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Zustandsbericht empfiehlt Neubauten für Schwimm- und Eissport

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Die Stadtverwaltung Krefeld hat unter dem Motto „Dem Sport in Krefeld eine Zukunft geben" einen umfassenden Sachstandsbericht zu Krefelds Sportstätten vorgelegt und gleichzeitig Grundsatzbeschlüsse formuliert, die von den zuständigen Gremien in den kommenden Wochen diskutiert und beschlossen werden können. In der Sportstättenkommission hatten drei Arbeitsgruppen mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, Vereinen und Bürgerschaft sowie externen Experten die Komplexe „Sportfreianlagen, Sporthallen und Sonderbauten" auf Bedarf und Zustand durchleuchtet.

„Mit dieser Bestandsaufnahme machen wir uns ehrlich und legen Fakten auf den Tisch. Wir wussten, dass es in der Sportinfrastruktur ähnliche bauliche Schwierigkeiten wie in anderen Bereichen gibt. Viele Sportanlagen und -bauten haben etliche Jahrzehnte auf dem Buckel und wurden lange stiefmütterlich behandelt. Diese Schwäche ist aber auch Chance, denn die Bedarfe der Nutzer haben sich verändert. Darauf können wir nun reagieren", sagte Oberbürgermeister Frank Meyer bei der Vorstellung der Ergebnisse. „Damit haben wir eine seriöse Grundlage geschaffen. Jetzt wissen wir woran wir sind." Auch Sportdezernent Markus Schön freute sich über die Arbeit der Sportstättenkommission: „Die Sportstättenkommission und ihre drei Arbeitsgruppen haben in gerade einmal 1,5 Jahren gute und fundierte Ergebnissen erarbeitet. Für dieses tolle Engagement bedanke ich mich bei allen Beteiligten aus Politik, Stadtsportbund, Fachschaften, Sportvereinen, Bürgerschaft und Verwaltung recht herzlich."

Baudezernent Marcus Beyer, Oberbürgermeister Frank Meyer und Sportdezernent Markus Schön (von links) haben Ergebnisse der Sportstättenkommission vorgestellt. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken
Baudezernent Marcus Beyer, Oberbürgermeister Frank Meyer und Sportdezernent Markus Schön (von links) haben
Ergebnisse der Sportstättenkommission vorgestellt.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken

Aus der Bäderleitplanung geht hervor, dass ein Bad der Grundversorgung für Schul- und Vereinsschwimmen benötigt wird. Die reine Wasserflächenzahl für Schul- und Vereinsnutzung ist grundsätzlich bedarfsdeckend, im Westen und im Zentrum der Stadt gibt es jedoch kein Bad. Neben der zu priorisierenden Wasserfläche für die Grundversorgung besteht ein Bedarf eines zeitgemäßen Freizeit- und Erholungsangebots für die Krefelder Bevölkerung. Dies könnte ein Familienbad mit einem 25m-Becken und einem Lehrschwimmbecken, einem Eltern-Kind-Becken, einem Familienerlebnisbereich und einer Saunalandschaft sein. Das Freibad Bockum könnte erhalten werden, zudem soll es ein weiteres Freibad im Krefelder Nordwesten, idealerweise am Standort in Hüls, geben.

Bockum oder Westparkstraße?

Die Sanierung beziehungsweise der Umbau des Badezentrums in Bockum war schon vor einigen Monaten durch die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht empfohlen worden. Demnach könnte der Neubau des Bades der Grundversorgung auf dem Gelände in Bockum entstehen, wohl aber auch in einem Sportzentrum auf der Westparkstraße. Dieser Standort bietet die Möglichkeit, ein neues Bad mit einem Neubau eines Eissportzentrums zu kombinieren. In Bockum rechnet die Verwaltung mit Bruttoinvestitionskosten in Höhe von rund 45,7 Millionen Euro, an der Westparkstraße würde das Bad in Kombination mit einer Halle für den Eissport samt zwei Eisflächen rund 82 Millionen Euro kosten - wovon 36,5 Millionen Euro auf den Eissport entfielen. Für eine gegebenenfalls notwendige Tiefgarage werden weitere 5,8 Millionen Euro berechnet. „Wir investieren heute jährlich drei Millionen Euro in das Badezentrum. Ein Badneubau würde eine erhebliche wirtschaftliche Verbesserung darstellen", so Rachid Jaghou, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der Stadt Krefeld. Die Kombilösung von Eissport und Badangebot führe zu weiteren Synergien im Bereich Energie, Personaleinsatz und Instandhaltung von mehr als 200.000 Euro pro Jahr. Über die Betriebszeit von 25 Jahren entspreche das einem Investitionsäquivalent von fünf Millionen Euro.

