der städtischen Gemeinwesenstelle und der Krefelder Seebrücke. Seit dieser Woche ist das XXL-Boot im Foyer der Volkshochschule (VHS) am Von-der-Leyen-Platz ausgestellt.

Interkulturelles Projekt mit Ursprung in Sachen-Anhalt

Stadtdirektor Markus Schön zeigte sich bei der Eröffnung beeindruckt, aber auch bewegt ob des emotionalen Hintergrunds: „Dieses Projekt rüttelt auf und zeigt einmal mehr, dass man sich niemals an die inhumanen und lebensgefährlichen Fluchtrouten gewöhnen darf. Gleichzeitig ist es toll, dass hier ein interkulturelles Projekt entstanden ist, an dem Kinder, Geflüchtete und Ehrenamtliche mitgewirkt haben. Sie dürfen stolz auf ihr Kunstobjekt sein." Hinter dem Papierfaltboot liegt bereits ein längerer Weg. Die Quelle des Projekts liegt in Sachsen-Anhalt, wo die dortige AWO-Ehrenamtsakademie die Aktion im vergangenen Jahr angestoßen hatte. 110 Papierboote in Übergröße stehen stellvertretend für die global rund 110 Millionen sich auf der Flucht befindenden Menschen. Von Sachsen-Anhalt aus wurden die Boote in die ganze Republik verteilt, damit sie Schulen, Organisationen, aber auch Privatleute künstlerisch unter dem Leitthema Flucht und Migration gestalten. Als Mitglied des Städtebündnisses „Sichere Häfen" bewarb sich auch die Flüchtlingskoordination als Teil der städtischen Gemeinwesenstelle für ein Krefelder Origami-Boot.

„Ein besonderes Augenmerk lag für uns auf der Flucht von Frauen. Deshalb ist es auch ein Frauenprojekt geworden, mit dem wir ein deutliches Zeichen der Solidarität setzen möchten", sagt Doris Schlimnat, gemeinsam mit Meltem Stenz Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Krefeld. Zur Malgruppe gehörten zwei syrische Frauen und zwei Kinder, die selbst übers Mittelmeer flüchteten, sowie eine algerische, zwei ukrainische und drei deutsche Frauen. Unter der künstlerischen Leitung von Mauga Houba-Hausherr traf sich die Gruppe fünfmal im Keller des Stadthauses, um das Boot zu bemalen. Eine der beiden syrischen Frauen ist Manal Alaf, die auch ihre Kinder mit in die Aktion einbezog. Die Malerei, die Auseinandersetzung mit der eigenen Fluchtgeschichte habe einige Erinnerungen aufgewühlt, sagt Alaf. „Ich habe damals eine riesengroße Angst um meine Kinder gehabt." Die Frauen haben sich während der Projektarbeit viel über das Erlebte ausgetauscht, sich gegenseitig getröstet. Die Außenwand des Origami-Bootes trägt nun die Konterfeis zehn verschiedener Frauen. Sie sollen all die Frauen repräsentieren, die wegen Krieg, Verfolgung oder anderer Nöte ihre Heimat verlassen müssen. Teil des Projekts sind auch die sogenannten „Bootschaften". Die Krefelderinnen haben sich unter anderem für „Flucht ist kein Ausflug" entschieden. Am Bug des Schiffes prangt der Schriftzug „Krefeld - sicherer Hafen".

Krefelder Spender wird gesucht

Bis Montag, 13. Mai, steht das Krefelder Origami-Boot noch im VHS-Eingangsbereich, danach zieht es bis Montag, 27. Mai, weiter in die Mediothek am Theaterplatz. Anschließend wird es erst mit weiteren Booten vor dem Düsseldorfer Landtag und zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni am Berliner Lustgarten aufgestellt. An diesem Tag soll auch das Krefelder Boot mit einem Mindestgebot von 500 Euro versteigert werden. „Wir würden uns sehr freuen, wenn das Boot von einer Krefelderin oder einem Krefelder ersteigert werden und damit auch weiter der Krefelder Öffentlichkeit zur Verfügung stehen würde", sagt Doris Schlimnat und verweist auf die Möglichkeit von Ferngeboten. Der Erlös des Krefelder Origami-Bootes fließt ans Frauencafé im Forum sowie an die Krefelder Seebrücke.