Eishallen sind marode

Interessant wird ein Sportzentrum auf der Westparkstraße auch deshalb, weil in der Rheinlandhalle und der Werner-Rittberger-Halle bereits in einem Gutachten aus 2017 erhebliche Abnutzungs-, Schaden- und Mängelerscheinungen festgestellt wurden. Eine Bevölkerungsbefragung im Herbst 2020 soll eine aktuelle Bedarfsermittlung ergeben, denn es gibt, anders als zum Beispiel im Bereich Schwimmen, keine gesetzlichen Vorgaben für ein Eissport-Angebot für Schüler. Der Bedarf bemisst sich daher nach Vereins- und Öffentlichkeitsansprüchen. Das Eissportangebot soll für Schulen und Öffentlichkeit jedoch vermehrt geöffnet werden. Für die Sonderbauten Bäder und Eissport wird es nun eine tiefergehende Prüfung der Standorte und ein Konzept zu Finanzierungs- und Betreibermodellen geben. Zudem sollen Fördermöglichkeiten geprüft werden.

Es fehlen moderne Anlagen

In der Arbeitsgruppe Sportfreianlagen gab es eine Bestands- und Zustandserhebung der Bezirkssportanlagen. Sie wurden zusammen mit dem Rhein-Ahr-Campus auf Grundlage gemeinsam definierter, objektiver Kriterien bewertet, die Priorisierung von Erhaltungsmaßnahmen und Modernisierungsvorhaben schloss sich an. „Im gesamten Stadtgebiet fehlen moderne Anlagen, die unter optimierter Gestaltung und Auslastung zu einem Mehrwert für Schulen, Vereine und Breitensport führen. Nicht alle der heutigen städtischen Sportfreianlagen können in der aktuellen Nutzung fortgeführt und unterhalten werden", so Oliver Klostermann. Der Leiter des Fachbereichs Sport und Sportförderung zeigte auf, dass die Anlagen am Rundweg in Uerdingen, am Reinersweg, in Traar und in Elfrath als zukunfstfähig anzusehen sind, nicht aber die Anlagen in Linn, am Schroersdyk, in Gellep, im Kaiser-Wilhelm-Park und an der Randstraße in der aktuellen Nutzung.

Rundweg in Uerdingen könnte neues Zentrum werden

Entsprechend fallen die Empfehlungen der Verwaltung für Grundsatzbeschlüsse in den politischen Gremien aus: Die als zukunftsfähig bewerteten Sportfreianlagen Reinersweg, Traar und Elfrath sollen unter Berücksichtigung der Bedarfe für Vereinssport und Schule modernisiert werden. Auf der als zukunftsfähig bewerteten Sportfreianlage Rundweg in Uerdingen soll es zu einer Weiterentwicklung der dortigen Flächen und Anlagen kommen, hier wird es zudem eine Standortprüfung geben, da eine Sporthalle in dem Bereich als erforderlich angesehen wird. Aufgrund der seitens der aktuellen Vereinsnutzer der Anlagen am Rundweg, in Linn und Gellep erklärten Bereitschaft, zukünftig auf einer neuen Sportanlage im Krefelder Südosten zu spielen, soll hierfür intensiv in eine Standortsuche eingestiegen werden. Für die Bezirkssportanlage Schroersdyk soll ein Nutzungskonzept erstellt werden, mit dem Ziel der Modellierung der Freianlage als quartiersnahe Bewegungsfläche - mit oder ohne den ansässigen Verein Viktoria Krefeld. Auch für die Bezirkssportanlagen Randstraße und Kaiser-Wilhelm-Park soll es Nutzungskonzepte unter Berücksichtigung der sich aus der Bevölkerungsbefragung ergebenden Bedarfe zur quartiersnahen Öffnung geben.

Hallenneubau in Uerdingen rückt in den Vordergrund

Aufgabenschwerpunkte der Arbeitsgruppe Sporthallen waren, Bedarf, Gebäudezustand, Ausstattung und Belegung zu ermitteln sowie eine zeitgemäße Entgelt- und Nutzungsordnung zu erstellen. Es zeigte sich in einer Entfernungs-Auslastungs-Matrix, dass nur bei einigen wenigen Turnhallen ein Optimum vorliegt. Bei etlichen Hallen ist eine Belegungs- und Auslastungsoptimierung notwendig. Klostermann: „Für jede Schulsportstunde müssen wir eine Hallenzeit hinterlegen. In der Summe haben wir einen Mangel. In einigen Hallen hätten wir noch Kapazitäten, aber man kann Schüler nicht durch die ganze Stadt transportieren. Im Osten der Stadt haben wir selbst mit den Hallen des SC Bayer ein Problem." So rückt ein Hallenneubau in Uerdingen in den Vordergrund. Der Grundsatzbeschluss sieht zudem vor, Defizite und Überangebote an Sporthallen hinsichtlich des Ausgleichs der Hallenbedarfe zwischen den Bezirken Mitte, West und Nord zu prüfen. Im Fall nicht gedeckter Bedarfe sind aus Sicht der Verwaltung Standortanalysen für Sporthallenneubauten zu erstellen. Das Zentrale Gebäudemanagement hat einen externen Dienstleister mit einer Gebäudezustandsanalyse für alle städtischen Immobilien beauftragt, darunter auch alle Sporthallen. Die Ergebnisse werden im Juli 2020 erwartet.